Große Liebe Desiree
würde, wie meine Schwester einen Engländer verteidigt. Aber genausowenig hätte ich erwartet, sie nackt und willig mit einem im Bett zu finden.«
»Fang nicht schon wieder an, Jeremiah!« Sie errötete. »Ich habe versucht, dir zu sagen, daß Jack anders ist. Er war Obadiahs Freund.«
»Unser Bruder hatte keine gute Menschenkenntnis«, sagte Jeremiah trocken. »Mach dir keine Hoffnung, daß ich mich mit deinem Lord anfreunde, nur weil Obadiah das getan hat. Das wird nicht geschehen, Désirée. Wenn wir ihn nicht in unsere Familie aufnehmen würden, dann würde ich den Kerl hier und jetzt erwürgen und die Welt von ihm befreien.«
Désirée seufzte. »Ich habe niemals gesagt, daß ich ihn heiraten werde, Jeremiah, jedenfalls nicht so.«
»Oh, du wirst ihn heiraten, Désirée. Du bist eine Sparhawk. Du hast deine Hochzeitsreise schon gehabt, und meiner Meinung nach wird es Zeit, daß du den dazu gehörigen Ehemann nimmst.«
»Aber Jeremiah ...«
»Nein, liebe Schwester, laß mich ausreden. Der Admiral deines hübschen Jungen ist genauso unglücklich über die ganze Sache, wie ich es bin. Herendon würde gerade jetzt vor einem Kriegsgericht stehen wegen seines Fehlverhaltens dir gegenüber, wenn ich nicht erklärt hätte, daß wir ihn morgen für eine Hochzeit brauchen.«
»Morgen!«
»Morgen, jawohl«, sagte Jeremiah fest. »Es ist also deine Entscheidung, Désirée. Du heiratest ihn, und du gehörst weiter zu unserer Familie, und Herendon verliert weder sein Kommando noch seine Zukunftsaussichten. Du tust es nicht, und du zahlst die Zeche aus eigener Tasche genau wie er.«
»Aber das ist Erpressung, Jeremiah!«
»Das ist es. Aber mir ist es lieber, wenn man mir so etwas nachsagt als das, was man von dir sagen würde, wenn du ihn nicht zu Ehemann nimmst.«
Désirée stöhnte. Sie konnte nicht glauben, daß ihr Bruder ihr so etwas antun würde. Sie liebte Jack, und er liebte sie, aber es gab kein Versprechen, das ihre gemeinsame Zukunft betraf. Und Jack war ein stolzer Mann, der sich nicht leicht zu etwas drängen lassen würde. Sie wußte nicht viel über die Marine, aber sie konnte sich nicht vorstellen, daß eine Tändelei mit einer unverheirateten Frau Grund für ein Kriegsgerichtsverfahren sein würde, egal, wie streng Admiral Howe auch sein mochte. Außerdem hatte Minnie ihr gesagt, daß sie zwei Jahre ganz offen mit Jack als seine Mätresse gelebt habe, und das hatte seiner Karriere nicht geschadet. Folglich mußte es noch etwas anderes geben, von dem sie nichts wußte, und sie war sich nicht sicher, ob sie es überhaupt erfahren wollte.
Aber ein schlimmerer Gedanke kam ihr. Was, wenn Jack glaubte, sie hätte Jeremiah dazu gebracht, ihn zu einer Heirat mit ihr zu zwingen? Natürlich war sie nicht mehr sechzehn und hatte seit langem die meisten mädchenhaften Vorstellungen von Galanterie und Liebe überwunden. Aber wenn sie jemals heiratete, dann sollte der Bräutigam sie wollen, ihr sein Herz und seine Hand antragen. Sie wollte ganz sicher keinen Ehemann, der mit vorgehaltener Pistole gezwungen wurde, sie zur Frau zu nehmen.
Langsam hob sie den Kopf und sah ihren Bruder an. »Du willst, daß ich ihn morgen heirate«, sagte sie ruhig. Sie wußte, daß ihr Bruder Vernunftgründen gegenüber eher zugänglich wäre als Tränen oder hysterischen Ausbrüchen. »Aber morgen ist es unmöglich. Zunächst muß ich, so schnell es geht, nach Frankreich, um Gideon de Monteil zu treffen.«
»Monteil?« wiederholte er verständnislos. »Den Weinhändler? Ich dachte, wir hätten unsere Verbindungen zu ihm vor Jahren abgebrochen. Und warum solltest du überhaupt in das gottverlassene Land gehen wollen? Wenn du nicht aufpaßt, wird man dir wie einem Truthahn den Kopf abhacken.«
Désirée richtete sich auf. Ihr Selbstvertrauen wuchs, denn sie hatte den veränderten Tonfall in seiner Stimme bemerkt. Jeremiah respektierte ihren Geschäftssinn, und wenn es ihr gelang, ihn daran denken und ihn die Sache mit Jack vergessen zu lassen, dann konnte sie dieser unseligen Hochzeit vielleicht doch noch entgehen.
»Er ist viel mehr als ein Weinhändler, wie Obadiah erfahren hat...«
»Hör zu, Désirée, du weißt, daß ich oft nicht einverstanden bin mit dem, was Obadiah tut.« Er hielt inne und seufzte, seine Stimme versagte.
»Was Obadiah tat«, verbesserte er sich dann. »Aber ich muß dir nicht sagen, daß der arme Junge als Händler nicht sehr gewieft war.«
»Dies war kein Handel, jedenfalls nicht nach dem, was Mr.
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