Große Liebe Desiree
Macaffery verlieh seinen Worten mit einem mißbilligenden Schniefen Nachdruck und verneigte sich steif vor Jack.
»Dienste, Macaffery, haben nichts . ..«, begann Jack, doch abermals sah er die stumme Bitte in Désirées Augen und sprach nicht weiter. Auch wenn Macaffery ein alter Freund ihres Vaters war, er blieb ein steifer, übelriechender, herablassender Eindringling. »Ich bleibe der Lady zu Diensten.«
»Dann wird es Ihnen nichts ausmachen, Herendon, wenn ich Sie bitte, mir ein Gespräch unter vier Augen mit ihr zu gestatten?«
Jack sah ihn kalt an. »Kapitän Lord John Herendon, Sir, wenn ich bitten darf. Sie verletzen die Ehre meines Königs und meiner Familie, Sir, wenn Sie mich anders nennen.«
»Und ich, Sir, verletze meine Ehre, würde ich einen Mann über einen anderen stellen nur wegen der Umstände seiner Geburt.«
»In Anbetracht der Umstände, Macaffery, würde ich...«
»Jack, bitte.« Désirée glitt von der Koje und ging zu Jack hinüber. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm in der Hoffnung, den Streit zu schlichten, bevor er eskalierte. »Ich bin bei Mr. Macaffery gut aufgehoben. Wirklich.«
Jack wollte sie nicht allein lassen und schon gar nicht bei diesem Anwalt, aber der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ ihm keine andere Wahl. Er nahm ihre Hand von seinem Arm und zog sie an die Lippen. »In Ordnung. Ich bin in meiner Kajüte, wenn du mich brauchst.«
»Sie sollten ihn nicht so ärgern, Mr. Macaffery«, schalt sie, nachdem sie die Tür hinter Jack geschlossen hatte. »Er hat mir das Leben gerettet.«
»Tatsächlich?« bemerkte Macaffery verärgert. »Mir wird befohlen, diesen Mann mit all seinen barbarischen, veralteten Titeln anzusprechen, während Sie ihn schlicht >Jack< nennen dürfen und auch noch einen galanten Handkuß von ihm bekommen.«
Désirée errötete. »Das hat er zum erstenmal getan.«
»Aber bestimmt nicht zum letztenmal, denken Sie an meine Worte. Doch ich will nicht kritisieren. Nichts weniger als das.« Er verzog den Mund zu einem Lächeln. »Während ich gelitten habe wie der erbärmlichste Köter, haben Sie es erreicht, daß unser feiner Kapitän völlig in Sie vernarrt ist. Ich muß Sie loben, Désirée.«
»Aber ich habe gar nichts getan, Mr. Macaffery!« widersprach Désirée. »Während des Sturms habe ich Jack - ich meine Kapitän Herendon - nicht ein einziges Mal gesehen.«
»Um so bemerkenswerter ist das, was Sie in der kurzen Zeit erreicht haben. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie herausgefunden haben.«
Langsam ging Désirée rückwärts, bis sie hinter sich die harte Kante der Koje spürte. Was hatte sie über Jack herausgefunden? Daß er Flöte spielte, daß er einen Bruder hatte, der ihm nicht viel bedeutete, und eine tote Schwester, die ihm sehr viel bedeutet hatte. Daß er ebensogut küßte, wie er navigierte, daß er einerseits streitlustig und dickköpfig war und leicht in Wut geriet, andererseits freundlich und loyal war, und daß er für sie sein Leben riskiert hatte. Und sie hatte herausgefunden, daß sie ihn mochte, ihn sehr gern mochte, weit mehr, als es schicklich oder angemessen war. Und in ihren kühnsten Träumen durfte sie nicht hoffen, daß ihre Gefühle in gleichem Maße erwidert wurden.
»Los jetzt, Mädchen, irgend etwas muß es doch geben nach all der Zeit, die Sie mit ihm verbracht haben«, drängte Macaffery ungeduldig. »Männer wie er hüten im allgemeinen nicht alle ihre Geheimnisse vor den Frauen, die sie küssen. Ach kommen Sie, Désirée, sehen Sie mich nicht so schockiert an. Wenn Sie zulassen, daß Herendon Sie auf Deck verführt, so daß alle Welt Ihnen dabei zusehen kann, dürfen Sie sich nicht wundern, wenn alle Welt hinterher darüber spricht.«
»Es tut mir leid«, sagte sie leise. Während Macaffery jetzt alles so offen aussprach, mußte sie an ihren letzten Abend zu Hause denken und daran, wie ihre Großmutter fest darauf vertraut hatte, daß sie sich anständig benahm. »Ich wollte nicht so leichtsinnig sein.«
»Sie haben allen Grund, leichtsinnig zu sein, wenn es Ihnen hilft, Herendons Vertrauen zu gewinnen. Von mir aus können Sie mit ihm schlafen. Es wäre in unser aller Interesse, wenn Sie es tun würden.«
»Mr. Macaffery!«
»Tun Sie nicht so empfindlich, Désirée. Ihr Einsatz ist vergleichsweise ungefährlich, wenn Sie daran denken, wie sehr Ihr Vater und Ihr Bruder bereit waren, ihr Leben zu riskieren.« Er zog ein zerknülltes Taschentuch aus der Jackentasche, und während er damit seine Oberlippe
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