Große Liebe Desiree
verschlang, um sich für die Hochzeitsnacht zu stärken.
»Gut, Sir, ein andermal, Sir, vielleicht mit Ihrer Frau.« Connor lüftete seinen Hut und ging davon. Jack blieb zurück, und während er noch einmal den Besanmast betrachtete, wurde ihm in aller Deutlichkeit klar, daß er in Kürze verheiratet sein würde.
Er sagte sich, daß er erfreut sein sollte, begeistert sogar. Désirées wegen hatte er die Befehle seines Kommandierenden Offiziers mit der größtmöglichen Freiheit ausgelegt, um Haaresbreite am offenen Ungehorsam vorbei, und obwohl er dabei erwischt worden war, hatte man ihn nicht so bestraft, wie er es verdient hätte. Es würde kein Kriegsgerichtsverfahren geben, denn Lord Howe wollte keinen Skandal.
Der Admiral hatte sehr steif gewirkt, als er Jack sagte, er wolle seine Kapitäne in den Zeitungen haben für Leistungen auf See, nicht im Schlafzimmer. Und je eher er die junge Frau heirate und dem Klatsch ein Ende setze, der schon durch die Kanalflotte gehe, desto besser. Und um so eher, fügte er hinzu, könnten Jack und die Aurora wieder die französische Küste belagern, eine Aufgabe, die er besser beherrsche als jeder andere Fregattenkapitän, den er kenne. So verließ Jack das Flaggschiff statt mit einem schweren Tadel mit einem dicken Lob, angenehmen Befehlen und dem Versprechen des Admirals, an seiner Hochzeit teilzunehmen.
Seine Hochzeit. Warum nur hatten diese Worte für ihn einen so furchtbaren Klang? Es lag nicht an Désirée, denn er hatte noch nie in seinem Leben, weder in der Heimat noch in der Ferne, eine Frau getroffen, die besser zu ihm gepaßt hätte. Sie war schön und anmutig, ein guter Kamerad und eine leidenschaftliche Geliebte, geistreich und ehrbar, klug und tapfer auf eine Weise, die bei Frauen selten war. Sie ließ den Wind durch ihr Haar wehen und das Salzwasser auf ihre Röcke spritzen, ohne darüber nachzudenken, und selbst bei Sturm wurde sie auf dem Schiff nicht seekrank.
Sie war keine von diesen zimperlichen adligen Mädchen und reichen Erbinnen, die als mögliche Ehefrauen an ihm vorbeiparadierten, seit er das entsprechende Alter erreicht hatte. Und da er wußte, daß Désirée einiges in die Ehe mitbringen würde, wußte er auch, daß sie es nicht auf sein Vermögen abgesehen hatte. Seine Ehrungen und Medaillen hatten sie nicht beeindruckt, und das hundert Guineas teure Schwert, das er für Tapferkeit von der Stadt London erhalten hatte, hatte sie nicht einmal bemerkt. Sein Titel, so klein er auch war, bedeutete ihr nichts. Nein, wenn sie sagte, daß sie ihn liebte, dann wußte er zweifelfrei, daß sie es um seinetwillen tat. Sie war ihm gegenüber immer sehr aufrichtig und ehrlich gewesen.
Und er liebte sie mit einer Heftigkeit, die ihn beinahe ängstigte. Bei ihr hatte er Frieden gefunden und Zufriedenheit und einen Mittelpunkt in seinem Leben, von dem er bis dahin gar nicht gewußt hatte, daß er ihn vermißte. Jetzt, da er sie liebte, konnte er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen, und sie zu heiraten würde sein Leben und sein Herz glücklicher machen, als er es sich jemals erträumt hatte.
Er sehnte sich nach diesem Glück genausosehr, wie er sich danach sehnte, sie in den Armen zu halten. Er fühlte sein Herz stärker klopfen, als er daran dachte. Und um das beides zu bekommen, würde er morgen Désirée Sparhawk heiraten. Er würde ihr und ihrem Kind, wenn denn eines da wäre, seinen Namen geben, und ihren Bruder, den Admiral und vor allen Dingen sich selbst zufriedenstellen.
Und er würde versuchen, nicht daran zu denken, was aus der Liebe und dem Vertrauen seiner Frau werden würde, wenn sie jemals erfahren sollte, daß er ihren geliebten Bruder getötet hatte.
»Oh, Madame Lebeau, das ist wundervoll!« rief Minnie aus, als sie um Désirée herumging. »Wirklich wundervoll!«
Désirée betrachtete sich in dem hohen Spiegel, während die Schneiderin kritisch an einem Ärmel zupfte. Dies also würde ihr Hochzeitskleid werden. Es war aus hauchdünnem indischen Stoff, die Taille saß unmittelbar unter den Brüsten, und der tiefe Ausschnitt verbarg nur wenig von ihnen. Gerüschte Ärmel bis zum Ellenbogen und ein Überkleid aus blauweiß gestreifter Seide mit einer kurzen Schleppe.
Es war, wie Minnie sagte, wundervoll und stilvoller als alles, was Désirée je getragen hatte. Ihre Schneiderin zu Hause würde solche Ärmel frühestens in zwei Jahren machen, und keine Braut in Providence konnte davon träumen, in einem so enthüllenden Kleid zu einer
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