Große Liebe Desiree
klickten, versuchte sie, an ihren Bruder zu denken und nicht an das, was sie und Jack auf eben diesen Polstern getan hatten.
Zwei Tage später, als sie wieder in der Morgensonne saß, kam Macaffery zu ihr.
»Sie sollten nicht hier sein«, sagte sie aufgebracht.
»Das sollten Sie auch nicht, Désirée.« Er setzte sich neben sie, nahm das Wollknäuel in die Hand und warf es immer wieder spielerisch in die Höhe. Er war glatt rasiert, seine Perücke war frisch gelockt und gepudert, und seine Kleidung war sauber. Seine Seekrankheit hatte er offensichtlich überwunden. »Es hat so lange gedauert, bis ich einen Matrosen fand, der sich bestechen ließ, damit ich mit Ihnen sprechen konnte.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Mr. Macaffery.« Sie fing das Knäuel in der Luft über seiner Hand ab, wickelte das lose Garnende darum, steckte die fünfte Nadel hinein und legte es mit der halbfertigen Socke zusammen in ihren Handarbeitskorb. »Kapitän Herendon und ich sehen uns nicht, und daher habe ich auch nichts zu berichten.«
Macaffery schüttelte in geheuchelter Besorgnis den Kopf. »Ah, Désirée, sagen Sie mir nicht, daß Sie unsere Vereinbarung vergessen haben. Nichts hat sich geändert. Die veränderten Umstände betreffen nicht mich, vor allem nicht, weil es in Ihrer Macht steht, sie zu beeinflussen.«
Sie sah ihn an. »Der Kapitän hat mich in meine Kajüte verbannt, und ich kann nichts daran ändern.«
»Dieses >Kapitän< gefällt mir nicht. Wo ist das viel nettere, persönlichere >Jack< geblieben?« Macaffery schnalzte mit der Zunge. »Ich denke, das wäre ein erster Schritt zur Erleichterung Ihrer Haftbedingungen. Obwohl Sie hier ja nicht gerade leiden. Sie sollten den kümmerlichen Raum sehen, in dem ich untergebracht bin.«
Désirée erhob sich und begann, hin und her zu gehen. Sie konnte nicht länger ruhig neben ihm sitzen. »Sie verstehen nicht. Er will mich nicht sehen, bis wir in England sind, und dann werden wir nur solange zusammen sein, wie wir brauchen, um Obadiah zu befreien. Er wird mir niemals vertrauen.«
»Hören Sie auf, mich zu langweilen, Désirée«, entgegnete Macaffery scharf. »Es gibt niemanden auf dem Schiff, der nicht weiß, was Sie zu Herendon über den Deserteur gesagt haben. Die Männer sind immer noch der Meinung, daß er Sie, obwohl Sie eine Frau sind, hätte verprügeln lassen sollen, und sie sind enttäuscht, daß er es nicht getan hat. Er hat eine Schwäche für Sie. Sie können von Glück sagen, Mädchen, und Sie sollten Ihre Zunge hüten. Oder vielmehr, machen Sie bei unserem guten Kapitän besser Gebrauch davon. Es bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit.«
Sie stand neben dem Schreibtisch und legte die Hand auf die geschnitzte Lehne von Jacks Sessel. »Mr. Macaffery, ich kann nicht tun, worum Sie mich gebeten haben. Nicht nur weil... weil ich mich nicht für so etwas hergeben will, sondern auch, weil Jack ... ich meine, weil der Kapitän kein Interesse an mir hat.«
»Wenn er kein Interesse hat, warum segelt er dann so, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her, he?« Macaffery warf die Hände in die Luft, um seine Worte zu unterstreichen. »Sie sind die erste Frau, die Herendon je an Bord gebracht hat, und er verliert fast den Verstand, so sehr will er Sie. Bei jedem Wetter läuft er auf dem Deck hin und her, jeden Morgen hantiert er möglichst lange an seinem Jabot herum in der Hoffnung, Sie zu sehen, und er blickt zu den Sternen hinauf wie ein verliebtes Mondkalb. Wenigstens sagen das die anderen, und einige von ihnen fahren schon seit Jahren mit ihm. Sie sollten versuchen, die Tür heute nacht offen zu lassen. Er wird Ihnen sein Interesse bald zeigen.«
Er lachte, und Désirée wurde rot. »Und was Ihren anderen Einwand angeht, meine überschlaue Miss Sparhawk, empfehle ich Ihnen, sich an unser letztes Gespräch zu erinnern. Denken Sie an Jeremiah, denken Sie an Ihre Großmutter. Stolz wird Ihnen nichts einbringen. Ich tue, was ich tun muß, und das sollten Sie auch.«
»Was zur Hölle machen Sie hier, Macaffery?« fragte Jack. Breitbeinig stand er in der Türöffnung, und die Spritzer von Salzwasser glitzerten noch auf seinem dunklen Mantel. »Dies ist mein Privatquartier, und Sie haben keinen Grund, hier zu sein. Raus mit Ihnen!«
»Der Grund, Herendon, ist der, daß Sie es verdammt schwierig gemacht haben, Miss Sparhawk zu sehen. Sie werden sich erinnern, daß wir zusammen reisen.« Ohne besondere Eile begab Macaffery sich zur Tür. Er ging noch immer sehr
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