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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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auf die Wühlmäuse. Sie sind nicht unter Kontrolle.«
    Eine andere Mutter fragte: »Gibt es eine Chance, sie zu finden?«
    »Das weiß man nicht«, sagte Molly.
    »Pferdekacke«, sagte die erste Mutter. »Die sind über alle Berge. Tot, lebendig, völlig gleichgültig, wenn wir diese verdammten Dinger nicht finden können.«
    Molly winkte ab. »Bitte. Nicht so laut.«
    Die zweite Mutter: »Was ist denn mit diesen beiden Männern? Wo sind sie jetzt?«
    »In meiner Wohnung«, erwiderte Molly. »Oben in Eagle Ridge.«
    »Der Herr sei mir gnädig!«
    »Jetzt reicht’s aber«, sagte Molly scharf. »Ich habe gesagt, es ist alles unter Kontrolle, und wenn ich das sage, dann ist es so.«
    Stille senkte sich über die kleine Gruppe. Niemand wollte ihre Autorität in Frage stellen, aber diesmal waren ihr die Dinge wirklich aus der Hand geglitten. Diesmal bestand die reelle Chance, daß sie alle ins Gefängnis wanderten. »Ich nehme noch etwas Tee«, sagte die erste Mutter schließlich, »und dann würde ich gerne deinen neuen Plan erfahren. Du hast doch einen, oder?«
    »Natürlich«, sagte Molly McNamara. »Himmelherrgott noch mal.«
    Als Joe Winder zur Arbeit kam, erwartete Charles Chelsea ihn in einem anderen blauen Oxfordhemd. Er saß in einer Haltung lässiger Überlegenheit auf der Kante von Winders Schreibtisch. Eine frisch gefaltete Zeitung klemmte unter seinem Arm. »Die Pressemeldung war gut«, sagte Chelsea. »Ich hab ein oder zwei Worte geändert, aber ansonsten ist sie so rausgegangen, wie Sie sie geschrieben haben.«
    Ruhig fragte Joe Winder: »Welche ein oder zwei Worte haben Sie denn geändert?«
    »Ach, ich hab Mr. Kingsburys Kommentar etwas aufgepeppt, zwei, drei Adjektive hier und da.«
    »Schön.« Das überraschte Winder gar nicht. Es war allgemein bekannt, daß Chelsea sämtliche Zitate Francis X. Kingsburys erfand. Kingsbury war einer der Menschen, die nur selten in vollstän digen Sätzen redeten. Er brauchte es nicht. Für Presse- und Publicitybelange machte ihn das völlig nutzlos und unzitierbar. Chelsea sagte: »Ich habe auch die Information über Robbie Raccoon aktualisiert. Es stellte sich heraus, daß er von dem Schlag auf den Kopf eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen hat.«
    Winder zwang sich zu einem Lächeln und stellte den Aktenkoffer auf den Schreibtisch. »Es ist eine sie, Charlie. Und als ich gestern abend mit ihr sprach, war sie ganz in Ordnung. Noch nicht einmal einen blauen Fleck hatte sie.«
    Chelseas Stimme bekam einen vorwurfsvollen Klang. »Joey, Sie kennen die Geschlechterregel. Wenn es sich um eine männliche Figur handelt, dann beschreiben wir sie stets mit männlichen Pronomen-egal, wer in dem Kostüm steckt. Das habe ich Ihnen doch alles schon an dem Tag erklärt, als Sie eingestellt wurden. Diese Vorschrift stammt direkt von Mr. X. Apropos Vorschriften, sollten Sie sich nicht die Haare schneiden lassen?«
    »Seien Sie doch nicht so ein Knilch, Charlie.«
    »Was ist ein Knilch?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    Charles Chelsea sagte: »Nun reden Sie schon. Sie haben mich einen Knilch genannt. Ich würde gerne wissen, was genau Sie damit gemeint haben?«
    »Das ist eine Disneyfigur«, sagte Joe Winder. »Carl Knilch.« Er klappte den Aktenkoffer auf und suchte verzweifelt nach seinen Kopfschmerztabletten. »Wie dem auch sei, Charlie, die Lady in dem Waschbärkostüm hatte keine Gehirnerschütterung. Das ist eine Lüge, und eine dumme dazu, denn das läßt sich leicht nachprüfen. Wenn jetzt irgendein Zeitungsreporter nachbohrt und ein paar Fragen stellt, dann sehen wir ziemlich billig und verlogen aus, nur weil Sie mal wieder übertreiben mußten.«
    »Keine Übertreibung«, widersprach Charles Chelsea. »Ich habe selbst mit Robbie Raccoon gesprochen, und zwar gleich heute morgen. Er sagte, er sei völlig benommen, und nachts sei ihm schlecht gewesen. Der Arzt meint, es sei wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung.«
    Winder schnippte sich zwei Tabletten in den Mund und sagte: »Sie sind phantastisch.«
    »Heute nachmittag haben wir das Gutachten eines Neurologen vorliegen, falls jemand so etwas sehen möchte. Sogar notariell beglaubigt.« Chelsea machte ein selbstzufriedenes Gesicht. »Eine leichte Gehirnerschütterung, Joe. Sie brauchen mir nicht zu glauben, genauso wie Robbie.«
    »Was haben Sie getan, gedroht, sie zu feuern? Oder sie zu den Elfen zu stecken?«
    Charles Chelsea erhob sich, zupfte seine Manschetten zurecht und bedachte Joe Winder mit seinem

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