Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
Vom Netzwerk:
mußt nach unten gehen. Dort wirst du sicher sein, bis alles vorüber ist. Ich weiß, du bist tapfer. Du bist eine Sparhawk, und du kannst nicht anders sein.«
    Désirée nickte, sie wollte diesen letzten Augenblick nicht mit leeren Worten vergeuden. Zärtlich strich er mit zwei Fingern eine vorwitzige Locke aus ihrer Stirn. Désirée versuchte, sich sein Gesicht einzuprägen, um es für immer in ihrem Herzen zu bewahren. »Versprich mir, daß du nicht getötet wirst«, bat sie ihn verzweifelt. »Versprich mir das, Jack!«
    Er lächelte und schüttelte leicht den Kopf, und zu spät fiel ihr ein, daß er immer nur Versprechen machte, die er auch halten konnte.
    »Es tut mir leid, Désirée, daß es so gekommen ist«, sagte er leise, als er sie in die Arme nahm.
    Er drehte ihr Gesicht zu sich, um sie zu küssen, ein bittersüßer Abschiedsgruß, dann war er gegangen, verschwunden in dem Durcheinander der Vorbereitungen. Sie nickte steif, als ein Kadett ihren Arm nahm, um sie nach unten zu geleiten. Das letzte, was sie von Jack sah, war, daß er aufmerksam einem Kanonier zuhörte, während Harcourt ihm in seinen goldbetreßten Mantel half. Gott schütze ihn, er war so ein leichtes Ziel für jeden Franzosen...
    »Kommen Sie, Miss, Käpt’n Herendon hat gesagt, wir dürfen keinen Augenblick verlieren«, drängte der Kadett.
    Désirée zog ihren Umhang fest zusammen und folgte ihm die Stufen hinunter.
    Die Kapitänskajüte war kaum noch wiederzuerkennen. Die mit Mahagoni eingefaßten Schotten waren aus ihrer und Jacks Kabine verschwunden, der Zimmermann und seine Helfer hatten sie entfernt. Zwei Seeleute eilten mit Lehnstühlen vorbei, ein weiterer mit den Landschaftsbildern, die er unter den Arm geklemmt hatte. Auch Désirées wenige Habseligkeiten mußten inzwischen weiter unten verstaut worden sein. Der Raum war jetzt leer, die Kanonenluken geöffnet, und die Kanoniere standen an ihren Geräten. Trotz der Kälte waren die meisten Männer barfuß, um besseren Halt zu haben. Helfer rannten hin und her und verteilten Eimer mit Wasser an jeden Schießplatz.
    »Entschuldigen Sie, Miss«, sagte der Kadett, »aber wir müssen uns beeilen!«
    Sie stiegen noch weiter hinunter unter das untere Deck und zur hinteren Plattform, wo die Seiten der Aurora sich zum Kiel hin verengten und die Proviantfässer gelagert waren. Hier unten fiel von außen kein Lichtstrahl herein, und die Luft war muffig, kalt und feucht. Eine einzige Öllampe hing neben der Treppe und erhellte die Dunkelheit nur spärlich.
    »Hier sollen Sie bleiben, Miss, so hat es der Kapitän befohlen«, sagte der Kadett ungeduldig, aber herzlich, als Désirée auf der letzten Stufe zögerte. »Hier sind Sie sicher, während wir den Franzosen geben, was sie verdienen.«
    »Warte, ich ...« Aber der Junge war, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, bereits außer Hörweite.
    »Ach, der Bursche ist nicht anders als die Männer«, erklärte eine Frau hinter ihr. »Alle sind sie wild auf eine Gelegenheit, ihren Mut zu zeigen, als ob Blutvergießen irgend etwas beweisen würde.«
    Erschrocken drehte Désirée sich um. Auf einem Packen verschnürter Hängematten und Decken saß unbequem eine pausbäckige Frau mit geöffneter Bluse, die ihr Baby stillte.
    »Sie sind sicher Miss Désirée Sparhawk, die Lady, die der Käpt’n aus Amerika mitgebracht hat. Und ich, ich bin Mary
    Clegg, die Frau von Samuel Clegg, Kanonier. Ich wär’ jetzt bei ihm, wenn ich nicht dies kleine Würmchen hätte.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die Hängematten. »Setzen Sie sich, Lämmchen. Wenn nicht irgendeiner heimlich ‘ne Frau an Bord geschmuggelt hat, sind Sie und ich die einzigen in Unterröcken hier.«
    »Danke, Mrs. Clegg.« Vorsichtig setzte Désirée sich auf den zweiten Stapel Hängematten. Nachdem ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah sie, daß die Frau ihren Besitz mitgebracht hatte. Zwei Koffer, eine grobe Leinentasche mit den Sachen für das Baby und einen verbeulten Drahtkäfig mit einem zerrupft aussehenden Kanarienvogel, der auf seiner Stange schlief. Das Baby saugte geräuschvoll, seine kleinen Fäuste waren so besitzergreifend an die Brust seiner Mutter gepreßt, daß Désirée lächelte. »Ihr Baby ist wunderschön.«
    Die Frau strahlte vor Stolz, und als sie lächelte, wurden ein paar Zahnlücken sichtbar. Obwohl Désirée ihr Alter nicht schätzen konnte, brachte ihr Lächeln ein wenig von der Schönheit zurück, die sie einst besessen haben mochte.

Weitere Kostenlose Bücher