Großadmiral Thrawn 03 - Das letzte Kommando
schmaleren oberen Rand der Schildbarriere kriechen, zumindest nicht schnell genug, um außer Sichtweite zu sein, ehe die Blitzjäger eintrafen. Was ihm nur eine Richtung ließ. Nach unten.
Aber nicht unbedingt ganz nach unten…
Er blinzelte in den Himmel. Poderis' Sonne stand dicht über dem Horizont und näherte sich merklich dem vorläufigen Ende ihres Zehnstundenzyklus. Im Moment schien sie den herannahenden Blitzjägerpiloten direkt in die Augen, aber in fünf Minuten würde sie ganz hinter dem Horizont verschwunden sein. Dann würden die Suchtrupps wieder freie Sicht haben, und in der Nacht würde die Klinge seines Lichtschwerts für jeden von weitem erkennbar sein.
Es hieß jetzt oder nie.
Luke zog sein Lichtschwert unter der Robe hervor, zündete es und achtete darauf, daß die leuchtendgrüne Klinge von den heranbrausenden Blitzjägern nicht gesehen werden konnte. Mit der Spitze schnitt er vorsichtig dicht unterhalb des Randes eine längliche, schräg abfallende Vertiefung in die steile Schildbarriere. Seine Robe bestand aus relativ dünnem Material, und es dauerte nur eine Sekunde, den linken Ärmel abzureißen und ihn um die Finger seiner linken Hand zu wickeln. Die umwickelten Finger hatten festen Halt in der Vertiefung, die er soeben herausgeschnitten hatte und die lang genug war, um an ihr entlangzurutschen. Er klammerte sich fest, drückte die Spitze der Lichtschwertklinge gegen das Ende der improvisierten Schiene und schwang sich vom Dach. An den Fingern hängend, das Lichtschwert in der ausgestreckten Hand, fräste er eine Führungsrille in die Wand, an der er rasch in einem sanften Bogen die Schildbarriere hinunterrutschte.
Es war gleichzeitig erregend und furchteinflößend. Erinnerungen übermannten ihn: Der Wind, der um ihn heulte, während er durch den Zentrumskern von Cloud City, der Wolkenstadt auf Bespin, fiel; wie er nur Minuten später buchstäblich an den Fingerspitzen unter der Stadt hing; wie er im zweiten Todesstern auf dem Boden lag und durch seinen Schmerz die wütende Hilflosigkeit des Imperators spürte, als Vader ihn in den Tod stürzte. Unter seiner Brust und seinen Beinen glitt die glatte Oberfläche der Schildbarriere vorbei und führte ihn rasch zum Rand und der darunter klaffenden Leere…
Er hob den Kopf, blinzelte gegen den Wind an, der ihm ins Gesicht pfiff, und blickte über die Schulter. Der tödliche Rand war jetzt sichtbar, und er näherte sich ihm mit halsbrecherischer Geschwindigkeit. Näher und näher… und dann, in der letzten Sekunde, änderte er den Winkel seines Lichtschwerts. Die nach unten führende Schiene ging in die Horizontale über, und ein paar Minuten später kam er sanft zum Halt.
Für einen Moment hing er einfach da, schaukelte gefährlich an einer Hand, während er Atem holte und seinen Herzschlag unter Kontrolle brachte. Über sich, in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne deutlich erkennbar, sah er die Rille, die er soeben gefräst hatte, leicht nach links ansteigend. Über eine Strecke von hundert Meilen, schätzte er. Hoffentlich weit genug von der Falle der Imperialen entfernt. Er würde es noch früh genug erfahren.
Hinter ihm verschwand die Sonne unter dem Horizont und entzog die dünne Führungsschiene seinen Blicken. Vorsichtig, bemüht, den Griff seiner verkrampften Finger nicht zu lockern, begann er, ein Loch durch die Schildbarriere zu schneiden.
»Meldung vom Commander der Sturmtruppen, Admiral«, rief Pellaeon und verzog das Gesicht, während er sie vom Kommdisplay ablas. »Skywalker scheint sich nicht innerhalb des Kordons zu befinden.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Thrawn düster und funkelte seine Displays an. »Ich habe den Geheimdienst wiederholt davor gewarnt, die Reichweite von Skywalkers Spürsinn zu unterschätzen. Offenbar hat man mich nicht ernstgenommen.«
Pellaeon schluckte hart. »Jawohl, Sir. Aber wir wissen, daß er da war, und er kann nicht weit gekommen sein. Die Sturmtruppler haben einen zweiten Kordon eingerichtet und mit der gründlichen Durchsuchung der Gebäude begonnen.«
Thrawn holte tief Luft. »Nein«, sagte er, nun wieder mit gleichmütig klingender Stimme. »Er ist nicht in eins der Gebäude geflohen. Nicht Skywalker. Dieses kleine Ablenkungsmanöver mit dem Köder und dem Blaster…« Er sah Pellaeon an. »Nach oben, Captain. Er ist auf eines der Dächer geklettert.«
»Die Aufklärer suchen bereits in dieser Richtung«, sagte Pellaeon. »Wenn er dort oben ist, werden sie
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