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Gromek - Die Moral des Toetens

Gromek - Die Moral des Toetens

Titel: Gromek - Die Moral des Toetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lutz
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Dahinscheiden das
ungeteilte Vertrauen seines Dienstherren genoss, war froh über die kleine
Abwechslung. Er beobachtete Lisa, die ihm gut zu gefallen schien, aus den
Augenwinkeln heraus und zwinkerte ihr in einem unbeobachteten Moment zu.
    Gewissenhaft schenkte Gromek den Sekt ein und achtete darauf, dass
der Schaum nicht überlief. Anschließend stellte er zwei der Gläser auf Lisas
Tablett und bewegte sich mit langsamen Schritten zu den Sicherheitsbeamten in
der Billard-Ecke. Einer von ihnen versuchte gerade, mit dem Hilfsqueue einen
besonders komplexen Stoß zu platzieren, der die weiße Kugel gegen die gelbe
eins und diese wiederum im richtigen Winkel gegen die Bande und somit in das
gegenüberliegende Loch befördern würde. Der andere, der von Gromek aus hinter
ihm stand, begann zu überlegen, warum sie mit einem Glas Sekt bedacht wurden,
obwohl dem Kellner doch klar sein musste, dass ihnen der Genuss von Alkohol
während der Dienstzeit strengstens verboten war.
    Gromek setzte das Tablett auf einem Beistelltisch neben dem
Ständer für die Queues ab. Nur mit Mühe konnte der zweite Leibwächter seinen
Blick von den Sektgläsern lösen.
    »Hier stimmt was nicht!« murmelte er seinem Kollegen zu, doch
nicht leise genug.
    Plötzlich ging alles sehr schnell.
    Blitzartig wandte Gromek sich um und verpasste dem ihm am nächsten
stehenden Leibwächter, der eben seinen Stoß platzierte, einen fürchterlichen
Kinnhaken. Augenblicklich ließ der Getroffene den Queue fahren, ballte beide
Hände zu Fäusten, warf sich noch im Fallen herum und versuchte, Gromeks Angriff
zu erwidern. Doch stattdessen taumelte er nach hinten, warf den schweren
Queue-Ständer um und zerbrach dabei mehrere leichtere Exemplare. Nur Sekundenbruchteile
später lag er still am Boden, nachdem sein Hinterkopf mit einem dumpfen
Geräusch gegen eine hervorspringende Kante der Holzvertäfelung gestoßen war.
    Der zweite Personenschützer reagierte sofort. Ihm blieb keine Zeit
mehr, um seine Waffe zu ziehen. Stattdessen versuchte er, Gromek zu umklammern
und ihn zu Boden zu reißen, bevor er weiteren Schaden anrichten konnte.
    Doch Gromek, der mit den Techniken und Griffen verschiedener
asiatischer Kampfkünste vertraut war, wich aus, packte den BKA-Mann mit der
rechten Hand am Arm, mit der linken am Genick, drehte sich selbst und seinen
Angreifer und brachte ihn in einer einzigen fließenden Bewegung zu Boden.
Sofort kniete er sich auf die Brust seines Gegners, zog dessen Smith & Wesson aus dem ledernen Gürtelholster und richtete den Lauf des Revolvers auf dessen
Stirn. Dann sah er sich nach dem anderen Leibwächter um.
    Der kam nur wenige Sekunden nach dem Aufprall wieder zu sich. Er
hatte eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen, doch das war ihm zu
diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Er zog die Beine an, sprang auf, langte
nach seiner Walther -Pistole und richtete sie dorthin, wo er Gromek
vermutete. Erst dann klärte sich seine Sicht.
    Bis zu diesem Punkt waren nur wenige Augenblicke vergangen. Gromek
kniete noch immer auf der Brust des überwältigten Leibwächters, welcher keinen
Widerstand leistete. Der Mann starrte lediglich entsetzt auf seinen Kollegen,
als fürchtete er, dieser könnte Gromek zu einer übereilten Reaktion provozieren.
    Tatsächlich spannte Gromek den Hahn der Smith & Wesson .
Mit einem metallisch kalten Klicken drehte sich die Trommel um eine Kammer
weiter. Aus ausdruckslosen Augen, leer wie die eines Haifischs, sah er den
zweiten Leibwächter über die Mündung der Walther hinweg an. Dann
erklärte er laut und deutlich, so dass alle Anwesenden es hören konnten:
    »Wenn Sie tun, was ich Ihnen sage, wird Ihrem Partner nichts
passieren. Ebenso wenig wie allen anderen in diesem Raum. Legen Sie ihre Waffe
langsam auf den Boden.«
    Der Leibwächter war unschlüssig. Seine Pistole war genau auf
Gromeks Kopf gerichtet. Auf eine Distanz von kaum zwei Metern würde er ihn
keinesfalls verfehlen.
    »Tun Sie, was er verlangt!«
    Schockiert hatten Innenminister Hubertus Steinhammer und die
anderen Anwesenden zugesehen, wie Gromek die BKA-Männer überwältigte. Obwohl
der Minister die beiden Eindringlinge im ersten Moment für Terroristen hielt,
wollte er auf keinen Fall, dass jemand von seiner Waffe Gebrauch machte.
    »Haben Sie nicht gehört?« herrschte Hubertus Steinhammer den Leibwächter
an. »Tun Sie, was er verlangt, und legen Sie die gottverdammte Waffe weg!«
    Mit spürbarem Widerwillen senkte der Leibwächter den

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