Großadmiral Thrawn 01 - Erben des Imperiums
langen Moment sahen sie sich nur an. »Ich bin Leia Organa Solo«, sagte sie schließlich. »Du wolltest mich sprechen?«
Sein Blick ruhte weiter auf ihr. Dann erhob er sich langsam und streckte eine Hand aus. »Deine Hand«, sagte er mit ernster, fremdartig akzentuierter Stimme. »Darf ich sie haben?«
Leia trat einen Schritt vor und reichte ihm ihre Hand, sich plötzlich bewußt, daß sie sich ihm damit unwiderruflich auslieferte. Wenn er wollte, konnte er sie packen und ihr das Genick brechen, bevor ihr irgend jemand zu Hilfe eilen konnte.
Er packte sie nicht. Er beugte sich nach vorn, ergriff vorsichtig ihre Hand, hob sie zu seiner Schnauze und drückte sie gegen zwei große Nasenlöcher, die halb unter Haarbüscheln verborgen waren.
Und roch daran.
Er roch wieder daran und wieder, sog den Geruch in langen, tiefen Zügen ein. Leia betrachtete die Nüstern, registrierte zum erstenmal ihre Größe und die weiche Geschmeidigkeit der Hautfalten, in denen sie lagen. Wie die eines witternden Tieres, erkannte sie. Eine Erinnerung blitzte in ihr auf: wie er sie im Haus umklammert und diese Nüstern gegen ihren Nacken gepreßt hatte.
Und nun hatte er sie sofort losgelassen…
Langsam, fast zärtlich, richtete sich der Fremde auf. »Also ist es wahr«, erklärte er und ließ ihre Hand los. Diese riesigen Augen starrten sie an, schwammen in Gefühlen, die sie mit ihren Jedi-Sinnen zwar erahnen, aber nicht identifizieren konnte. »Es war kein Irrtum.«
Abrupt fiel er auf die Knie. »Ich bitte um Vergebung, Leia Organa Solo, für meine Untaten«, sagte er, das Gesicht gegen den Boden gepreßt, die Arme ausgebreitet wie bei ihrer ersten Begegnung im Haus. »Unsere Befehle haben dich nicht identifiziert. Man hat uns nur deinen Namen genannt.«
»Ich verstehe«, sagte sie und wünschte, sie würde es tatsächlich. »Aber jetzt weißt du, wer ich bin?«
Der Fremde hielt das Gesicht noch immer gegen den Boden gepreßt. »Du bist die Mal'ary'ush«, sagte er. »Die Tochter und Erbin des Lord Darth Vader. Er war unser Herr.«
Leia sah ihn mit offenem Mund an und kämpfte um ihre Beherrschung. »Euer Herr?« wiederholte sie vorsichtig.
»Er kam zu uns in unserer dunkelsten Stunde«, erwiderte der Fremde ehrfürchtig. »Er erlöste uns vom Übel und gab uns neue Hoffnung.«
»Ich verstehe«, brachte sie hervor. Die Situation erschien ihr immer unwirklicher… aber eins stand fest – der Fremde, der vor ihr auf dem Boden lag, hielt sie für seine Herrscherin.
Und sie wußte, wie man sich als Herrscherin verhielt.
»Du darfst dich erheben«, sagte sie in jenem Tonfall, jener Haltung, die am alderaanischen Hof üblich gewesen waren. »Wie lautet dein Name?«
»Unser Herr nannte mich Khabarakh«, antwortete der Fremde, als er aufstand. »In der Sprache der Noghri…« Er gab einen langen, rollenden, verschlungenen Laut von sich, der für Leias Stimmbänder nicht geschaffen war.
»Ich werde dich Khabarakh nennen«, sagte sie. »Ihr seid also Noghri.«
»Ja.« Ein erster Funken Unsicherheit tauchte in den dunklen Augen auf. »Aber du bist die Mal'ary'ush«, fügte er halb fragend hinzu.
»Mein Vater hatte viele Geheimnisse«, versicherte sie ihm grimmig. »Ihr habt offenbar dazugehört. Du sagtest, er hat euch Hoffnung gegeben. Erzähl mir, wie.«
»Er kam zu uns«, erwiderte der Noghri. »Nach der gewaltigen Schlacht. Nach der Zerstörung.«
»Welche Schlacht?«
Khabarakhs Augen schienen in die Vergangenheit zu schweifen. »Zwei große Sternenschiffe trafen im Weltraum über unserem Planeten aufeinander«, sagte er mit ernster, leiser Stimme. »Vielleicht waren es mehr als zwei; wir haben es nie erfahren. Sie kämpften den ganzen Tag und den Großteil der Nacht… und als die Schlacht vorbei war, lag unser Land in Trümmern.«
Leia empfand Mitleid für ihn. »Wir haben nichtimperialen Schiffen oder Welten niemals absichtlich Schaden zugefügt«, sagte sie weich. »Was geschehen ist, war ein Unfall.«
Die dunklen Augen sahen sie wieder an. »Der Lord Vader dachte anders darüber. Er glaubte, daß es Absicht war, um die Seelen der Feinde des Imperators mit Furcht und Schrecken zu erfüllen.«
»Dann hat sich der Lord Vader geirrt«, erklärte Leia, ihm fest in die Augen blickend. »Unser Angriff galt dem Imperator, nicht seinen unterjochten Dienern.«
Khabarakh versteifte sich. »Wir waren nicht die Diener des Imperators«, widersprach er. »Wir waren ein einfaches Volk, das in Ruhe sein Leben führen
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