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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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Ärmel über die Stirn zu wischen. »Zum Glück haben wir es nicht mehr weit.«
    Sie glaubte ihm nicht mehr, als er ihr geglaubt hatte. Er ritt vortrefflich auf seinem Pferd, leicht und entspannt. »Wir werden das ganze Haus in Aufregung versetzen, wenn wir um diese Zeit ankommen.«
    »Es sollte niemand dasein, nicht zu dieser Jahreszeit. Ich rechne damit, daß mein Bruder schon in London ist, obwohl die Saison erst in einem Monat beginnen wird.«
    »Macht es ihm nichts aus, dich zu verpassen?«
    »Er wird es nicht erfahren«, erwiderte Jack mit jenem leicht bitteren Unterton, den sie immer bemerkt hatte, wenn er von seiner Familie sprach. »Der Marquis von Strathaven hat sich um wichtigere Dinge zu kümmern als um seinen jüngeren Bruder, den Taugenichts. Sogar wenn besagter Bruder verbotenerweise sein Land betritt.«
    Überrascht blickte sie noch einmal auf die sanften Hügel der Umgebung. »Dies alles gehört ihm?«
    »Dies alles und noch viel mehr. Wir waren den größten Teil der vergangenen Stunde auf Creightons Land. Es ist sein Privileg, mein Schatz, sieben Jahre vor mir gezeugt worden zu sein, und dies alles gehört ihm.«
    Die Straße war inzwischen in einen Pfad übergegangen, der sich, überwuchert von Bäumen und Büschen, an einem bewaldeten Hügel entlangwand. Jack musterte die Bäume, und plötzlich hielt er neben einem alten, knorrigen, hohlen Baum an und stieg vom Pferd. Désirée sah zu, wie er den Stamm abtastete, sich höher reckte und dann triumphierend aus einem Astloch einen langen Schlüssel mit einem Ring hervorzog.
    »Ich war nicht sicher, ob er noch da sein würde«, gab er zu, während er wieder aufsaß. »Mein Bruder pflegte damit zu prahlen, daß er wisse, wo der Schlüssel versteckt sei, aber ich hatte ihn nie gefunden.«
    Ehe Désirée fragen konnte, wofür der Schlüssel bestimmt war, folgten sie dem Pfad um eine Biegung. Vor ihnen stand ein langgestrecktes niedriges Haus. Die Fensterläden waren geschlossen. Es war aus dicken Balken gebaut, eine Nachahmung älterer, bescheidenerer Häuser. Jack half Désirée vom Pferd und legte sich die Satteltaschen, die Minnie mit Vorräten vollgepackt hatte, über die Schulter. Der Schlüssel klemmte im Schloß, ließ sich schließlich aber doch umdrehen, und als sie hineingingen, hörte Désirée das Trippeln aufgeschreckter Mäuse.
    »Es ist nicht der freundlichste Ort, ich weiß«, sagte Jack, als er sich durch den dunklen Raum zur Feuerstelle vortastete. Schnell entzündete er das Holz, das auf dem Rost bereitlag, und bald flackerte ein kleines, behagliches Feuer.
    »Hier hast du also als Junge gelebt?« fragte Désirée und sah sich interessiert die dunklen, massiven Möbel an, die im Dämmerschein vor der dunklen Wandtäfelung kaum zu erkennen waren.
    »Hier? O nein!« Er nieste, als er das Licht in einer staubigen Laterne mit einem brennenden Holzspan anzündete. »Dies ist nur die Jagdhütte. Weißt du, ein Häuschen für die Gentlemen und ihre Gäste. Wenn du willst, nehme ich dich morgen nach Rosewell mit. Komm jetzt, ich möchte mir etwas ansehen.«
    Er nahm ihre Hand und führte Désirée die Treppe hinauf. Das Licht der Laterne flackerte. Jack drückte eine schwere Eichentür auf und hob die Laterne höher.
    »Gütiger Himmel, sieh dir das an«, sagte er, fast zu beeindruckt, um zu sprechen. »Dieses eine Mal hat Creighton nicht gelogen.«
    Einen langen Moment konnte Désirée nur auf das Bett vor ihnen blicken. Es war aus demselben dunklen Holz gemacht wie die anderen Möbel, aber größer als jedes Bett, das sie bisher gesehen hatte. Eine ganze Familie, die Hunde eingeschlossen, hatte darin Platz. Aber nicht die Größe allein ließ sie darauf schauen. An den Bettpfosten und über den gesamten Baldachin verteilt waren Hirschgeweihe befestigt, deren Geweihstangen ineinander verschlungen waren.
    Désirée konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken. Sie sollte nicht über etwas lachen, das ohne Zweifel seit Jahren in seiner Familie war, selbst wenn es das albernste .. .
    Schließlich konnte sie nicht länger an sich halten. Sie brach in ein wildes Gelächter aus, bis sie hilflos nach Luft schnappte. Ihr war nur zu bewußt, daß Jack ernst geblieben war, und schließlich, in der Hoffnung, daß er sie verstand, wagte sie es, ihn anzusehen.
    Jetzt lächelte er doch. »Nach allem, was du in den letzten Tagen erlebt hast«, sagte er sanft, »kannst du immer noch lachen.«
    Sie schüttelte den Kopf, als sie sich endlich beruhigt hatte.

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