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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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muskulös, aber nicht annähernd so massig gebaut wie dieser. Und wie Jack so dastand, betont lässig und mit einem leicht gelangweilten Ausdruck in den blauen Augen, sah Désirée ein Unheil auf sich zukommen. Merkte er denn nicht, in welcher Gefahr er schwebte? Wenn er nicht verschwand, solange er noch konnte, würde Park ihn umbringen.
    Und sie würde niemals rechtzeitig zu Obadiah gelangen, um ihn zu retten. Sie würde nicht einmal erfahren, wo genau man ihren Bruder gefangenhielt. Und alles nur, weil diese beiden Männer sie als Anlaß für einen Kampf vorschoben. Sie packte Jack am Arm in der Hoffnung, ihn zurückhalten zu können, solange noch Zeit dafür war. Aber er lächelte nur dasselbe charmante und amüsierte Lächeln, an das sie sich noch von der Nacht, in der sie sich kennenlernten, erinnerte, und machte seinen Arm frei.
    »Ich verspreche Ihnen, daß es nicht lange dauern wird«, sagte er und reichte ihr seinen Filzhut, »und dann dürfen Sie mir verraten, warum Sie mich hierhergebracht haben.«
    Noch während er dastand und sie anlächelte, stürmte Park wild brüllend vorwärts, wobei er die Axt hoch über dem Kopf schwang. Désirée stieß einen Warnschrei aus, von dem sie wußte, daß er zu spät kam, um noch von Nutzen zu sein.
    Aber Jack brauchte diese Hilfe nicht. Instinktiv war er zur Seite gewichen, und Park schoß an ihm vorbei, vorwärtsgezogen vom Gewicht seiner geschwungenen Axt. Rasend vor Wut wirbelte er zu Jack herum. Genau in diesem Augenblick schmetterte Jack seine Faust an Parks Kinn und ließ ihn so, völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, auf den gefrorenen Boden taumeln. Bevor er sich erholen konnte, hatte Jack ihm die Axt entwunden und den Hügel hinuntergeworfen.
    »Ich sagte Ihnen schon vorher«, erklärte er bewußt höflich und sah auf Park hinunter, »daß es genug sei.«
    Die Männer im Kreis schwiegen erschüttert, und die Stille traf Park schlimmer als die Demütigung, von einem Engländer zu Boden geschickt worden zu sein. Brüllend torkelte er auf die Füße, zog ein Messer aus einem Futteral am Rücken seiner Weste und warf sich auf Jack. Der riß einen Arm hoch, um das Messer abzuwehren, und ergriff Parks Handgelenk, doch der Aufprall des schwergewichtigen Mannes riß sie beide zu Boden. Sie rollten übereinander, tretend und ächzend bei dem Versuch, den Griff des anderen zu lockern.
    In die umstehenden Männer kam wieder Leben. Sie riefen und beschworen Park und feuerten ihn an, während sie um die beiden kämpfenden Männer herumtänzelten.
    »In den Dreck mit dem elenden Feigling, Enos!« schrie einer dicht an Jacks Ohr. »Zieh ihm eins über, wie wir’s im Krieg gemacht haben!«
    Jack wußte, daß es dazu nicht kommen würde. Er fühlte, wie der andere Mann unvorsichtig und schwächer wurde und daß seine Konzentration nachließ. Einen Moment noch und er würde im Vorteil sein, dessen war er sich sicher. Er hatte diese Art zu kämpfen von einem Algerier gelernt, der ihm beibrachte, daß es vor allem auf die Geduld ankam, wenn ein Messer im Spiel war. Er konnte warten, und das würde er auch tun. Schade, daß er dem fetten Prahlhans nicht mit seinem eigenen Messer die Gurgel durchschneiden konnte, wie er es verdient hätte. Aber Gott allein wußte, was für eine Justiz hier in diesem lächerlichen Land betrieben wurde, und er hatte nicht den Wunsch, wegen Mordes aufgehängt zu werden. Parks Gesicht war dunkelrot und schweißüberströmt, er preßte die Augen zusammen vor Anstrengung. Noch eine Minute, überlegte Jack kühl, noch eine Minute und er würde ihn haben.
    Aber diese eine Minute gab es nicht.
    »Hören Sie sofort auf, Enos«, schrie Désirée, »und lassen Sie Kapitän Herendon gehen!«
    Jack sah sie aus den Augenwinkeln. Ihr schwarzer Umhang flatterte im Wind, und ihr Gesichtsausdruck war finster entschlossen, als sie mit einem schweren Kiefernbrett zum Schlag ausholte. Sie erwischte Parks Hand mit der flachen Seite des Brettes so hart, daß Jack den Schlag in seinem eigenen Arm spürte. Park schrie vor Schmerzen auf, und das Messer fiel ihm aus der Hand, als er von Jack wegrollte. Sie traf ihn noch einmal, diesmal zwischen den Schultern, und er kniete am Boden, seinen Kopf mit den Händen schützend, während die Männer, die ihn angefeuert hatten, auf ihn zeigten und ihn verspotteten.
    Sie streckte die Hand aus, um Jack auf die Füße zu helfen. Es war eine ungeduldige Geste, mehr ein Befehl als ein Angebot. Ihr Haar hatte sich gelöst und hing

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