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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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Stille einen beinahe unheimlichen Gegensatz zu dem
festlichen Lärm in der Eingangshalle bildete.
    Auch hier hingen Gemälde an den Wänden und zeigten einmal mehr
Grafen und Herzöge zu Pferde, Gräfinnen und andere Damen der Gesellschaft in
rauschenden Ballkleidern. Die Stimmen der Gäste aus dem Erdgeschoß klangen aus
dieser Entfernung wie das Summen eines unruhigen Bienenschwarms.
    »Ich würde sagen«, erklärte Gromek mit einem Blick in die menschenleeren
Gänge, die sich zu beiden Seiten vor ihnen auftaten, »in diesem Stockwerk ist
er nicht.«
    »Jedenfalls sieht es nicht danach aus«, stimmte Lisa zu und sah
sich ebenfalls um. Dabei blickte sie in einen schweren, in Gold gefassten
Spiegel, der zwei Meter hinter ihr an der Wand hing. Eine Gestalt war darin zu
erkennen, klein und noch weit entfernt, die die Treppe aufwärts stieg.
Überrascht hielt Lisa den Atem an, bevor sie ihn heftig wieder ausstieß: Es war
Viktor Kilar.
    Gromek folgte ihrem Blick. »Komm', gehen wir ihm nach. Ich nehme
an, er hat denselben Weg wie wir. Über unser Eintreffen hier ist er sicher
schon im Bilde.«
     
    Am Tor des Anwesens fuhr eine Limousine der 500er Mercedes
S-Klasse mit einem Begleitfahrzeug vor. Mit laufenden Motoren warteten die
Fahrzeuge in der beginnenden Abenddämmerung. Einer der beiden Wachposten trat
an den Chauffeur des ersten Wagens heran und leuchtete mit einer Taschenlampe
in das Fahrzeug. In dessen Fonds saß kein Geringerer als Sektion-4 -Direktor
Herrmann von Eckersdorff.
    »Guten Abend. Ihre Einladung, bitte.«
     
    Vorsichtig und mit großem Abstand waren Gromek und Lisa Viktor
Kilar ins dritte Obergeschoß gefolgt. Eine Anzahl Sicherheitsposten,
unterstützt von zwei Hundeführern, kontrollierte die nähere Umgebung des
Salons, in dem sich Innenminister Steinhammer befinden musste. Vor einer der
zahlreichen Türen standen zwei Leibwächter und unterhielten sich, ohne dabei
den Gang aus den Augen zu lassen. Auf diese steuerte Viktor Kilar nun zu.
Direkt vor ihnen blieb er stehen und begann Wort- und Gesten reich, etwas zu
erklären.
    »Schön«, resümierte Lisa, »jetzt wissen wir, wo er ist. Bleibt die
Frage, ob und wie wir hineinkommen.«
    Gromek überlegte einige Sekunden lang, dann drehte er sich um und
griff nach Lisas Hand.
    »Komm' mit. Ich habe da so eine Idee. Zwar keine besonders originelle;
dafür hat sie sozusagen Tradition.«
    Lisa verstand zwar nicht, worauf er hinauswollte, dennoch folgte
sie ihm ohne Widerspruch.
     
    Als Herrmann von Eckersdorff die Empfangshalle betrat, nahm der
Sicherheitsbeamte, der vor einer guten halben Stunde schon Lisa und Gromek
eingelassen hatte, respektvoll von Eckersdorff' Bowler entgegen und reichte ihn
an einen der Bediensteten des Hauses weiter. Routiniert erfasste Direktor von
Eckersdorff' mit einem Blick die Eingangshalle, entdeckte seinen
Abteilungsleiter, der soeben frustriert die Treppe herunterkam, und ging ihm
entgegen. Noch während der kurzen Begrüßung und ehe Kilar ihn umständlich in
eine halbwegs stille Ecke bugsieren konnte, war dem Sektion-4 -Direktor
klar, dass etwas nicht stimmte.
    »Gott sei Dank, dass Sie da sind. Ich fürchte, es gibt ...
schlechte Neuigkeiten. Die Agenten Gromek und Delius sind ... sind immer noch
... Sie ... sie befinden sich hier im Gebäude. Ich habe schon veranlasst, ...«
    »Soll das etwa heißen, die beiden Objekte sind immer noch nicht
ausgeschaltet!?« erwiderte von Eckersdorff gefährlich scharf und leise, ohne
seine Miene zu verziehen.
    »Verdammt nochmal, Kilar! Ich sagte doch: keine Fehler mehr! Die
wollen zu Steinhammer. Das ist ihre letzte Chance. Wer ist heute Abend der
Sicherheitschef?«
    »Ich habe mit den Leibwächtern gesprochen, die vor der Tür des
Innenministers ...«
    »Wer der Sicherheitschef ist, habe ich gefragt!«
    »Ein gewisser Platzynski, ein ...«
    »Platzynski? Platzynski? Ein guter Mann. Das macht es uns nicht
gerade leicht. Gehen Sie und holen Sie ihn her. Na los, machen Sie schon! Ich
warte.«
    Kilar verschwand in der Menge. Ihm war klar, dass sein weiteres
Schicksal, und auch das von Direktor von Eckersdorff, nun von diesem Platzynski
abhing. Einem BKA-Mann. Schon bei dem bloßen Gedanken wurde ihm schlecht.
     
    In weißer Kellner-Livree, mit schwarzer Fliege um den Hals und wiederum
veränderter Frisur traten Lisa und Gromek aus der Schwingtür der dampfenden
Küche im ersten Untergeschoß, begleitet von einem Schwall heißer Luft, die den
Geruch gebratener und fein mit exotischen

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