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Große Liebe Desiree

Titel: Große Liebe Desiree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarett
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keiner hörte die Pferde vor dem Haus, das Klacken eines Schlüssels im Schloß, die leisen Stimmen unten in der Halle. Sie wachten erst auf, als sie Schritte auf der Treppe hörten, und da war es zu spät.
    Jack griff nach seinen Pistolen, als die Schlafzimmertür aufflog, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung, als er merkte, daß bereits ein Gewehr auf seinen Kopf gerichtet war. Langsam, ganz langsam bewegte er sich zurück an Désirées Seite, die in den Kissen lag, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, um ihr Nacktheit zu verbergen. Ihre Augen waren vor Schreck weit aufgerissen, und zerdrückte Veilchen hingen noch immer in ihrem offenen Haar.
    Im Lichtschein einer Laterne zählte Jack sechs Männer. Der mit der Laterne mußte der Torwächter von Rosewell sein, er hatte den zweiten Schlüssel. Warum hatte er nicht daran gedacht, daß Creighton einen hatte nachmachen lassen? Dahinter erkannte er das dunkle Gesicht von Fawcett, der drei Matrosen dabei hatte, um sicherzustellen, daß Jack und Désirée mit ihm zurückkehrten. Jack biß die Zähne aufeinander bei dem Gedanken an das, was eine solche Bewachung bedeutete. Drei Matrosen und ein Offizier von Jacks Rang, das konnte nur heißen, daß er unter Arrest stand und daß das Kriegsgericht in Portsmouth auf ihn wartete.
    Aber am meisten beunruhigte ihn der letzte Mann, der das Gewehr auf seine Stirn gerichtet hatte. An dem bitteren Haß, der in seinen grünen Augen zu lesen war, konnte Jack erkennen, daß er, ohne zu zögern, feuern und es auch noch genießen würde. Er war groß, so groß wie Jack, und von kräftiger Statur. Sein schwarzes Haar hing ihm offen bis auf die Schultern, und die dicken schwarzen
    Brauen standen eng zusammen. Obwohl Jack den Mann nie zuvor gesehen hatte, wußte er, wer das war. Bei diesem Bruder war die Familienähnlichkeit nicht zu übersehen.
    »Zieh dich an, Désirée«, sagte Jeremiah Sparhawk kurz, »ehe ich deinen Bräutigam neben dir erschieße.«

16. KAPITEL
    »Ich bin dir über den ganzen Atlantik gefolgt«, sagte Jeremiah am nächsten Morgen in Portsmouth zu seiner Schwester, »habe mein Bestes getan, um deinen Ruf zu schützen, habe ein Vermögen in Guineas an einen heidnischen Bischof für eine besondere Lizenz bezahlt, damit du sofort heiraten kannst ohne ein öffentliches Aufgebot, und nicht einmal, nicht ein einziges Mal, hast du mir gedankt.«
    Désirée sah ihn über den Tisch in Minnies Salon hinweg an, wo man sie allein gelassen hatte, damit sie reden konnten. »Vielleicht weil ich nicht gerade dankbar bin für deine Hilfe.«
    »Du solltest es aber verdammt noch mal sein!« Jeremiah lief durch den Raum wie ein Tiger im Käfig. Er konnte seine Wut kaum im Zaun halten. »In dem Augenblick, da ich in Providence ankam, hörte ich die ganze Stadt darüber reden, daß du mit einem englischen Lord auf und davon seist. Meine Schwester! Sogar Großmama hatte ein Ammenmärchen aufzutischen. Danach war Obadiah ein Spion, du warst mit dem Engländer auf dem Weg zu ihm, und mit der ganzen Sache hatte auch noch Colin Macaffery zu tun. Ich kann dir sagen, Désirée, dafür will ein Mann nicht nach Hause kommen.«
    »Du weißt es also noch nicht, Jeremiah, oder?« Heiße Tränen brannten in Désirées Augen. »Obadiah ist tot. Er starb am Fieber und an den Wunden, die ihm beigebracht wurden beim Angriff der Engländer gegen das französische Schiff, auf dem er war.«
    Jeremiah hielt mitten im Lauf inne. »Er ist tot?«
    Désirée nickte. »Noch ehe ich hier war, vielleicht noch ehe ich von zu Hause fortging.«
    »O Gott!« Jeremiah sank in den Lehnstuhl ihr gegenüber. Lange Zeit sagte er nichts, hatte den Blick nur auf seine Stiefel gerichtet. Ohne den gerechten Zorn, der ihn vergangene Nacht in Rosewell angetrieben hatte, sah er älter aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Die Linien auf beiden Seiten seines Mundes waren tiefer, und zum erstenmal bemerkte sie die weißen Haare an seinen Schläfen.
    »Ich habe versucht, ihm zu helfen«, sagte Désirée ruhig. »Ich habe es versucht, aber ich kam nicht zur rechten Zeit.«
    »Jetzt sind nur noch wir übrig.« Er seufzte tief und rieb sich die Augen. »Und nun wirst du einen von den verdammten englischen Bastarden heiraten, die ihn getötet haben!«
    »Das weißt du nicht!« rief Désirée. »Es kann genausogut ein Franzose gewesen sein, der ihn verwundet hat.«
    »Aber die Engländer ließen ihn sterben.« Jeremiahs Miene war eisig. »Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal hören

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