Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
Vom Netzwerk:
eine besondere Art geliebt, wie sie niemals einen anderen Menschen lieben würde. Warum also hatte sie keine Tränen, um ihn zu beweinen?
    Sie seufzte und drehte die Enden ihres Umschlagtuches um die Finger. Es hatte aufgehört zu regnen, und der Himmel über ihr war von einem sanften, blassen Blau. Obwohl es an diesem Nachmittag warm war, lag der Garten um sie herum noch im Winterschlaf. Die Rosen waren auf dornige Stümpfe zurückgeschnitten, und die Birnbäume ragten als blattlose Skelette vor der Mauer auf.
    Nur wenn sie genau hinsah, konnte sie die ersten Ansätze von Knospen erkennen, die aus dem dunklen, nassen Boden hervorsahen, und Désirée bückte sich, um vorsichtig die lose Erde von einem zartgrünen Trieb zu entfernen. Sie fragte sich, ob wohl Großmamas holländische Tulpen im Garten zu Hause schon aufgeblüht sein mochten. Obadiah hatte vergessen, den Händler in Amsterdam zu fragen, ob die Blüten gelb oder rot waren, und er hatte mit Désirée wegen der Farbe gewettet. Oh, wie hatte sich ihr Leben verändert, seit sie im letzten Herbst die Zwiebeln gesetzt hatten!
    Sie war noch immer über das Blumenbeet gebeugt, als Jack durch das Gartentor trat. Einen Moment lang betrachtete er sie, in ihrem blauen Kleid mit dem gelben Schal ein leuchtender Farbklecks in dem kahlen Garten. Minnie hatte gesagt, daß es ihr viel bessergehe, aber er hatte es nicht geglaubt, bis er Désirée mit eigenen Augen sah, und nun lächelte er. Sie trug keinen Hut, ihr Haar war zu einem Zopf geflochten, der über eine Schulter nach vorne hing. Sie sah sehr jung aus, wie sie da vornübergebeugt saß, mit den Händen auf der Erde. Sie war keine verwöhnte, elegante Schönheit, seine Désirée, und er liebte sie dafür um so mehr.
    Er rief ihren Namen, und sie wandte sich um. Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Sie stand langsam auf, wischte sich den
    Schmutz ab und wollte gerade etwas sagen. Da knallte laut ein Schuß.
    Ein Ast an dem Baum neben ihr zerbarst krachend. Désirée schrie auf und warf sich mit erhobenen Armen auf das Beet, um sich vor den umherfliegenden Holzstücken zu schützen. Jack war sofort über ihr und versuchte dabei festzustellen, von wo aus der Schuß abgefeuert worden war. Aber wer immer es getan hatte, er war geflohen. Was geblieben war, waren der Geruch nach Pulver und die Schreie der erschrockenen Stare über ihren Köpfen.
    Désirée bewegte sich unter ihm und sagte etwas, das er nicht verstand. O nein, sie krümmte sich hier vor Schmerzen, während er wie ein Ochse über ihr lag! Er rollte sich auf die Seite und nahm sie so vorsichtig, wie er konnte, in die Arme. Aber der Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht schmerzvoll, keineswegs.
    »Ich sagte, nicht schon wieder, Jack!« erklärte sie empört. »Es hat den Anschein, daß jedesmal, wenn ich mit dir zusammen bin, irgend jemand mich umbringen will. Und dann bist du da, liegst auf mir und verdirbst meinen Hut oder drückst mein Tuch in den Morast.«
    »Dann ist dir nichts passiert? Du bist nicht verletzt?«
    Sie betrachtete bestürzt den Schmutz auf ihrem Kleid. »Natürlich nicht. O Jack, was wird Minnie sagen, wenn sie mich so sieht!«
    »Zum Teufel mit dem, was Minnie sagt.« Er drehte sich um und suchte nach dem zerborstenen Ast. An den Splittern ließ sich nicht erkennen, aus welcher Richtung der Schuß gekommen war, ob er direkt von der Mauer abgefeuert wurde oder aus dem Fenster von einem der Nachbarhäuser. Jack fluchte und drehte das größte Stück in der Hand hin und her, bis er die Kugel gefunden hatte. Er nahm an, daß sie aus einer Pistole stammte, einer Waffe, die leider in einer Stadt wie Portsmouth leicht zu beschaffen und noch leichter zu verstecken war.
    »Jack?«
    Ihre Stimme zitterte leicht, und er sah hoch. Sie hatte aufgehört, den Schmutz von ihrem Kleid zu wischen, den lan
    gen schwarzen Streifen auf ihrer Wange hatte sie nicht bemerkt.
    »Jemand hat versucht, mich umzubringen, nicht wahr?«
    Er seufzte und nahm sie in die Arme. »Ja, Liebes, obwohl Gott allein weiß, wer dir so etwas antun möchte.«
    »O Jack, was ist geschehen?« Minnie kam auf sie zugelaufen, gefolgt von einem Lakai mit einer Harke. »Ich habe den Schuß oben gehört. Gott sei Dank seid ihr beide unverletzt!«
    »Diesmal jedenfalls.« Nun, da er Désirée sicher bei sich hatte, war er nicht bereit, sie wieder gehen zu lassen, und er legte die Arme besitzergreifend um sie. Sogar durch die Kleidung konnte er fühlen, wie heftig ihr Herz hämmerte.
    »So

Weitere Kostenlose Bücher