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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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hast, war unverzeihlich. Vor meinen Leuten hast du meine Entscheidung in Frage gestellt. Auf diesem Schiff gelten nicht die Regeln einer halbausgegorenen amerikanischen Demokratie. Dies ist ein Kriegsschiff, und mein Wort ist Gesetz.«
    Sie wußte, daß er recht hatte - sie war schließlich in einer Familie von Schiffsführern aufgewachsen -, und doch haßte sie es, wenn er so zu ihr sprach, sie belehrte, während sie versuchte, sich zu entschuldigen. »Jack, ich wollte nicht...«
    »Was du wolltest, war das, was du getan hast«, entgegnete er streng und bemühte sich, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten. »Wieder einmal hast du deine verdammte Familie über alles andere gestellt, diesmal über das Wohlergehen jedes einzelnen Mannes auf diesem Schiff. Ich wollte, ich hätte nie von irgendeinem von euch Sparhawks gehört!«
    Seine Heftigkeit erschreckte sie, vor allem wenn sie an Obadiah dachte. »Wenigstens wissen wir, wie man sich ehrenhaft verhält. Von uns hätte keiner getan, was du mir angetan hast. Mich in dem Glauben zu lassen, du würdest das andere Schiff angreifen!«
    »Du glaubtest, was du glauben wolltest, Désirée. Weil ich Engländer bin, bin ich ein Schuft. Weil du eine Sparhawk bist, bist du vollkommen.«
    Wutentbrannt wollte sie ihn schlagen, aber im letzten Moment fing er ihr Handgelenk ab.
    »Ich hasse dich!« rief sie. Sie preßte die Zähne zusammen, während sie versuchte, sich zu befreien. »Ich hasse dich und deine so hoch geschätzte Kriegsmarine, und wenn es einen anderen Weg gäbe, meinem Bruder zu helfen, würde ich den wählen und dich selbstgefälligen Menschen nie mehr Wiedersehen!«
    »Dann wäre uns beiden geholfen, Miss Sparhawk.« Er öffnete die Tür zu ihrer Kajüte und schob Désirée hinein. »Für die Dauer dieser Reise wirst du dich hier aufhalten. Du wirst weder an Deck gehen noch mit irgend jemandem hier an Bord sprechen. Deine Mahlzeiten werden dir gebracht, und du wirst sie allein zu dir nehmen. Und vor allem wirst du darauf achten, mir aus dem Weg zu gehen, denn, bei Gott, ich möchte dich ebensowenig sehen wie du mich.«
    Bevor sie etwas entgegnen konnte, schlug er die Tür zu.
    Jack hielt sein Wort, und Désirée hielt ihres. Sie blieb allein in ihrem fensterlosen Quartier und sah niemanden außer Harcourt, der ihr schweigend ihre Mahlzeiten auf goldgerändertem Porzellan vom Tafelgeschirr des Kapitäns brachte und vor der Tür wartete, bis sie fertig war und er ihre Teller auf seinem runden Mahagonitablett wieder mitnehmen konnte. Sie kleidete sich an und aß und versuchte, bei dem schwachen Kerzenlicht zu lesen oder Handarbeiten zu machen. Jeder Tag zog sich unendlich in die Länge, bis sie die Stunden zählte und wußte, daß es wieder Nacht war und sie sich auskleiden, in ihre Koje steigen und so tun konnte, als schliefe sie.
    Wie bei jedem Gefangenen wurde ihr Gehör im Laufe der Zeit feiner. Durch die Balkenwand hindurch, die sie von Jack trennte, hörte sie die Geräusche, die seinen Tagesablauf begleiteten, und kannte diesen bald genausogut wie ihren eigenen. Seine Mahlzeiten, die er wie sie alleine einnahm, seine Treffen mit den Lieutenants, dem Schiffsführer, dem Kommandierenden der Matrosen, geduldiger Unterricht für die Kadetten in Navigation, die Stunden spät in der Nacht, wenn seine Arbeit getan war und er sich dem Flötenspiel zuwandte.
    Dann lag Désirée ganz still in der Dunkelheit und lauschte. Jack konnte am Tage vor den anderen hart und streng auftreten, aber bei seiner Musik konnte er sein Herz nicht verbergen. Er webte alte Melodien in die gespenstischen Geräusche von Wind und Meer und gab damit derselben Einsamkeit und Sehnsucht Ausdruck, die auch an Désirées Seele nagte, und sie wußte, er war ebenso unglücklich wie sie. Ihr Arger war schon lange verflogen, und sie weinte still vor sich hin.
    Am achten Tag schließlich hatte Harcourt Mitleid mit ihr. Er ließ die Tür zur Kapitänskajüte offen, nachdem Jack sein Frühstück beendet hatte und nach oben gegangen war. Désirée blinzelte im grellen Licht der Sonne, das sich auf der Wasseroberfläche spiegelte und durch die Fenster hereindrang. Dies war das erste Tageslicht, das sie seit einer Woche zu sehen bekam. Sie wußte, daß Jack nicht vor dem Essen zurückkehren würde, und nahm ihr Strickzeug mit zu der Bank unter den Fenstern. Sie hatte Garn und Nadeln mitgebracht, um Strümpfe für Obadiah zu machen, und während sie Runde um Runde strickte und die Nadeln bei jeder Masche leise

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