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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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informieren, die, wie es für solche Prozesse üblich war, im Begriff schien, gar nicht vor Gericht zugelassen zu werden. Der Fall wurde im Monroe County verhandelt, genaugenommen in Key West-wo viele Richter durch Konspiration oder simple Inzucht mit den betrügerischsten Politikern verbunden waren. Außerdem mußte der Anwalt zugeben, daß er ungemeine Schwierigkeiten hatte, die wahren Eigentümer des Falcon-Trace-Geländes aufzuspüren; er war bis zu einer anonymen Gesellschaft in Dallas gelangt und nicht mehr weitergekommen.
    Molly McNamara dankte Spacci für seinen Bericht und stellte den Antrag, ihm weitere zwanzigtausend Dollar für Anwaltsgebühren und andere Ausgaben zur Verfügung zu stellen. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
    Nach der Versammlung nahm Molly den Anwalt beiseite und sagte: »Das nächste Mal möchte ich einige Ergebnisse sehen. Ich will die Namen dieser Schweine.«
    »Was ist mit der Klage?«
    »Reichen Sie eine neue ein«, sagte Molly. »Schon mal daran gedacht, vor das Bundesgericht zu gehen?«
    »Wie?« fragte Spacci. »Mit welcher Begründung?«
    Molly griff sich seinen Ellbogen und führte ihn zu einer Staffelei hinter dem Rednerpult. Auf der Staffelei befand sich eine Luftaufnahme von North Key Largo. Molly zeigte darauf und sagte: »Sehen Sie? Dort wollen sie den Golfkurs anlegen. Und gleich daneben befindet sich ein als Nationalpark ausgewiesenes Gebiet. Und da haben Sie die Zuständigkeit des Bundes, Herr Anwalt.«
    Der Rechtsanwalt holte einen goldenen Kugelschreiber aus seiner Brusttasche und konnte auch auf einiges zeigen. »Und dort, Mrs. McNamara, befindet sich ein zweitausend Morgen großer Vergnügungspark, der alljährlich um die drei Millionen Besucher anlockt. Wir werden einige Schwierigkeiten haben, zu beweisen, daß ein lausiger Golfplatz der Natur mehr schadet als das, was bereits dort vorhanden ist – ein größeres Feriengebiet.«
    Molly schnappte: »Sie sind der verdammte Anwalt. Überlegen Sie sich etwas!«
    Voller Bitterkeit erinnerte sie sich an die Jahre, in denen sie gegen das Kingsbury-Projekt gekämpft hatte; die Mütter der Wildnis waren die einzige Gruppe gewesen, die niemals aufgegeben hatte. Audubon und die anderen hatten sofort erkannt, daß jeder Protest umsonst war; die Aussicht auf einen größeren Vergnügungspark, der eine Konkurrenz zu Disney World würde, versetzte die örtliche Handelskammer in geradezu orgiastische Zuckungen. Die mächtigsten der mächtigen Honoratioren klammerten sich an den Mythos, daß Mickey Mouse für den Niedergang des Familientourismus in Süd-Florida verantwortlich war, indem die Halbinsel regelrecht abgeschnürt wurde und sämtliche nach Süden fahrenden Kombiwagen in Orlando hängenblieben. Was hatte Miami als mögliche Alternativen zu bieten? Tümmler, die einen Baseball mit ihren Nasenlöchern schleudern konnten? Sprechende Papageien auf Einrädern? Unterhaltsame Kuriositäten, aber wohl kaum mit den Hightech-Attraktionen Disneys zu vergleichen. Das weitläufige, sich selbst erhaltende Reich der Zeichentrickmaus stülpte den Touristen die Taschen um; sie kamen, sie gaben aus, bis nichts mehr zum Ausgeben da war; dann kehrten sie nach Hause zurückglücklich. Für die Einwohner Floridas war es ein Traummodell: man rupfte eine Gans so gekonnt, daß sie freudig zurückkam und nach mehr verlangte. Erstaunlich. Als daher Francis X. Kingsbury sein beeindruckendes Minimodell des Wunderlands der Abenteuer enthüllte-die Wet-Willie-Wildwasserrutsche, das magische Haus, Orky, der Killerwal, Jungle Jerry und so weiter -, erhoben sich begeisterte Rufe von Palm Beach bis nach Big Pine. Der einzige Schrei des Protestes kam von den Müttern der Wildnis, die (wie üblich) ignoriert wurden.
    »Kein Golfplatz«, erklärte Molly Spacci dem Anwalt, »und keine beschissenen Entschuldigungen und Ausflüchte von Ihnen.« Sie entließ ihn mit einer Geste ihrer blaugeäderten Hand.
    Nachdem das Fußvolk sich verlaufen hatte, versammelte Molly das Direktorium im hinteren Teil der Bibliothek. Fünf Frauen und zwei Männer, alle fast genauso ergraut wie Molly, saßen in aufgeschäumten Plastiksesseln und tranken Kräutertee, während Molly ihnen berichtete, was passiert war.
    Es war ein bizarrer und völlig unmöglicher Plan, aber niemand fragte Molly, warum sie es getan hatte. Sie wußten, warum. In aufgeregtem Ton sagte eine der Mütter: »Diesmal bist du zu weit gegangen.«
    »Alles ist unter Kontrolle«, behauptete Molly stur.
    »Bis

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