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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Das erwachte Interesse in Washington beruhte nicht auf Sorge um Frankies Wohlergehen, sondern eher auf der Furcht vor einer möglichen Publicitykatastrophe; die Ermordung eines von der Regierung geschützten Informanten würde dem Ansehen des Zeugenschutz-Programms nicht gerade förderlich sein. Ein solcher Vorfall könnte sogar eine nachhaltig abschreckende Wirkung auf andere potentielle Informanten ausüben. Agent Hawkins sollte Buddy Michael Schwartz ausfindig machen und dann Verstärkung anfordern.
    Molly McNamara sagte: »Meinen Sie, daß dieser Mann in mein Haus eingebrochen sein könnte, um das Telefon zu benutzen?«
    »Nicht ganz«, sagte Hawkins.
    Sie beäugte ihn skeptisch. »Woher wissen Sie so genau, daß er es war, der telefoniert hat? Haben Sie eine dieser Stimmenerkennungsmaschinen eingesetzt?«
    Der FBI-Mann kicherte verhalten. »Nein, wir brauchten keine solche Maschine. Der Anrufer hat sich selbst identifiziert.«
    »Mit Namen?« Dieser Klotzkopf! dachte Molly.
    »Nein, nicht mit Namen. Er hat Mr. Delicato erzählt, er sei ein Bekannter von Gino Riccis Bruder. Zufälligerweise hat Buddy Michael Schwartz zusammen mit Mario Ricci im Gefängnis in Lake Butler gesessen.«
    Molly McNamara sagte: »Das könnte auch ein Zufall sein.«
    »Sie saßen in einer Zelle. Buddy und Ginos Bruder.«
    »Aber trotzdem -«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen«, sagte der Agent, »wenn ich Sie bäte, mich in die Stadt zu begleiten und sich einem Test am Lügendetektor zu unterziehen?«
    Molly hörte auf zu schaukeln und fixierte ihn mit einem empörten Blick. »Wollen Sie damit sagen, daß Sie mir nicht glauben?«
    »Nennen Sie es einen vagen Verdacht.«
    »Agent Hawkins, ich bin zutiefst verletzt.«
    »Mir reicht dieser Unsinn jetzt.« Er klappte das Notizbuch zu und schob die Kappe auf den Filzschreiber. »Wo ist er?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Hawkins stand auf, verstaute das Notizbuch in der Tasche, rückte seine Krawatte gerade. »Wir machen eine kleine Spazierfahrt«, sagte er. »Kommen Sie.«
    »Nein!«
    »Machen Sie es für sich nicht noch schlimmer.«
    »Sie passen nicht auf«, sagte Molly. »Ich dachte, G-men würden dazu ausgebildet, genau zu beobachten.«
    Billy Hawkins lachte. »G-men? Das habe ich schon eine Ewigkeit nicht gehört -«
    Erst in diesem Moment bemerkte er die Pistole. Die alte Dame hielt sie ruhig mit beiden Händen fest. Sie zielte genau auf seinen Schoß.
    »Das ist unglaublich«, sagte der Agent. »Der reinste Filmstoff.« Er war gespannt, was die harten Jungs in Quantico sagen würden, wenn er ihnen das erzählte.
    Molly forderte Billy Hawkins auf, die Hände zu heben.
    »Nein, Ma’am.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil Sie mir jetzt die Pistole geben.«
    »Nein«, sagte Molly, »ich schieße auf Sie.«
    »Lady, geben Sie die verdammte Kanone her!«
    Ruhig schoß sie ihm in den Oberschenkel, etwa sechs Zentimeter unterhalb der linken Hüfte. Der FBI-Mann brach unter lautem Geheul zusammen und preßte eine Hand auf das qualmende Loch in seiner Hose.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen aufpassen, was Sie sagen«, erinnerte Molly ihn.
    Der Knall der Pistole ließ Danny Pogue und Buddy Schwartz die Treppe herunterrennen. Durch ein Wohnzimmerfenster warfen sie einen vorsichtigen Blick auf die Verandaszene: Molly schaukelte gemütlich, ein Mann in einem grauen Anzug wälzte sich zuckend auf dem Fußboden.
    Danny Pogue brüllte: »Sie hat es schon wieder getan!«
    »Großer Gott«, sagte Bud Schwartz, »der Kerl vom FBI.«
    Die Einbrecher schoben die Tür einen Spalt auf und lugten hinaus. Molly versicherte ihnen, daß sie die Situation völlig unter Kontrolle habe.
    »Eine Fleischwunde«, meldete sie. »Behaltet den Burschen im Auge, während ich Eis und Verbandszeug hole.« Sie konfiszierte Billy Hawkins’ Smith & Wesson und reichte sie Bud Schwartz, der sie angeekelt wie einen Hundehaufen in die Hand nahm.
    »Sie funktioniert am besten, wenn du damit zielst«, sagte Molly mit leisem Spott.
    Danny Pogue griff nach dem Lauf. »Ich tue es!«
    »Das wüßt ich aber«, sagte Bud Schwartz und drehte sich weg. Er setzte sich in den Schaukelstuhl und legte die Pistole auf sein Knie. In der Luft lag der scharfe Geruch von Schießpulver; er weckte die Erinnerung an Monkey Mountain und den schießwütigen Pavian.
    Während er zusah, wie der Mann im grauen Anzug sich vor Schmerzen krümmte, kämpfte Bud Schwartz gegen den Drang an, aufzustehen und wegzurennen. Was dachte die alte Krähe

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