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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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Hause im
Bett, feststellen, dass alles nur ein dummer Alptraum war ... Die Kinder wären
schon wach, und gleich ... Schmerzhaft erinnerte sich Lisa daran, dass dieses
Zuhause nicht mehr existierte. Es gab kein zurück, nur ein Vorwärts für Gromek
und sie. Würde man ihnen glauben, sie vor einer Auslieferung an Direktor von
Eckersdorff und seine Helfershelfer bewahren, wenn sie jetzt festgenommen
wurden? Oder gab es eine vage Fluchtmöglichkeit, ein ...
    »O.k., verstanden - ... - Olaf eins, Ende.«
    Der Beamte nahm den Finger, mit dem er seinen Empfänger noch einen
Millimeter weiter in sein rechtes Ohr geschoben hatte, um besser hören zu
können, wieder herunter und öffnete ihnen schwungvoll die Tür zum Salon.
    »Bleibt nicht zu lange da drin. Klar!?«
    »Sicher nicht«, entgegnete Gromek und wirkte dabei so freundlich
und seriös, dass Lisa beinahe gelacht hätte.
    Sie musste unbedingt ihre Gefühle unter Kontrolle bringen. Alles
andere war unprofessionell. Lisa unterdrückte einen bitteren Laut. Eben hatte
sie sich noch neben Gromek am Boden liegen sehen, über sich die drohenden
Gesichter von Leibwächtern, die sie mit schnellen, groben Griffen zu handlichen
Paketen verschnürten und an einen feixenden Viktor Kilar übergaben, und jetzt
schritt sie an ebendiesen vorbei, als wäre alles in bester Ordnung. Es musste
also tatsächlich einen neuen Chefkoch geben. Aber wie hatte Gromek das
herausbekommen?
     
    Direktor Herrmann von Eckersdorff war unterdessen nicht mehr weit
davon entfernt, im Gespräch mit Sicherheitschef Platzynski seine Nonchalance
zu verlieren. Die Zeit drängte, und der Mann kostete ihn noch den letzten Nerv.
    »... Ich zweifle nicht an der Fähigkeit Ihrer Beamten«, versuchte
von Eckersdorff einen Punkt zu finden, an dem er einhaken konnte. »Aber wenn
ich Ihnen doch sage ...«
    Viktor Kilar stand daneben. Er hatte seine Armbanduhr ständig im
Blick und sah die Zeit dahinfließen wie eine Handvoll Sand, der ihm
unaufhaltsam durch die Finger rann. Mit jeder Minute, die dieser Hornochse
Platzynski sich ihnen verweigerte, sanken ihre Chancen, Gromek und Delius
rechtzeitig aufzuhalten. Waren sie schon bei Innenminister Steinhammer
angekommen? Viktor Kilar dämmerte allmählich, dass er sich auf einem sinkenden
Schiff befand, dessen Kapitän nicht wahrhaben wollte, dass die Autorität seines
Amtes Grenzen hatte und es Menschen gab, die er damit nicht beeindrucken konnte
- wie den Sicherheitschef des Bundesinnenministers.
     
    Hinter Gromek und Lisa hatte sich die Tür des Salons geschlossen.
Keine fünf Meter von ihnen entfernt saß Innenminister Dr. Hubertus Steinhammer
und hatte sie offenbar noch gar nicht bemerkt.
    »Woher wusstest Du das mit dem Chefkoch?« raunte Lisa Gromek zu.
    »Gleich nachdem ich mich umgezogen hatte, fiel mir in der Küche
ein Mann auf, der zwar gut Anweisungen geben konnte, aber immer wieder die
falschen Schranktüren aufmachte. Da lag der Schluss nahe, dass ...«
    »Es hätte doch genauso gut der alte Koch nach einem sechsmonatigen
Krankenhausaufenthalt sein können«, wandte Lisa entnervt ein.
    »War er aber nicht«, entgegnete Gromek leise, während er langsam
auf die Gesprächsrunde um den Minister herum zuging, ein Auge auf die
Leibwächter am Billardtisch gerichtet.
    Diese blickten synchron auf, als sie die Neuankömmlinge bemerkten,
und schätzten sie nach kurzer Musterung als unbedenklich ein. Ihre Kollegen,
die vom Treppenaufgang in der Empfangshalle bis vor diese Tür postiert waren,
hatten diese zwei Personen gewiss nicht ohne Kontrolle in den
Sicherheitsbereich gelassen.
    Gleichmäßig und nur scheinbar ruhig steuerten Gromek und Lisa auf
die Herrenrunde zu. Gromek stellte sein Tablett auf einem dunklen Eichentisch
ab und öffnete die Sektflasche mit einem gedämpften Knall, bevor er sie dem
Innenminister zur Begutachtung offerierte. »Mit freundlicher Empfehlung des neuen
Chef de Cuisine«, erklärte er mit der Stimme eines britischen Butlers, der
seine Erfüllung in der vollkommenen Ausübung seines Berufes gefunden hatte.
    Der Minister schaute auf. Er schien Gromek erst jetzt wahrzunehmen.
In Gedanken mit einem ganz anderen Thema beschäftigt und ohne das Etikett
wirklich zu lesen, antwortete er nur: »Ah, ja? Sehr aufmerksam von ihm.«
    Lisa hatte ihr Tablett ebenfalls auf dem Eichentisch abgesetzt und
stellte die Gläser bereit, indem sie sie umdrehte. Der Referent des Ministers,
der seit Stephan Freiherr von Hohenfels-Selms plötzlichem

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