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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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rief Obadiah vom anderen Ende des Geländers. Er lachte und winkte ihr mit seinem Zweispitz in der Hand zu, sein sandfarbenes Haar flatterte im Wind.
    »Sei ruhig, Obadiah«, antwortete sie, »ich bin ja überhaupt nur deinetwegen hier.«
    »Dann nimm das«, sagte er und warf ihr den Shilling zu. »Du brauchst ihn jetzt mehr als ich. «
    Die Silbermünze glitzerte im Sonnenlicht und landete genau in Désirées ausgestreckter Hand. Sie schloß die Finger, um sie festzuhalten, und blickte zu Obadiah. Aber er war nicht mehr da. Jetzt stand Jack am Ende des Geländers und wartete mit ausgebreiteten Armen auf sie. Die Sonne glänzte so hell auf seinem Haar und auf dem Gold seiner Uniform, daß sie die Hand schützend über die Augen hielt.
    »Hab keine Angst«, sagte er. »Du solltest wissen, daß ich dich niemals verlassen könnte.«
    Sie lächelte und streckte die Hand nach ihm aus. Aber als sie das tat, schien das Geländer unter ihren Füßen wegzugleiten, und plötzlich fiel sie in eine Finsternis, die schwarz und kalt und unendlich war. Entsetzt schrie sie auf, rief nach Jack, aber er war schon aus ihrer Reichweite verschwunden, und sie war allein und fiel immer tiefer.
    Allein, o Gott, ganz allein.
    »Désirée, Liebste, wach auf!« Jack schüttelte sie. Seine Hände lagen warm auf ihren bloßen Armen, seine Stimme klang besorgt. »Es war nur ein Traum, Liebling, nur ein Traum. Sieh mich an, Jack ist hier, Désirée, ich bin hier bei dir.«
    Sie starrte ihn an und rang nach Luft, als der Schrecken des Alptraumes allmählich von ihr wich. Mit zitternden Fingern berührte sie seine Wange, um sicherzugehen, daß er Wirklichkeit war und nicht ein Teil des Traumes. Zärtlich nahm er ihre Finger und küßte sie. Er war zu ihr gekommen, ohne sich damit aufzuhalten, den Mantel auszuziehen, und die Regentropfen auf dem dunklen Wollstoff glitzerten im Licht der Kerze, die er neben ihrem Bett angezündet hatte. Über seine Schulter hinweg, wie Geister aus einem anderen Traum, sah sie Minnie und zwei ihrer Dienstboten in Nachtgewändern und mit Kerzen in den Händen, die in dem Gang vor ihrem Zimmer warteten.
    »Es tut mir leid, daß ich so spät komme. Alles dauerte länger, als ich erwartet hatte.« Sie spürte die Wärme seiner Lippen und seine rauhen, unrasierten Wangen in ihren Handflächen. »Aber jetzt bin ich hier, und ich gehe nicht fort.«
    »O Jack, ich habe dich so vermißt!« Mit einem Seufzer, der fast wie ein Schluchzen klang, küßte sie ihn verzweifelt, während sie die Hände unter seinen Mantel gleiten ließ und versuchte, ihn näher zu sich heranzuziehen.
    Aber er schob sie sanft weg, legte seine Hände auf ihre Schultern und hielt sie auf Armeslänge von sich ab. »Hör mir zu, Désirée. Du mußt dir anhören, was ich zu sagen habe.«
    Sie nickte, und er strich eine Haarsträhne aus ihrer Stirn.
    »Das Schiff deines Bruders ist vor zwölf Wochen nach
    Providence ausgelaufen. Mit etwas Glück sind sie inzwischen angekommen.«
    »Dann geht es Obadiah gut! Oh, danke, Jack, vielen, vielen Dank...«
    »Nein, Liebes, warte. Die Swan segelt unter dem Kommando von Peter Watson.«
    »Ich kenne Peter. Er ist Obadiahs Maat.« Sie ahnte, was nun kommen würde. »Warum ist mein Bruder nicht dabei?«
    »Oh, Désirée«, sagte Jack sanft. »Obadiah ist tot.«

14. KAPITEL
    »Jack?« Désirée drehte sich zum Licht um. In ihrem Kopf hämmerte es, und ihre Lider waren schwer wie Blei. »Jack?«
    »Still, Désirée, er ist nur kurz weggegangen«, sagte Minnie und legte ein frisches feuchtes Tuch auf Désirées Stirn. »Aber er wird in einer Stunde zurück sein.«
    Désirée zwang sich, die Augen zu öffnen. »Er hat gesagt, er würde bleiben.«
    »Das war vor vier Tagen, Liebes«, sagte Minnie und beugte sich über Désirée, »und drei Nächten, und er ist die ganze Zeit kaum von deiner Seite gewichen. Du kannst dir denken, was Lord Howe dazu zu sagen hatte, aber Jack war hier.«
    »Vier Tage!« Mühsam versuchte Désirée, sich aufzurichten, aber die Countess drückte sie sanft zurück in die Kissen.
    »Vier Tage, ganz richtig. Wenn es dir jetzt bessergeht, dann ist das dem Laudanum zu verdanken, das der Arzt verordnet hat, damit du schlafen kannst. Du warst völlig außer dir.«
    Erschöpft schloß Désirée wieder die Augen. Das Laudanum erklärte, warum sie sich so matt und schwach fühlte. Sie hatte das Gefühl, einen Monat lang geschlafen zu haben, und spürte imm er noch das Bedürfnis nach mehr. Aber Minnie hatte

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