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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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ging in einen feinen Nieselregen über. Carrie sagte: »Der Wind war angenehm, nicht wahr?«
    Joe Winder hörte nicht zu. Er versuchte, sich darüber klarzuwerden, ob sie weitersuchen sollten oder nicht. Ohne Skink ergaben sich neue Möglichkeiten – kühne und ernste Entscheidungen. Plötzlich fühlte Winder sich für die gesamte Operation verantwortlich.
    Carrie drehte sich halb, um ihm einen Kuß zu geben. Dabei stieß ihr Knie gegen die Klappe des Handschuhfachs, die dadurch aufsprang. Neugierig wühlte sie in dem Fach herum – eine Taschenlampe, ein Reifenventil, drei Batterien und etwas, das aussah wie ein Eichhörnchenschweif.
    Und ein brauner Briefumschlag, auf dem in kleiner Blockschrift der Name Joe Winders stand.
    Er riß ihn auf. Während er die Nachricht las, legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht. »Kurz, knapp und zündend«, sagte er.
    Carrie las ebenfalls:
    Lieber Joe,
Sie wären ein verdammt gutes Orakel.
Machen Sie sich um mich keine Sorgen, kämpfen Sie weiter.
We all shine on!
    Carrie faltete den Zettel wieder zusammen und schob ihn zurück in den Umschlag. »Ich vermute, das hat eine besondere Bedeutung.«
    »Wie Sonne, Mond und Sterne«, sagte Joe Winder. Er fühlte sich großartig.

28
    Das Wunderland der Abenteuer machte seine Tore wieder auf und hatte nur einen geringen Besucherrückgang zu verzeichnen. Zu verdanken war das einer Werbeaktion, bei der im Eintrittspreis ein Gratisritt auf Dickie dem Delphin eingeschlossen war, dessen amouröse Anwandlungen nun durch die vier mit elektrischen Betäubungsgewehren ausgerüsteten Dompteure unterbunden wurden. Francis X. Kingsbury freute sich über die Besucherscharen und fühlte sich dadurch, daß viele Besucher sich tatsächlich wegen des Fehlens wilder Schlangen beklagten, moralisch wiederaufgebaut. Kingsbury betrachtete die Beschwerden als Beweis dafür, daß die Schließung des Wunderlands unnötig und eine kostspielige Überschätzung der Intelligenz des Durchschnittstouristen gewesen war. Offenbar waren die Proleten weitaus neugieriger auf lebensgefährliche Reptilien, als daß sie vor ihnen Angst hatten. Es geht nun mal nichts über einen ordentlichen Nervenkitzel, sagte Kingsbury.
    Die beiden Personen, die sich seinen Monolog anhören mußten, waren Pedro Luz und Special Agent Ron Donner vom U. S. Marshal Service. Agent Donner war erschienen, um Francis X. Kingsbury davon in Kenntnis zu setzen, daß sein Leben bedroht war.
    »Haha! Durch wen?«
    »Gewisse Elemente aus Kreisen des organisierten Verbrechens«, sagte der Marshal.
    »Schön, scheiß drauf.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist doch, also wirklich, gequirlte Scheiße!« Kingsbury schlug mit den Armen wie ein mandarinenfarbener Geier. Er trug seine Golfkluft; sogar seine Schuhe waren orangegelb.
    Agent Donner sagte: »Wir halten es für klüger, wenn Sie die Stadt für einige Zeit verlassen.«
    »Ach, tatsächlich? Die Stadt verlassen, einen Teufel werde ich.«
    Pedro Luz drehte seinen Rollstuhl ein wenig zu dem Marshal um. »Organisiertes Verbrechen«, sagte er. »Meinen Sie etwa die Mafia?«
    »Wir nehmen das sehr ernst«, sagte Agent Donner und dachte bei sich: Wer ist denn der Irre mit dem Tropfbeutel?
    Mit einer stolzen Geste stellte Francis Kingsbury seinen Sicherheitschef vor. »Er ist im Park für alles mögliche zuständig. Auch für meine persönlichen Belange. Sie können sich offen vor ihm äußern, klar? Er ist absolut zuverlässig.«
    Pedro Luz justierte die Tropfgeschwindigkeit des Injektionsschlauchs.
    Der Marshal fragte: »Was ist mit Ihrem Fuß passiert?«
    »Das ist doch nebensächlich!« platzte Kingsbury heraus.
    »Ein Autounfall«, antwortete Pedro Luz freundlich. »Ich mußte das verdammte Ding abbeißen.« Er deutete mit seinem verkürzten Zeigefinger auf die Stelle. »Dicht über dem Fußgelenk, sehen Sie?«
    »Das ist Pech«, sagte Agent Donner und dachte: das reinste Irrenhaus.
    »Das tun die Tiere immer«, fügte Pedro Luz hinzu, »wenn sie in eine Falle geraten.«
    Kingsbury klatschte nervös in die Hände. »Hey, hey! Können wir wieder zum Thema kommen, bitte, zu dieser Mafia-Geschichte. Um es noch mal zu sagen, ich gehe nirgendwohin.«
    Der Marshal sagte: »Wir könnten Sie schon morgen nachmittag sicher und ungefährdet in Bozeman, Montana, unterbringen.«
    »Wie bitte? Sehe ich aus wie ein verdammter Waldschrat? Hören Sie mal – Montana, so was sollten Sie mir nicht mal im Scherz zumuten.«
    Pedro Luz fragte: »Warum soll die Mafia Mr.

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