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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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erzählen. Es war so, wie Mary Clegg es ihr zu erklären versucht hatte. Jack hatte seine Befehle befolgt, und seine Befehle waren ihm heilig. Wie schwer es ihm gefallen sein mußte, Lord Howe nicht zu gehorchen und sie aus Portsmouth wegzubringen!
    Während dieser ganzen Zeit hatte sie ihn geliebt, und sie liebte ihn immer noch. Sie saß eingesperrt in dieser feuchten Zelle und sehnte sich danach, ihm zu sagen, daß sie ihn verstand, und danach, ihn wegen ihres Verschwindens um Verzeihung bitten zu können. Er hatte ihr ein furchtbares Unrecht zugefügt, aber er verdiente eine Chance, sich zu rechtfertigen, eine Chance, die ihr eigener Kummer ihm verweigert hatte. Aber wenn sie konnte, wollte sie es wiedergutmachen. Wenn er sie noch wollte, würde sie ihn sofort heiraten.
    Doch aus den Tagen waren Wochen geworden, und Jack hatte auf Bouchers Anfragen nicht geantwortet. Es schien, als hätte sie es mit ihrem Weglaufen zu weit getrieben, und nun mußte sie mit den Folgen fertig werden. Sie würde nie eine zweite Gelegenheit bekommen.
    Désirée schlief, als die Tür noch einmal geöffnet wurde. Der Mann ergriff ihren Arm und zerrte sie auf die Füße. Da erkannte sie Girbault, denselben Lieutenant, der sie von den Fourniers gekauft hatte. Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und packte sie am Kinn. Dann beugte er sich vor, um sie zu küssen. Sein Atem roch nach Wein. Désirée, die inzwischen hellwach geworden war, riß sich los und schlug dem Mann mit aller Kraft ins Gesicht. Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte er zurück. Er fluchte dabei und hielt sich die Wange. Die Tür stand noch immer offen, und Désirée wollte hinausstürzen, doch Girbault faßte nach ihrem Rock und riß sie zurück an seine Brust.
    Er atmete schwer und drehte ihr die Handgelenke auf den Rücken, während sie versuchte freizukommen. »Nicht so schnell, ma petite «, sagte Girbault heiser. »Schlau von dir, den Kapitän zurückzuweisen. Wer braucht schon Landgang, wenn die feinsten Ladies der Stadt hierher zu uns kommen, he?«
    Er schob sie in den Gang und auf die Stufen zu. Von oben konnte sie den Lärm von heiserem Lachen und Singen hören und das Stampfen der Tänzer. Es waren auch Frauenstimmen dabei, schriller, aber genauso wild wie die der Männer. Über allem lag Musik von einer Fidel und einer Flöte, klatschende Hände und stampfende Füße bestimmten der Rhythmus. Die Betrunkenen sangen auf französisch, aber das Lied war »Flowers of Edinburgh«, und seufzend dachte Désirée zurück an die Katy, wo sie zum erstenmal gehört hatte, wie Jack das Lied spielte.
    »Na los jetzt, ma belle américaine«, knurrte Girbault, während er sie die Stufen hinaufschob. »Nicht so schüchtern.«
    Désirée stand wie gelähmt da und betrachtete durch die Wolken von Tabakdunst das Bild, das sich ihr bot. Männer tanzten mit Frauen, mit Männern oder allein, versunken in ihrer weinseligen Welt. Andere waren da eingeschlafen, wo sie hingefallen waren, auf dem Boden oder an die Kanonen gelehnt. Am schlimmsten aber waren die Paare in den Kojen, die schamlos stöhnten und keuchten und vor aller Augen ihrem Vergnügen nachgingen.
    »Nein«, sagte Désirée atemlos und versuchte, sich gegen Girbault zu wehren. »Nein, oh, bitte nicht!«
    Aber während sie mit Girbault kämpfte, griff ein anderer Mann nach ihr. Er war groß und stark wie eine Eiche, und sein dicker, muskulöser Arm lag wie ein eisernes Band um ihre Taille.
    »Verschwinde, cochon «, knurrte Girbault und versuchte, sie aus der Umarmung des anderen zu befreien. »Die amerikanische Schlampe gehört mir!«
    Ohne ein Wort zu sagen, schlug der andere Mann mit der Faust zu und schleuderte Girbault zwischen die Tanzenden. Der Lieutenant lag flach auf dem Boden und rührte sich nicht, und mit einem ungeduldigen Tritt beförderte eine Frau den Bewußtlosen zur Seite, damit er ihr beim Tanz nicht im Weg lag.
    Désirée sah zu, und ihr Entsetzen steigerte sich, während sie sich gegen die Umarmung des Mannes wehrte. Sie würde von diesen Tieren zerrissen werden, vergewaltigt und mißbraucht, während die anderen zusahen und lachten. Sie geriet in Panik, schrie von Angst und trat mit aller Kraft gegen die Beine des Mannes.
    »Um Himmels willen, Désirée«, flüsterte der Mann ihr ins Ohr, »hab Mitleid mit meinen Schienbeinen.«
    Sie drehte sich um und sah sich ihrem Bruder gegenüber. Er trug einen gestreiften Mantel und eine Baumwollhose und war genauso unrasiert und schmutzig wie die anderen.

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