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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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diesem Golfspieler gehört, auf den geschossen wurde«, sagte Molly. »Mr. Kingsbury hatte eine ziemlich dicke Pechsträhne, meint ihr nicht auch?« Sie stellte die Frage mit dem Anflug eines Lächelns. Danny Pogue starrte auf seine Schuhspitzen.
    Um das Thema zu wechseln, fragte Bud Schwartz, ob es im Krankenhaus eine Cafeteria gab. »Ich könnte jetzt eine Cola gut gebrauchen.«
    »Bring mir eine mit«, sagte Danny Pogue. »Und für Molly eine Limonade.«
    »Ja, das wäre jetzt genau das Richtige. Oder vielleicht auch ein Ginger Ale, irgendwas mit Kohlensäure.« Sie tätschelte Danny Pogues Hand. Und schon wieder machte er ein Gesicht, als wollte er weinen.
    Im Fahrstuhl konnte Bud Schwartz den Anblick der alten Dame, wie sie mit eingefallenem Gesicht in ihrem Bett lag, nicht aus seinem Bewußtsein vertreiben. Es war alles Kingsburys Schuld – Molly hatte sich nicht mehr richtig gesund gefühlt, seit diese Schweine sie in ihrem Apartment verprügelt hatten. Daß einer von ihnen später von einem Pavian erschossen wurde, war nur ein kleiner Trost; der andere Bursche, der mit den neun Fingerspitzen, lief noch frei herum. Joe Winder hatte gesagt, keine Sorge, sie werden alle bezahlen – aber was wußte Winder schon von den Gesetzen der Straße. Er war ein Schreiberling, verdammt noch mal. Ein gottverfluchter Träumer. Bud Schwartz hatte sich bereit erklärt zu helfen, doch er konnte nicht so tun, als teile er Winders Optimismus. Als lebenslanger Krimineller wußte er genau, daß die Bösen nur sehr selten bekommen, was sie verdienen. Viel öfter kommen sie einfach davon, sogar Arschlöcher, die alte Damen zusammenschlagen.
    Bud Schwartz war so tief in Gedanken versunken, daß er im falschen Stockwerk ausstieg und sich plötzlich inmitten einer Schar fröhlich plappernder Verwandter wiederfand, die vor dem Fenster der Säuglingsstation standen. Er konnte es kaum fassen, als er die vielen neugeborenen Babys sah – es verwirrte ihn, ließ ihn leise vor sich hin brummeln, während andere neben ihm lachten und mit den Fingern zeigten und selig seufzten. Warum hatten so viele Leute in einer Welt, die immer beschissener wurde, so viele Kinder? Vielleicht war es eine Mode wie CB-Funk oder Lumpenpuppen. Oder vielleicht begriffen diese Frauen und Männer auch nicht die genauen Abläufe und Folgen der Reproduktion.
    Noch mehr Opfer, dachte Bud Schwartz, wirklich das letzte, was wir brauchen. Er betrachtete die Reihen schlafender Säuglinge, verschrumpelt und mit blinzelnden Augen und voll seliger Unschuld, und prophezeite ihnen stumm ihre Zukunft. Sie würden heranwachsen, um sich Autos und Häuser und Apartments zu kaufen, die, am Ende, von so verkommenen Subjekten, wie er eins war, ausgeraubt würden.
    Als Bud Schwartz in Molly McNamaras Zimmer zurückkehrte, spürte er, daß er in etwas sehr Persönliches hineinplatzte. Danny Pogue, der mit leiser Stimme gesprochen hatte, verstummte beim Erscheinen seines Partners.
    Molly bedankte sich bei Bud Schwartz für das Glas Ginger Ale. »Danny hat dir etwas mitzuteilen«, sagte sie.
    »Ja?««
    »Ich muß zugeben«, sagte Molly, »es hat mir die Sprache verschlagen.«
    »Dann laß mal hören.«
    Danny Pogue hob das Kinn und wölbte seine knochige Brust. »Ich habe beschlossen, meinen Anteil an dem Geld Molly zu schenken.«
    »Nicht mir persönlich«, schränkte sie ein. »Sondern den Müttern der Wildnis.«
    »Und dem Wildlife Rescue Corps!«
    »Inoffiziell, ja«, sagte sie.
    »Das Mafiageld«, erklärte Danny Pogue.
    Bud Schwartz wußte nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Fünfundzwanzig Riesen? Die gibst du einfach weg?«
    Molly strahlte. »Ist das nicht eine wunderbare Geste?«
    »Oh, wunderbar«, sagte Bud Schwartz. Wunderbar dämlich.
    Danny Pogue hörte den Sarkasmus in der Stimme seines Partners und versuchte, sich zu verteidigen. Er sagte: »Ich wollte das eigentlich schon immer tun, okay?«
    »Von mir aus.«
    Molly sagte: »Damit wird er automatisch Mitglied auf Lebenszeit.«
    »Er ist genauso automatisch pleite.«
    »Nun laß mal«, sagte Danny Pogue, »es ist für einen guten Zweck.«
    Bud Schwartz verengte die Augen zu Schlitzen. »Denkt nicht mal daran, zu fragen.«
    »Danny, er hat recht«, sagte Molly. »Es ist nicht fair, einen Freund zu etwas zu drängen.«
    Wachsam ließ Bud Schwartz seinen Blick über Mollys Bettdecke gleiten auf der Suche nach irgendwelchen Erhebungen, die die Umrisse einer Pistole hatten. Er sagte: »Seht mal, ich will ganz ehrlich

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