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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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die tödlichen Cottonmouths. Zur Unterstützung hatte Chelsea eine Videoaufnahme von einer inszenierten Fangaktion herausgegeben, begleitet von einem informativen und beruhigenden Kommentar eines örtlichen Zoologen.
    »Spätestens Ende der Woche können wir alle Stiefel zurückschicken«, sagte Chelsea abschließend.
    »Na ja, das ist ja prima.« Kingsbury drehte sich mit seinem Sessel zum Fenster, dann wieder zurück. Nervös knetete er die Speckfalten in seinem Nacken. »Punkt zwei«, sagte er. »Dieser Scheiß mit der Witwe dieses Doktors, ist das schon geklärt?«
    Nun geriet Chelsea ins Schwimmen, denn Joe Winder hatte ihn mit dem Koocher-Gambit in eine Zwickmühle gebracht. Der Public-Relations-Mann hatte dagegen kein Rezept. Es gab einfach keinen cleveren und eleganten Weg, das Angebot einer Schadenersatzzahlung von 2,8 Millionen Dollar für einen umstrittenen Todesfall aus der Welt zu schaffen.
    Chelseas Oberhemd wies plötzlich dunkle Schweißflecken auf. »Sir, das ist eine harte Nuß«, sagte er.
    »Das will ich nicht hören!« Kingsbury faltete seine Hände, um Zurückhaltung bemüht. »Wie war die Summe, zwei Komma acht? Es gibt verdammt keine Möglichkeit-was soll das überhaupt, sehe ich aus wie Onassis?«
    Chelseas Kiefer schmerzten vom nervösen Zusammenbeißen der Zähne. Er wagte einen Vorstoß: »Das Angebot zurückzunehmen, würde ernste Konsequenzen nach sich ziehen, publicitymäßig. Die Reaktion darauf dürfte äußerst häßlich ausfallen.«
    »Ernste Konsequenzen? Ich sag Ihnen mal was Ernstes, Charlie. Zwei Millionen Mäuse aus meiner eigenen gottverdammten Tasche, wie ernst klingt das für Sie?«
    »Vielleicht sollten Sie sich an die Versicherung wenden.«
    »Ha!« Kingsbury warf den Kopf in den Nacken und schnaubte wild. »Die erhöhen doch bloß die Beiträge, diese Arschlöcher, sobald irgendein Heini sich hier den kleinen Zeh verstaucht. Keine Chance, Charlie, daß ich mit den Versicherungsleuten auch nur ein Wort rede.«
    In den vergangenen Jahren hatte die Versicherung ihre Prämien für das Wunderland der Abenteuer um das Dreifache hochgeschraubt. Das lag an der ungewöhnlich hohen Zahl von Unfällen und Verletzungen bei den Hauptattraktionen: die Wet-Willie-Wasserrutsche allein war Gegenstand von siebzehn Schadenersatzprozessen gewesen, und die außergerichtlich vereinbarten Zahlungen summierten sich auf fast 750 000 Dollar. Noch teurer war die gelegentliche Fehlfunktion eines mechanischen Bullen im Wild Bill Hiccup Corral – ein älterer britischer Tourist war mit einem 90-Grad-Knick in seinem Penisimplantat aus Plastik in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die von der Jury festgesetzte siebenstellige Schadenersatzsumme hatte niemanden sonderlich überrascht.
    Es hatte keinen Sinn, Francis Kingsbury auf diese traurigen Episoden anzusprechen, denn das würde so aussehen, als verteidige Charles Chelsea die Versicherungsgesellschaft.
    »Sie sollten nicht vergessen«, sagte er, »daß Mrs. Koocher sich einen Anwalt genommen hat.«
    »Wie schön für sie«, polterte Kingsbury. »Soll sie doch dem Richter erklären, was zum Teufel ihrem Alten eingefallen ist, mitten in der Nacht mit einem verdammten Mörderwal um die Wette zu schwimmen.«
    Jetzt regte sich auch bei Chelsea die Wut. »Wenn wir das aufs Tapet bringen, dann werden der Herald und das Fernsehen sich auf uns stürzen. Wollen wir wirklich, daß eine Bande von Reportern das Ableben des Doktors untersucht?«
    Kingsbury blinzelte ihn argwöhnisch an. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich gebe Ihnen lediglich den guten Rat, sich Zeit zu nehmen und alles noch einmal zu überdenken. Lassen Sie mich die Medien hinhalten.«
    »Zwei Komma acht Millionen Dollar! Wie zum Teufel kommt diese Wahnsinnszahl zustande? Er hätte doch auch hundert Riesen schreiben können, etwas, das sich zahlen läßt.«
    »Winder? Nein, Sir, der denkt immer ganz groß.«
    »Was will er – Sie haben ihn eingestellt, Charlie – was hat er davon?«
    »Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Einstweilen lautet meine Empfehlung, daß Sie die Versicherung bitten, sich mit Mrs. Koochers Anwalt in Verbindung zu setzen. Ehe noch Schlimmeres passiert.«
    Kingsbury stöhnte gequält auf. »Schlimmeres? Wie soll denn das möglich sein?«
    »Alles ist möglich.« Chelsea erschrak über die Niedergeschlagenheit in seiner eigenen Stimme. Er fragte sich, ob die Flut schlechter Nachrichten jemals versiegen würde.
    Das Telefon summte, und Kingsbury riß den Hörer von

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