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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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der Himmel auf den Kopf
gefallen. Er stammelte eine Entschuldigung und löste sich von dem munter
schwatzenden Kreis, der ihn nicht vermissen würde.
     
    Lisa und Gromek betraten die Empfangshalle. Hinter ihnen schloss
ein Bediensteter in dunkler Livree die schwere Eichentür. Im ersten Moment
waren sie überrascht von der Masse der anwesenden Menschen. Ein
Sicherheitsbeamter, der dem Eingangsbereich zugeteilt worden war, begrüßte sie
kollegial. Bald hatten beide ein Sektglas in der Hand und waren von Dutzenden
von Menschen umgeben, die ununterbrochen scherzten, lachten und erzählten.
    Auf ihrem Weg durch die Säle und auf der Suche nach Innenminister
Hubertus Steinhammer wurden sie alle paar Minuten von Sicherheitsbeamten
gegrüßt. Lisa schluckte. Sie hatte das Gefühl, dass jeder ihrer Schritte
haarklein beobachtet würde. Langsam begann sie sich einzubilden, sämtliche
BKA-Leute wüssten längst über ihr Vorhaben Bescheid. Nervös beugte sie sich zu
Gromek und fragte ihn leise: »Steht uns eigentlich auf der Stirn geschrieben,
wer wir sind, oder warum gucken die alle so?«
    Der sah sie abgeklärt an.
    »Selbst für einen BKA-Personenschützer ist die Sektion-4 noch immer eine Art Mysterium. Anders ausgedrückt: Solche Leute wie uns sehen
die nicht alle Tage. Und genau das sollten wir uns zunutze machen.«
    Gromek stellte sein geleertes Glas auf dem Tablett eines vorbeieilenden
Kellners ab. Lisa tat es ihm reflexartig nach.
    »Komm', jetzt oder nie. Der Minister muss in einem der Obergeschosse
sein, sonst wären die Treppenaufgänge nicht so gut bewacht.«
    Er nahm Lisas Arm und steuerte auf eine der beiden ausladenden
Treppen zu, an der mehrere Sicherheitsleute des Bundeskriminalamts zwanglos auf
ihren Posten standen. Mit einem ernsten und sehr dienstlich wirkenden
Gesichtsausdruck ging er wie selbstverständlich an den Beamten vorbei. Lisa tat
es ihm nach, während sie heimlich darauf wartete, von irgendjemandem auf den
Grund ihres Kommens angesprochen zu werden.
    Doch nichts passierte.
    Die Sicherheitsleute nickten ihnen lediglich zu und kümmerten sich
ansonsten nicht weiter darum, was sie taten. Die Sektion-4 war dem
Innenministerium angegliedert, und zwei hochrangige Angehörige dieses
Dienstes, Direktor Herrmann von Eckersdorff und Abteilungsleiter Viktor Kilar,
standen auf der Gästeliste, so dass die Anwesenheit von zweien ihrer
Mitarbeiter nicht als auffällig beurteilt wurde.
     
    In einem der zwei an die Empfangshalle angrenzenden Flügel des
weiträumigen Gebäudes schlängelte sich Kilar an den zahlreichen Gästen vorbei,
krampfhaft bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Er war auf der Suche nach
Gromek und Lisa. Die Nachricht, dass das SEK versagt hatte - und die beiden
nicht nur nach wie vor am Leben, sondern zu allem Übel auch noch vor Ort
anwesend waren - hatte ihn wie ein Faustschlag in den Magen getroffen. Er musste
nicht lange nachdenken, um sich ausmalen zu können, mit welchem Ziel sie an
diesem Abend hergekommen waren.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, steuerte er einen der Sicherheitsbeamten
an und erkundigte sich bei ihm nach seinen Agenten Gromek und Delius, mit denen
er dringend etwas zu besprechen hätte. Der BKA-Mann gab Kilars Frage über Funk
an seine Kollegen weiter und konnte ihm wenige Augenblicke später berichten,
wo sie sich aufhielten. Kilar bedankte sich betont jovial und machte sich auf
den Weg.
     
    In einem äußerst stilvoll, ja geradezu luxuriös eingerichteten
Salon, der mit einer dunklen Holztäfelung und schweren, jeden Schritt verschluckenden
Teppichen versehen war, saß Innenminister Dr. Hubertus Steinhammer in einem
behaglichen Sessel. Er befand sich in Gesellschaft seines Referenten und fünf
ausgewählter Gäste. Zwei der Wände des Raumes wurden von einer umfangreichen
Bibliothek eingenommen, und im rückwärtigen Teil war ein Billard-Zimmer
angegliedert. Während zwei Leibwächter, die einander so ähnlich sahen, dass sie
Brüder hätten sein können, die klackernden Elfenbeinkugeln zielsicher in den
sechs Löchern des Pool-Billardtisches versenkten, entspannte sich die
Herrenrunde bei einer guten handgerollten Zigarre, einer frisch eingeflogenen
Kiste Griffins aus der Dominikanischen Republik.
     
    Gromek und Lisa waren unbehelligt die Treppe hinaufgestiegen,
hatten die Ahnengalerie an der Edelholz getäfelten Wand glatt übersehen und
durchwanderten nun auf der Suche nach dem Innenminister das erste Obergeschoß,
das mit seiner gedämpften

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