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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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sich diesmal? Auf einen FBI-Mann zu schießen konnte nichts Gutes bringen. Gewiß war sie sich über die Folgen im klaren.
    Danny Pogue öffnete für Molly die Haustür. Sie verschwand mit einem freundlichen Winken im Haus. Danny Pogue ließ sich rittlings auf einem der gußeisernen Gartenstühle nieder. »Regen Sie sich nicht auf«, erklärte er dem Agenten. »So schlimm sind Sie nicht verletzt.«
    Billy Hawkins sah finster zu ihm hoch. »Wie heißen Sie?«
    »Marcus Welby«, warf Bud Schwartz ein. »Sieht er denn nicht aus wie ein Arzt?«
    »Wer Sie sind, weiß ich«, sagte der Agent. Er hatte das Gefühl, eine riesige Wespe bohre in seinem Oberschenkel herum. Billy Hawkins öffnete seinen Hosengürtel und verzog schmerzlich das Gesicht beim Anblick seiner blutgetränkten Boxershorts.
    »Ihr Arschlöcher landet im Knast«, sagte er und betastete das fahle Fleisch um die Schußwunde.
    »Wir sind nur Einbrecher«, sagte Danny Pogue.
    »Jetzt nicht mehr.« Hawkins versuchte aufzustehen, aber Bud Schwartz winkte mit der Pistole und sagte ihm, er solle liegenbleiben. Auf der Stirn des Agenten glänzten Schweißperlen, und seine Lippen waren grau. »Hey, Bud«, sagte er, »ich hab Ihre Akte gesehen, und das hier ist gar nicht Ihr Stil. Tätlicher Angriff auf einen Bundesbeamten, Mann, dafür kommen Sie nach Atlanta.«
    Bud Schwartz war sehr bedrückt, als der FBI-Mann ihn mit seinem Namen ansprach. »Sie wissen von mir überhaupt nichts«, schnappte er.
    »Wollen Sie mir nicht mal verraten, was hier überhaupt gespielt wird? Was Sie mit Frankie King zu tun haben?«
    Bud Schwartz erwiderte: »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Wunderbarerweise schaltete Danny Pogue, ehe er etwas Verhängnisvolles von sich gab. Er grinste breit und sagte: »Wer ist denn Frankie King? Den Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Quatsch«, knurrte Agent Billy Hawkins. »Macht nur so weiter und stellt euch dumm. Ihr wandert sowieso ins Gefängnis. Ihr und diese verrückte alte Lady.«
    »Wenn es Sie beruhigt«, sagte Danny Pogue, »sie hat auch auf uns geschossen.«
     
    Das Lager war... verschwunden.
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Joe Winder. Er nahm Carries Hand und ging weiter. Es regnete etwas, und die Luft im Wald war kühl und frisch.
    »Was tun wir, wenn er wirklich weg ist?« fragte Carrie.
    »Keine Ahnung.«
    Zehn Minuten später fragte sie, ob sie sich verirrt hätten.
    »So richtig kenne ich mich auch nicht mehr aus«, gab Winder zu. »Aber allzuweit kann es nicht mehr sein.«
    »Joe, wohin wollen wir?«
    Der Regen fiel jetzt heftiger, und der Himmel verdüsterte sich. Aus dem Westen rollte Donner heran, der das Laub der Bäume erbeben ließ. Die Vögel verstummten, dann kam Wind auf und fegte über die Insel, und Joe Winder konnte das Gewitter riechen. Er ließ Carries Hand los und begann zu rennen. Dabei bahnte er mit den Armen einen Weg durch das Dickicht. Er rief etwas über die Schulter und trieb Carrie zur Eile an.
    Es dauerte noch etwa eine Viertelstunde, bis sie den Schrottplatz fanden, wo der alte Plymouth-Kombiwagen auf seinen verrosteten Stoßstangen ruhte. Der gelbe Sonnenschirm – immer noch im Armaturenbrett verankert – flatterte wild im Sturm.
    Joe Winder zog Carrie in den Wagen und umarmte sie so heftig, daß sie einen Schrei ausstieß. »Meine Arme kribbeln«, sagte sie dann. »Die kleinen Härchen sträuben sich.«
    Er bedeckte mit den Händen ihre Ohren. »Bleib ganz ruhig, das sind die Blitze.«
    Es schlug mit einem gleißenden Schein und einem ohrenbetäubenden Krachen ein. Knapp zwanzig Meter entfernt klaffte ein abgestorbener Mahagonibaum in der Mitte auseinander und warf einen mächtigen laublosen Ast ab. »Mein Gott«, flüsterte Carrie. »Das war knapp.«
    Regentropfen hämmerten auf das Wagendach. Joe Winder drehte sich auf seinem Sitz um und sah nach hinten. »Sie sind weg«, sagte er.
    »Was, Joe?«
    »Die Bücher. Hier hat er seine ganzen Bücher aufbewahrt.«
    Sie drehte sich ebenfalls um. Bis auf mehrere tote Kakerlaken und ein vergilbtes Heft der New Republic war der Kombi total ausgeräumt worden.
    Winder war verblüfft. »Ich weiß nicht, wie er das geschafft hat. Du hättest es sehen sollen – da waren Hunderte. Steinbeck, Hemingway. Erstausgaben! Einige der wichtigsten Bücher, die je geschrieben wurden.«
    »Dann ist er wirklich weg.«
    »Es sieht ganz danach aus.«
    Das Gewitter wanderte schnell über die Insel und hinaus aufs Meer. Bald hörten die Blitze auf, und der Wolkenbruch

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