Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
ist. Über viele Jahrhunderte gab es «geschlossene» Meere und Ozeane, die erst durch die britische Flotte und dann durch die US-Navy «geöffnet» wurden. Heutzutage stellt sich das als ein großes Problem zwischen den USA und Europa dar, denn natürlich werden auch zukünftig geschlossene Seeregionen, wie etwa der Persische Golf oder das Chinesische Meer, vorstellbar sein.
Das ungebrochene Interesse an den Überlegungen Mahans zeigt, dass er im 19. Jahrhundert allgemeingültige Beobachtungen gebündelt hat: Landesgröße, Bevölkerungszahl, Wirtschaftsmacht gepaart mit Überseehandel und Seetraditionen sind die entscheidenden Faktoren für die Möglichkeit,große Mittel in die navale Militärentwicklung zu stecken. Die geostrategischen und ökonomischen Rahmenbedingungen bilden die Voraussetzung für seestrategische Überlegenheit. Es dürfte kein Zufall sein, dass man gerade in den aufstrebenden Seemächten Indien und China den Analysen von Alfred Thayer Mahan große Aufmerksamkeit schenkt.[ 13 ] Die amerikanischen Marinehistoriker James R. Holmes und Toshi Yoshihara vermuten, dass sich Asien zu einer modernen «Neo-Mahanian World» entwickeln wird, ja, die enormen Rüstungsanstrengungen Chinas bezüglich seiner Marine ließen den Schluss zu: «The Chinese are the Mahanians now.»[ 14 ]
Mögen auch die Formen, in denen zukünftige Auseinandersetzungen zu See geführt werden, kaum vorhersehbar und angesichts des technischen Fortschritts abgründig bedrohlich erscheinen: Ein illusionsloser Blick zurück auf die großen Seeschlachten der Geschichte verdeutlicht, dass der Herrschaft über die Meere eine so hohe Bedeutung zukommt, dass auch in Zukunft mit letztem Einsatz um sie gerungen werden wird.
ANHANG
Dank
m Ende eines Buchs, das sich an einem kulturgeschichtlichen Überblick der Seekriegsgeschichte von der griechischen Antike bis in das Zeitalter des technisierten Massenkriegs versucht, steht vielfacher Dank an all diejenigen, ohne deren Anregung, Unterstützung und Korrekturen aus den unterschiedlichsten Perspektiven, als Mitreisende, Mitlesende oder Mitdenkende, dieses Buch nicht in der vorliegenden Form hätte entstehen können. Genannt seien Alexander Demandt, Georg Eckert, Armin Eich, Mario Einaudi, Arnold Esch, Ruthy Gertwagen, Klaus Hallof, Anett Ladegast, Ralph-Johannes Lilie, Christian Meier, Paul Menne, Herfried Münkler, Martin Ohst, Sebastian Prignitz, Klaus Sieg, Nina Scheuß, Gerrit Walther, Tobias C. Weißmann, Karin und Leo Zitzlsperger und, einmal mehr ganz besonders, Julia Zunckel.
Die Besonderheiten nationaler Erinnerungskultur im Hinblick auf die Seekriegsgeschichte offenbaren sich eindrücklich in den Marinemuseen der einzelnen Länder. Deshalb haben wir für die Recherchen zu diesem Buch eine Reihe solcher Institutionen besucht: das Museo Storico Navale in Venedig, das National Maritime Museum in Greenwich, die Historic Dockyards in Portsmouth und Chatham, das Vikingskipshuset und das Norsk Maritimt Museum in Oslo, das Orlogsmuseet in Kopenhagen, das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven sowie eine Reihe weiterer maritimer Sammlungen in Europa und Übersee. Diese Besichtigungen stellten nicht immer für alle Beteiligten einen reinen Quell der Freude dar: Als neben der Huntington Library und ihren speziellen maritimenSammlungen in Los Angeles auch die
USS Iowa
genau inspiziert werden musste, drängte Olaf Raders älteste Tochter Judith Maria dann doch irgendwann zum Aufbruch von dem grauen Koloss mit der einleuchtenden Begründung: «Es riecht hier so nach Schlachtschiff!»
Zu den theoriegesättigten Recherchen kamen praktische Segelmanöver in den Gewässern zwischen Rügen und Dänemark. Wer verstehen will, warum in den Jahrhunderten des Segelschiffszeitalters das Halten der Luvstellung schon der halbe Weg zum Sieg war, sollte einmal versuchen, bei fünf oder sechs Windstärken eine bestimmte, gegen den Wind liegende Position zu erreichen. Bei einem solchen Manöver offenbaren sich sogleich physikalische Gesetzmäßigkeiten mit schlagender Anschaulichkeit, die durch noch so langes Theoretisieren am Kamin nicht oder eben doch nur theoretisch erkannt werden können.
Doch mehr noch als den praxisbezogenen Erkenntnissen aus der Freizeit verdankt dieses Buch unserer beruflichen Lehrtätigkeit, in Gestalt zahlreicher Anregungen durch die Seminar- und Vorlesungsteilnehmer von Veranstaltungen zum Thema «Seekriegsgeschichte» an der Humboldt-Universität zu
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