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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Jim Tile hatte sich den gebratenen Thunfisch und gebackene Muscheln bestellt. Der Speisesaal war mit reichen republikanischen Golfspielern mit leuchtendroten Wangen und grellbunten Sommerhemden bevölkert. Die Männer beobachteten den Tisch des schwarzen Polizisten mit mißbilligend zusammengekniffenen Augen.
    »Warum das alles?« fragte Winder.
    »Um mich mal in Ruhe mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Und worüber?«
    Jim Tile zuckte die Achseln. »Brennende Planierraupen. Tote Wale. Einäugige Waldläufer. Suchen Sie sich ein Thema aus.«
    »Demnach haben wir einen gemeinsamen Freund.«
    »Ja, haben wir.« Dem Trooper schien seine Fischplatte bestens zu munden; trotz der feindseligen Blicke schien er es mit dem Essen überhaupt nicht eilig zu haben. Er sagte: »Das Flugzeug hat ihn verscheucht, nicht wahr?«
    »Es ergibt aber keinen Sinn«, sagte Winder. »Sie sind nicht hinter ihm her, sie suchen diese Wildkatze. Weshalb rennt er weg?«
    Jim Tile legte die Gabel beiseite und wischte sich den Mund ab. »Ich hab da eine Theorie – er glaubt, er müsse sich verstecken, weil der Panther so reagieren würde. Er trägt seinen Kragen wie eine heilige Verpflichtung.«
    »Und zwar mit allen Konsequenzen.«
    »Ja«, sagte der Polizist. »Ich rechne auch nicht damit, daß sie den verschwundenen Hund wiederfinden. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Carrie sagte: »Er ist ein sehr interessanter Mensch.«
    »Jemand, den man bewundern, aber nicht imitieren sollte.« Jim Tile schwieg einen Moment. »Das meine ich mit allem Respekt.«
    Winder wollte auf die Warnung lieber nicht eingehen. »Was meinen Sie denn, wohin er verschwunden ist?« fragte er den Trooper.
    »Ich weiß es nicht genau, aber darum sollte man sich kümmern.«
    Der Geschäftsführer des Restaurants erschien an ihrem Tisch. Er war ein schlanker junger Mann mit gebleichten Haaren und kantigen Schultern und nagelneuen Zähnen. In eisigem Ton fragte er Jim Tile, ob er Mitglied des Clubs sei, und der Polizist schüttelte den Kopf, nein, noch nicht. Der Geschäftsführer setzte an, um etwas zu erwidern, unterließ es jedoch. Jim Tile bat um ein Aufnahmeformular, und der Geschäftsführer sagte, er sei sofort wieder da.
    »Den haben wir heute zum letztenmal gesehen«, prophezeite der Polizist.
    Joe Winder wollte mehr über Skink erfahren. Er entschied, daß er Jim Tile ruhig erzählen konnte, was die Gruppe im Wäldchen getan hatte, ehe das Flugzeug erschienen war. »Wir haben einen Plan ausgebrütet.«
    »Das habe ich mir fast gedacht«, sagte der Trooper. »Haben Sie Ahnung von Rock ’n’ Roll?«
    Carrie zeigte auf Winder und sagte: »Er ist praktizierender Altfan.«
    »Gut«, sagte Jim Tile. »Vielleicht können Sie mir erklären, was ein Mojo ist? Neulich sprach er von einem fliegenden Mojo.«
    »Aufsteigend«, sagte Winder. »Es heißt Mojo rising. Es ist eine Textzeile von den Doors – ich glaube, es hat eine phallische Bedeutung.«
    »Nein«, meldete Carrie sich zu Wort. »Ich glaube, damit sind Drogen gemeint.«
    Der Polizist verzog ärgerlich das Gesicht. »Weiße Musik, Herrgott im Himmel. Sinatra ist ja ganz in Ordnung, aber den Rest kann man vergessen.«
    »Sollen wir uns mal über Rap unterhalten?« fragte Joe Winder gereizt. »Ich denke da zum Beispiel an die genialen Texte einer Truppe wie 2 Live Crew.« Wenn es um Rock ging, dann stieg er schnell auf die Barrikaden. Carrie kniff ihm unterm Tisch in den Oberschenkel. Sie sagte, er solle nicht so verbissen sein.
    »Rikers Island«, sagte Jim Tile. »Gibt es einen Song über Rikers Island?«
    Winder konnte sich nicht erinnern, jemals davon gehört zu haben. »Sind Sie sicher, daß es nicht Thunder Island ist?«
    »Nein.« Jim Tile schüttelte entschieden den Kopf. »Unser gemeinsamer Freund sagte, er wolle irgendwann Florida verlassen. Er würde rauffahren nach Rikers Island und dort etwas erledigen.«
    »Aber das ist doch ein Gefängnis«, sagte Carrie.
    »Ja. Ein Gefängnis in New York City.«
    Joe Winder erinnerte sich an etwas, das Skink ihm am ersten Tag im Lager erzählt hatte. Wenn das ein Hinweis war, dann kündigte es ein absolut wahnsinniges Verbrechen an.
    Winder sagte: »In Rikers sitzt doch dieser Idiot, der John Lennon erschossen hat.« Er hob eine Augenbraue und sah Jim Tile prüfend an. »John Lennon kennen Sie doch, oder?«
    »Ja, natürlich.« Die Schultern des Polizisten sackten herab. »Das könnte Ärger geben«, fügte er hilflos hinzu.
    »Unser gemeinsamer Freund ist über den Tod

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