Großadmiral Thrawn 03 - Das letzte Kommando
Mitte der Höhle bis zur Decke reichte, stand Mara ans Geländer des Laufgangs gelehnt. »Sind wir hier richtig?« fragte er und warf einen Blick in die Runde, während er sich ihr näherte. Rund zwanzig andere Türen säumten in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen den Laufgang, und es gab vier einziehbare Brücken, die zu einer Arbeitsplattform rund um die zentrale Technosäule führten. Abgesehen von einigen ihrer Noghri, die in der Höhle verteilt Wache hielten, war alles leer.
Aber er hörte Geräusche. Von irgendwoher drangen Stimmen und das gedämpfte Brummen von Maschinen, untermalt vom leisen Klicken von Relais und einem seltsamen rhythmischen Pulsieren oder Rauschen. Als würde die ganze Höhle atmen…
»Wir sind hier richtig«, bestätigte Mara mit merkwürdig verändert klingender Stimme. Vielleicht hörte sie das Atmen auch. »Kommen Sie und sehen Sie es sich an.«
Han warf Luke einen Blick zu, und gemeinsam traten sie an Maras Seite und sahen nach unten.
Es war tatsächlich der richtige Ort.
Die Höhle war riesig und reichte unter dem Geländer mindestens zehn Stockwerke in die Tiefe. Sie war wie ein Sportstadion angelegt, und jede Etage war eine Art kreisförmige Terrasse an der Innenseite der Höhle. Jede Terrasse war etwas breiter als die über ihr liegende, reichte ein Stück weiter zum Zentrum der Kaverne und ließ das Loch um die Technosäule ein wenig schrumpfen. Überall führten Rohre entlang: große, die an die Zentralsäule angeschlossen waren, und kleinere, die den Rändern der Terrassen folgten, und noch kleinere, die mit den in regelmäßigen Abständen angelegten Metallringen verbunden waren, die die Terrassen und das Erdgeschoß übersäten.
Tausende von kleinen Ringen. Jeder die Deckplatte eines Spaarti-Kloning-Zylinders.
Luke an Hans Seite gab einen seltsam kehligen Laut von sich. »Kaum zu glauben«, sagte er halb ehrfürchtig, halb verblüfft.
»Glaub's ruhig«, riet ihm Han grimmig, griff nach seinem Makrofernglas und richtete es auf das Erdgeschoß. Das Rohrgeflecht verstellte ihm ein wenig die Sicht, aber er konnte Männer in Meditech- und Wachuniformen herumwimmeln sehen. »Sie laufen da unten wie aufgescheuchte Hühner herum«, sagte er. »Das ganze Erdgeschoß wimmelt von Sturmtruppen.«
Er warf Mara einen Seitenblick zu. Ihr Gesicht war verspannt, als sie die Kloning-Tanks anstarrte, und sie hatte den gehetzten Ausdruck eines Menschen, der von seiner Vergangenheit eingeholt wurde. »Löst es Erinnerungen aus?« fragte er.
»Ja«, sagte sie mechanisch. Sie blieb noch einen Moment länger stehen und richtete sich dann langsam auf. »Aber wir sollten jetzt handeln.«
»Schön das zu hören«, sagte Han und studierte ihr Gesicht. Sie schien sich wieder gefaßt zu haben, aber unter der Oberfläche brodelte es. Halte durch, Kleine, sagte er im stillen zu ihr. Es ist bald vorbei, okay? »Diese Säule in der Mitte sieht wie ein ideales Ziel aus. Wissen Sie irgend etwas über sie?«
Sie spähte durch die Höhle. »Eigentlich nicht.« Sie zögerte. »Aber vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit. Der Imperator war nicht der Typ, der auf Vorsichtsmaßnahmen verzichtet. Nicht, wenn er anderen schaden konnte.«
Han warf Luke einen Seitenblick zu. »Sie meinen, daß diese Anlage mit einem Selbstvernichtungsmechanismus versehen ist?«
»Es ist möglich«, sagte sie, wieder mit diesem gehetzten Ausdruck in den Augen. »Wenn ja, dann befindet sich die Kontrolle oben im Thronsaal. Ich könnte hinaufgehen und mich umsehen.«
»Ich weiß nicht«, sagte Han und sah hinunter in die KloningHöhle. Es war ein verdammt großer Raum, der sich wohl kaum mit einem einzigen Sack voll Sprengstoff zerstören ließ – insoweit mußte er ihr recht geben. Aber die Vorstellung, Mara allein mit ihren Erinnerungen im Thronsaal herumlaufen zu lassen, gefiel ihm auch nicht. »Danke, aber ich schätze, keiner von uns sollte sich hier allein herumtreiben.«
»Ich werde sie begleiten«, erbot sich Luke. »Sie hat recht – es ist einen Versuch wert.«
»Es wird kein Problem sein«, fügte Mara hinzu. »Vom Laufgang führt ein Wartungsdroiden-Turbolift fast bis ganz nach oben. Außerdem dürfte der Aufstand am Haupteingang die Aufmerksamkeit der Imperialen voll beanspruchen.«
Han schnitt eine Grimasse. »Okay, macht euch auf den Weg«, knurrte er. »Aber sagt uns Bescheid, bevor ihr den Knopf drückt, verstanden?«
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Luke mit einem freudlosen Grinsen.
Weitere Kostenlose Bücher