Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
die alte Krähe weiß, wie man lebt.«
    »Wer ist sie?« fragte Danny Pogue.
    »Wen interessiert das?«
    »Mich. Sie hat auf mich geschossen.«
    Bud Schwartz winkte ab. »Irgendeine verrückte, reiche alte Braut. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.«
    »Du bist ja auch nicht angeschossen worden.«
    »Sie tut es nicht mehr wieder, Danny. Sie ist jetzt drüber weg.« Bud Schwartz wischte die Hände am Gesäß seiner Jeans ab, um den Grapefruitsaft runterzubekommen. Er sagte: »Sie war sauer, mehr nicht. Weil wir die Ratten verloren haben.«
    Danny Pogue blieb stur. »Ist mir scheißegal. Ich haue ab.« Er wollte zu den Krücken hin, doch er schwankte. Ihm war heiß, und alles drehte sich um ihn. Molly McNamara hatte ihm am Abend vorher ein paar Schmerztabletten gegeben; daran konnte er sich noch erinnern.
    »Ich weiß nicht, wo du eigentlich hinwillst«, sagte Bud Schwartz. »Den Pickup kannst du vergessen.«
    »Ich fahre per Anhalter«, sagte Danny Pogue vage.
    »Sieh doch mal in den Spiegel. Deine eigene Mutter würde dich nicht mitnehmen. Die verdammten Hell Angels würden dich nicht mitnehmen.«
    »Irgendwer wird schon anhalten«, sagte Danny Pogue. »Vor allem, wenn ich mit den Krücken winke.«
    »Aber sicher.«
    »Vielleicht sogar ein paar Mädels.« Danny Pogue ließ sich wieder auf das Bett sinken und lehnte sich an die Wand. Er atmete tief durch.
    »Nimm noch eine Kodeintablette«, sagte Bud Schwartz. »Da, sie hat uns eine ganze Flasche voll dagelassen.« Er ging in die Küche und kam mit einer eiskalten Dose Busch-Bier zurück.
    Danny Pogue schluckte zwei weitere Tabletten und trank schlürfend aus der Bierdose. Er schloß die Augen und sagte: »Sie wird uns nie bezahlen, Bud.«
    »Aber klar tut sie das«, sagte sein Partner. »Sie hat genug, sieh dich doch nur um. Du müßtest dir mal ansehen, wie riesig der Fernseher ist.«
    »Wir sollten lieber verschwinden, solange wir noch können.«
    »Leg dich wieder schlafen«, sagte Bud Schwartz. »Ich bin unten am Pool.«
     
    Die Mütter der Wildnis trafen sich jeden zweiten Dienstag in einer öffentlichen Bibliothek in Cutler Ridge. Diese Woche war der Hauptpunkt auf der Tagesordnung die beabsichtigte Rodung von dreiundsiebzig Morgen Mangrovenwald, um daraus die zweiten neun Löcher eines Meisterschaftsgolfplatzes an der Küste von North Key Largo zu schaffen. Die Mütter der Wildnis kämpften verbissen gegen das Vorhaben und hatten eine politische Strategie entwickelt, um es zu verhindern. Sie veranstalteten solche Kreuzzüge mit unermüdlichem Optimismus trotz der Tatsache, daß es ihnen nicht gelungen war, auch nur ein Projekt zu stoppen. Nicht ein einziges. Die Bauherren und Unternehmer ignorierten sie. Die Kommissionen, die die Bebauungspläne machten, ignorierten sie. Regierungsvertreter hörten ihnen höflich zu, nickten verständnisvoll, dann beachteten sie sie nicht weiter. Von allen Umweltgruppen, die darum kämpften, das wenige zu erhalten, was vom ursprünglichen Florida noch übrig war, galten die Mütter der Wildnis als die radikalste. Sie waren außerdem auch die kleinste und daher am einfachsten abzuwimmeln.
    Dennoch waren die Mitglieder mit Eifer und Hingabe bei der Sache. Molly McNamara hatte standhaft alle Angebote zurückgewiesen, ihre Organisation mit der Audubon Society oder dem Sierra Club oder den Freunden der Everglades zu verbünden. Sie wollte keinerlei Koalitionen, denn Koalitionen basierten auf Kompromissen. Es gefiel ihr, am extremen Rand allein zu sein, sie genoß es, die losgerissene Kanone zu sein, vor der die Umweltschützer des Establishments Angst hatten. Die Tatsache, daß die Mütter der Wildnis politisch impotent waren, minderte Molly McNamaras Kampfeseifer nicht, obgleich es manchmal an ihrem Stolz nagte.
    Sie leitete die Versammlungen mit barscher Effizienz und führte den Vorsitz über eine Mitgliederschar, die pensioniert, liberal und recht wohlhabend war. Für die Größe der Organisation verfügten die Mütter der Wildnis über ausgesprochen reichliche Finanzen; Molly wußte, daß dies der Grund war, weshalb andere Umweltgruppen sie umwarben in der Hoffnung auf eine Fusion. Die Mütter hatten Dollars.
    Sie hatten einen prominenten, auf Immobiliengeschäfte spezialisierten Anwalt aus Miami engagiert, um das Golfplatzprojekt, das den Namen Falcon Trace trug, zu bekämpfen. Der Anwalt, dessen Name Spacci lautete, meldete sich bei der Versammlung zu Wort, um die Mütter vom aktuellen Stand der Dinge in ihrer Klage zu

Weitere Kostenlose Bücher