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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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des Kampfs der westeuropäischen Staaten um die Seeherrschaft im Folgenden entfaltet werden, wie er die Zeit von der Mitte des 16. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts geprägt hat: zunächst in Gestalt des englisch-spanischen Gegensatzes, der im Scheitern des spanischen Invasionsversuchs auf den Britischen Inseln und dem Untergang der «Unbesiegbaren Armada» im Sommer 1588 kulminierte; danach anhand der drei Englisch-Niederländischen Kriege, die zwischen 1652 und 1674 zur langfristig folgenreichen Etablierung neuer Taktiken in der Seekriegsführung führten; schließlich, das gesamte 18. Jahrhundert überschattend, in Form des französisch-englischen Konflikts, der erst im Jahre 1805 durch die vermutlich berühmteste Seeschlacht der Kriegsgeschichte entschieden wurde: denepochalen Sieg des britischen Admirals Horatio Nelson über die französisch-spanische Flotte bei Trafalgar, der nicht nur den Anfang vom Ende Napoleons bedeutete, sondern zugleich einen Meilenstein auf dem Weg zur weltbeherrschenden Dominanz des Britischen Empire im 19. Jahrhundert und nebenbei auch die territoriale Ausdehnung der jungen USA begünstigte. England, das zunächst als ein klassisches
Seaborn Empire
die Weltbühne betreten hatte – wie schon zuvor die der Seeimperien Athens, Venedigs oder Portugals als Gegenentwurf zu den großen Landimperien wie etwa dem Römischen, Osmanischen oder Mongolenreich –, trat durch seine Flottendominanz nun auch in den Kreis derjenigen Reiche ein, die große Landkomplexe beherrschten.
Mit Volldampf in die Moderne
    Die Schiffe, die Horatio Nelson bei Trafalgar ins Gefecht führte, unterschieden sich nicht grundsätzlich von jenen, mit denen etwa ein Francis Drake über zweihundert Jahre zuvor gegen die spanische Armada gekämpft hatte. In beiden Fällen wurden sie durch Wind und Segel angetrieben, und ihre Kampf kraft beruhte auf bronzenen Vorderladergeschützen. Auch wenn sich die Seetauglichkeit der Schiffe, die technische und taktische Ausbildung von Mannschaften und Offizieren verbessert hatten und die Flottenverbände viel größer geworden waren, so hätte sich doch ein Drake auf den Schiffen Nelsons rasch zurechtgefunden.
    Schon ein halbes Jahrhundert nach Trafalgar jedoch war alles anders geworden. Der technische Fortschritt in Gestalt der Industrialisierung führte zu einer neuerlichen Revolution in der Seekriegsführung, und zwar erneut sowohl im Bereich des Antriebs als auch der Bewaffnung. An die Stelle der Segel trat nun die Dampfmaschine, dank derer die Schiffe unabhängig vom Wind manövrieren konnten, und die bronzenen Vorderlader wurden relativ schnell durch stählerne Hinterlader mit gezogenen Läufen ersetzt, die Explosiv-Granaten verschossen und gegen deren überlegene Reichweite und Zielgenauigkeit die Vollkugeln der antiquierten Vorgänger sehr rasch nur noch den Wert von Spielzeugpistolen besaßen. Die technischen Neuerungen führten zu einer weiteren Drehung der Rüstungsspiraleim Wettstreit der europäischen Nationen. Über das technische Know-how für den Bau moderner Kriegsschiffe zu verfügen, wurde nun immer mehr zu einer Frage des nationalen Renommees, und der abermals geradezu explosionsartig wachsende finanzielle Aufwand, der für den Bau und die kontinuierliche Modernisierung der Flotten betrieben werden musste, erzwang weitere Maßnahmen der Ressourcenkonzentration in den Händen des Staates.
    Gerade deswegen entwickelten sich die Kriegsflotten zu einem Symbol nationalen Selbstbewusstseins auch für Staaten, die bis dahin als Seemächte keine Rolle gespielt hatten. Das wurde zum Beispiel nach der italienischen «Einigung» im Jahre 1861 deutlich, als dem schwächlichen Nationalgefühl der Italiener durch den Kampfgeist einer überaus kostspieligen modernen Kriegsflotte aufgeholfen werden sollte. Unglücklicherweise hatten die verantwortlichen Politiker und Militärs dabei übersehen, dass gerade die avancierten Produkte seetechnischen Fortschritts neben gut ausgebildeten Ingenieuren auch geschulte Mannschaften und Offiziere erforderten, um gegen einen kampfentschlossenen Gegner bestehen zu können. Es dauerte nicht lange, bis die italienischen Kapitäne diesen Sachverhalt in der traumatischen Niederlage gegen die österreichische Flotte bei Lissa 1866 zur Kenntnis nehmen mussten. Die Ereignisse von Lissa wurden weltweit aufmerksam kommentiert und analysiert, nicht nur wegen des vollständigen, von tragikomischen Zügen nicht freien Versagens des italienischen

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