Große Tiere: Roman (German Edition)
blickte er zum Himmel, suchte die zitronengelbe Sonne und fluchte. Dann war er verschwunden und rannte barfuß ins Dickicht des Wäldchens.
Die Ausbreitung der Menschheit hatte den Floridapanther derart gründlich dezimiert, daß jedes der wenigen lebenden Exemplare mit einer festen Nummer versehen wurde. In einem verzweifelten Versuch, die Art zu retten, hatte die Wild- und Fischschutz-Kommission ein Programm anlaufen lassen, das vorsah, die weit umherstreifenden Panther zu überwachen und ihre Bewegungen mittels Radiotelemetrie zu verfolgen. Im Laufe einiger Jahre waren die meisten der Wildkatzen aufgestöbert, betäubt und mit dauerhaften Plastikkragen ausgestattet worden, die ein regelmäßiges elektronisches Signal mit einer Frequenz von 150 Megahertz aussandten. Diese Signale konnten von Wildhütern zu ebener Erde oder, wenn das Tier sich tief in den Sümpfen aufhielt, auch aus der Luft verfolgt werden. Mit Hilfe dieses Systems konnten Zoologen die Territorien bestimmen, in denen einzelne Katzen sich aufhielten, ihr Paarungsverhalten aufzeichnen und sogar neue Würfe junger Katzen lokalisieren. Da die batteriebetriebenen Kragen durch Bewegung in Gang gesetzt wurden, konnten die Ranger außerdem feststellen, wann einer der numerierten Panther krank oder gar eingegangen war; wenn ein Funkkragen für mehr als ein paar Stunden nicht bewegt wurde, dann sandte er automatisch ein Notsignal.
Ein solcher Alarm wurde nicht gesendet, wenn ein Tier sich ungewöhnlich aktiv verhielt, doch von den Rangern wurde erwartet, daß ihnen das seltsame Verhalten auffiel und daß sie darauf reagierten. So wurde zum Beispiel ein Panther, der sich zu lange in der Nähe von besiedelten Gebieten aufhielt, gewöhnlich eingefangen und zu seiner eigenen Sicherheit in einem anderen Gebiet wieder ausgesetzt; die Katzen hatten die verhängnisvolle Angewohnheit, vor allem die Nähe vielbefahrener Landstraßen und Highways zu suchen.
Sergeant Mark Dyerson hatte schon viele tote Panther eingesammelt, die von Last- oder Personenwagen angefahren worden waren. Seit kurzem war der Ranger überzeugt, daß, wenn nicht bald etwas unternommen wurde, Panther Nummer 17 wohl auf die gleiche Art und Weise enden würde. Aus den Akten des Wild- und Fischschutzamtes ging hervor, daß das Tier ein sieben Jahre altes Männchen war, dessen ursprüngliches Jagdgebiet sich von Homestead nach Süden bis zum Everglades National Park und nach Westen bis hin zum Card Sound erstreckte. Weil diese Gegend von zahlreichen Schnellstraßen durchschnitten wurde, achteten die Wildhüter besonders aufmerksam auf die Wanderungen von Nummer 17.
Monatelang hatte die Wildkatze sich offenbar zufrieden in den tiefer landeinwärts gelegenen Wäldern von North Key Largo aufgehalten, was durchaus vernünftig erschien, bedachte man den riskanten Weg zum Festland. Aber Sergeant Dyerson machte sich Sorgen, als, vor zwei Wochen, die Funkmeldungen von Nummer 17 eine außergewöhnliche, fast unglaubliche Wanderlust anzeigten. Wiederholte Flugkontrollen hatten die Wildkatze abwechselnd in Florida City, North Key Largo, Homestead, Naranja und Süd-Miami aufgespürt – obgleich Sergeant Dyerson glaubte, daß diese letzten Koordinaten falsch waren, wahrscheinlich hervorgerufen durch einen Defekt des Funkpeilgeräts. Süd-Miami war ganz einfach ein unmöglicher Zielort; es lag nicht nur völlig außerhalb des Reviers des Panthers, sondern das Tier hätte sich mit einer Geschwindigkeit von fast fünfundsechzig Meilen in der Stunde bewegen müssen, um zu dem Zeitpunkt dort zu sein, den die Telemetrie angegeben hatte. Die einzige Möglichkeit für Nummer 17, eine solche Strecke zurückzulegen, sagte Sergeant Dyerson scherzhaft zu seinem Piloten, sei, den Bus zu nehmen.
Am 29. Juli stieg der Ranger mit der zweimotorigen Piper auf, um den umherziehenden Panther zu suchen. Das Signal war erst aufzufangen, als das Flugzeug im Tiefflug über einen Wohnwagenplatz in den Außenbezirken von Homestead hinwegrauschte. Es war kein besonders sicherer Ort für Menschen, viel weniger noch für wilde Tiere, und die Anwesenheit des Panthers in dieser Gegend erfüllte Sergeant Dyerson mit Sorge. Obgleich die gelbbraunen Katzen nur selten von der Piper aus zu sehen waren, erwartete der Ranger fest, Nummer 17 über den Mittelstreifen des U. S. Highway 1 humpeln zu sehen.
Am späten Nachmittag stieg Sergeant Dyerson erneut auf; diesmal zeichnete er die stärksten Signale in einem Dickicht am Steamboat Creek
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