Große Liebe Desiree
des Admirals an Bord des Flaggschiffes und wartete, während Lord Howe sorgfältig die Narzissen in den Kästen am Fenster wässerte. Es war allgemein bekannt, daß der alte Mann seit zwei Jahren mit der Blockade beschäftigt war und seitdem seine Heimat im Norden nicht mehr besucht hatte. Und für die nächsten sechs Monate würde er auch nicht mehr als diese Blumenkästen davon zu sehen bekommen, so wie der Krieg im Augenblick verlief. Zum erstenmal fragte Jack sich, ob es eine Lady Howe gab und was sie über eine so lange Trennung dachte. Nicht, daß ihre Meinung den Admiral interessiert hätte. Setzt einen Seemann an Land, erklärte Lord Howe jedem, der es hören wollte, und es gibt nur Ärger.
Bei mir ist das ganz sicher der Fall gewesen, dachte Jack unglücklich. Wenn er in tiefen Gewässer geblieben wäre, wohin er gehörte, hätte er niemals Désirée Sparhawk getroffen und sich in sie verliebt, niemals gegen die Befehle seines Admirals verstoßen, und niemals wäre sein Herz gebrochen, als sie in der Nacht vor der Hochzeit verschwand.
Und wenn er sie nicht getroffen hätte, wäre sie noch am Leben.
»Wie geht es Ihnen, Herendon?« fragte der Admiral schließlich. Mit einem tiefen Seufzer setzte er sich schwerfällig hinter seinen Schreibtisch. Die Messingkanne wirkte deplaziert zwischen den Logbüchern und Sextanten. »Haben Sie eine Nachricht von der jungen Lady?«
»Nichts, Sir.«
»Und auch nichts von meinen anderen Kapitänen im Ärmelkanal. Es ist eine traurige Sache, eine wirklich traurige Sache, und Sie haben mein ganzes Mitgefühl.«
»Danke, Sir.« Natürlich glaubte der Admiral, daß Désirée tot sei. Hatte er nicht nach fast vier Wochen selbst die Hoffnung aufgegeben? Aber zu hören, wenn ein anderer es aussprach, und die Beileidsbekundungen anzunehmen, das tat mehr weh, als Jack es zulassen wollte.
»Daß Sie Ihre Braut am Abend vor der Hochzeit auf diese Weise verloren haben - das ist eine Tragödie, wirklich«, fuhr der Admiral fort. »Und eine verdammte Verschwendung, wenn man bedenkt, was mit Monteil passiert ist.«
»Monteil, Sir?« fragte Jack überrascht. Er hatte nichts gehört, was dagegen sprach, daß der Händler weiterhin in Pa-ris lebte und sich vorsichtig im Hintergrund hielt, wo er sein gefährliches Spiel in der Revolutionspolitik spielte.
»Er setzte eine Pistole an seine Stirn und drückte ab. Man sagt, das Tribunal habe ihn als nächsten überprüfen wollen, weil er die falschen Ansichten hatte, was immer das zur Zeit in Paris sein mag.«
Lord Howe betrachtete sein Spiegelbild in der glänzenden Messingkanne und runzelte die Stirn. Wenn man daran denkt und an die Yankees, die mit eingezogenem Schwanz davonrannten und Krieg wollten, dann war alles, was Sie in den letzten sechs Monaten getan haben, umsonst. Sie hätten die arme kleine Frau in Rhode Island lassen können. Wohin man auch blickt, alles läuft schlecht.«
In Jacks Kopf drehte es sich. Désirée hatte so sehr gewünscht, daß ihr Land Frieden hielt, so sehr, daß sie ihr Zuhause verlassen hatte. Und nun war selbst das nur ein Traum gewesen. Von Obadiahs Tod zu Désirées, es war alles eine furchtbare Verschwendung gewesen.
»Aber Sie haben jetzt lange genug hier gewartet, Jack«, sagte der Admiral, während er die Papiere auf seinem Schreibtisch durchsah. »Ich habe hier etwas, das Sie ein wenig von Ihren Sorgen ablenken wird, etwas, das in Ihr Spezialgebiet fällt. Ich habe gehört, daß die Panthère wegen der Reparaturen in Boulogne liegt. Es würde mich nicht wundern, wenn sie noch mit den Schäden zu tun haben, die Sie ihr zufügten. Sie liegt da ganz allein. Was halten Sie davon, eine kleine Expedition zu planen, um sie zurück nach England zu holen?«
Jack begann sofort, in Gedanken die Einzelheiten auszuarbeiten. Er sah den Hafen vor sich und die Kanonen, die ihn bewachten. Es nagte noch immer an ihm, daß die Panthère der Aurora entkommen war, und er hatte nicht oft eine zweite Chance wie diese. Und Lord Howe hatte recht. Dies war einer der riskanten Einsätze, mit denen er sich einen Namen gemacht hatte, eine Kombination aus Wagemut, guter Planung, den besseren Männern und einer gehörigen Portion Glück.
»Sie werden nur eine Wache an Bord zurückgelassen ha-ben, Sir«, sagte er, »und mit den richtigen Männern könnte ich sie mit geschlossenen Augen holen.«
Aber Lord Howe runzelte wieder die Stirn. »Hören Sie, Herendon, ich will nicht, daß Sie selber gehen. Übernehmen Sie die
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