Große Liebe Desiree
über die Schultern fielen. Schwarze Seide, die nach Zimt und Jasmin duftete und noch nach etwas anderem, das nur ihr allein eigen war. Er löste die Lippen von ihrem Mund, um ihre Brauen, ihre Nase, das entzückende Grübchen in ihrem Kinn zu küssen, und sie flüsterte seinen Namen, erfüllt von der Freude, die nur er ihr geben konnte.
Désirée hatte geglaubt, nie wieder so zu empfinden. Ihr ganzer Körper ersehnte seine Berührung, und es verlangte sie, ihn zu küssen, ihn zu umarmen, für immer ihm zu gehören. Das also war es, was Großmama gemeint hatte, als sie von dem sprach, was zwischen Männern und Frauen geschah. Dies war der Zauber, das Vergnügen, das sie bei Robert nie erlebt hatte und nun mit Jack als so wunderbar empfand.
Mit unsicheren Fingern hakte sie seine Jacke auf, und er ließ sie gerade so lange los, wie er brauchte, um sie abzustreifen. Dann tat er dasselbe mit der Weste, und Désirée legte die Hände um seine Taille. Sie zupfte sein Hemd aus der Hose, so daß sie mit der Hand seinen Rücken berühren konnte. Wieder küßte er sie, als sie sich an ihn schmiegte.
»Désirée, Liebste«, flüsterte er rauh, während er ihren Geruch tief in sich einsog und die Lippen an die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr preßte. »Meine Désirée.«
Er legte die Hände auf ihre Hüften, hob sie an und setzte sie auf die Tischkante. Dann neigte er den Kopf, um ihren Hals zu küssen, und leise seufzend bog sie sich nach hinten. Der weiche Wollstoff ihres Kleides rutschte hoch, so daß er die weiße Haut über dem roten Strumpfband sehen konnte. Sie schlang die Beine um ihn und verlangte nach mehr.
»Kapitän Herendon, verzeihen Sie mir!« keuchte Harcourt, und Jack fuhr herum. Er versuchte, Désirée zu verdecken, so gut er konnte. »Ich klopfte, aber als keine Antwort kam...«
»Verdammt, Harcourt, was wollen Sie?« Er spürte, wie Désirée hinter ihm vom Tisch glitt und zweifellos bemüht war, sich wieder sittsam herzurichten.
Harcourts rundes Gesicht war dunkelrot vor Verlegenheit, aber seine Nachricht war von solcher Wichtigkeit, daß er sie sofort überbringen mußte. »Das französische Schiff, Sir. Sie halten sehr schnell direkt auf uns zu, und Lieutenant Park sagt, es sei dringend notwendig, daß Sie kommen. Bevor es zu spät ist.«
11. KAPITEL
Wie all die anderen, die das Deck der Aurora bevölkerten, blickte auch Désirée starr auf das Schiff, das sich in der Ferne auf der Steuerbordseite zeigte. Sogar ohne Fernrohr konnte sie die französische Trikolore erkennen, und sie sah auch die doppelte Reihe von schwarzen Rechtecken, die wie bei der Aurora die Luken für die Kanonen kennzeichneten. Der Kapitän der französischen Fregatte hatte alle Segel gesetzt, um das englische Schiff noch einzuholen. Den knappen, schroffen Äußerungen, die zwischen Jack und seinen Männern ausgetauscht wurden, konnte sie entnehmen, daß das französische Schiff größer, schwerer und besser bewaffnet war als die Aurora. Wenn der Wind so blieb, würde die Aurora innerhalb weniger Stunden unterliegen.
Désirée sah Jack an, der mit seinem Fernrohr hoch in den Wanten hing, um besser sehen zu können. Sein offener Mantel flatterte im Wind, und da er keinen Hut trug, wehte das leuchtendblonde Haar um sein Gesicht. Er war so schön, und ihr Herz tat weh bei dem Gedanken, daß er noch vor einer Viertelstunde ihr allein gehört hatte. Noch immer spürte sie seine Zärtlichkeiten, spürte sie seine Lippen auf ihren. Er hatte sie geküßt und gestreichelt, als wäre sie das Kostbarste auf der Welt, und in jenem glücklichen Augenblick hatte sie gewagt, daran zu glauben, daß er sie genauso liebte wie sie ihn.
Aber was sie glaubte und wen sie liebte, das spielte hier an Deck der Aurora keine Rolle. Ihr Jack hatte sie seine Liebe, seine Désirée genannt, aber Kapitän Lord John Herendon war noch nie einem Kampf aus dem Weg gegangen, und er würde es auch jetzt nicht tun. Mit schwerem Herzen wartete sie zusammen mit den anderen auf den Befehl, alles an Deck für den Kampf bereit zu machen, und als er dann kam, weinte sie beinahe wegen der grausamen Unerbittlichkeit, die darin lag.
Wartend stand sie auf dem Achterdeck, als einzige ohne Aufgabe, während die anderen umhereilten, um den Befehl auszuführen. Ein Dutzend Männer waren um Jack herum und warteten auf weitere Kommandos. Über deren Köpfe hinweg suchte er ihren Blick, und der bahnte sich einen Weg zu ihr.
Er legte seine Hände auf ihre Schultern. »Du
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