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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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zusammengefaltet wie ein Strandsessel.
    »Er ist von jener Nacht übriggeblieben«, erklärte Skink. »Als er die Brücke halb hinter sich hatte, ging ihm die Luft aus. Danach hatten wir eine kurze Unterhaltung.«
    »O mein Gott!«
    »Eine üble Person«, sagte Skink. »Er hätte nur Verdruß gebracht.«
    Eine unsichtbare Wolke stinkender Luft stieg aus dem Kofferraum auf. Joe Winder versuchte, nur noch durch den Mund zu atmen.
    Skink leuchtete mit der Taschenlampe über die angeschwollenen Gliedmaßen des Gorillas. »Sehen Sie, die Moskitos gehen nicht an ihn ran«, sagte er, »deshalb hat er es in mindestens einer Hinsicht jetzt viel besser.«
    Joe Winder wich sprachlos zurück. Skink reichte ihm die Lampe und sagte: »Keine Sorge, das ist nur vorübergehend.« Winder hoffte, daß er nicht mit der Leiche redete.
    Skink setzte die Kofferraumklappe des schrottreifen Cadillac wieder ein. »Das Arschloch gehörte zum Sicherheitsdienst im Wunderland. Er und Angel-Baby. Aber ich nehme an, das wissen Sie längst.«
    »Alles, was ich weiß«, sagte Winder, »ist, daß alles plötzlich schiefläuft, und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    »Sagen Sie bloß. Ich kann immer noch nicht glauben, daß John Lennon erschossen wurde, und das ist jetzt – wieviel, zehn Jahre her?« Er setzte sich auf den Kofferraum des Wagens. »Waren Sie schon mal im Dakota?«
    »Einmal«, antwortete Winder.
    »Und wie ist es dort?«
    »Ganz schlimm.«
    Skink ließ den Angelhaken durch seinen Mund wandern, biß den Schnurrest ab und spuckte ihn heftig aus. »Irgendein verrückter Scheißer mit einer.38er – das ist die Geschichte Amerikas, nicht wahr?«
    »Wir leben in gewalttätigen Zeiten. So heißt es doch immer.«
    »Solche Typen verschaffen der Gewalt ihren schlechten Ruf.« Skink streckte sich auf dem Kofferraumdeckel aus und blickte hinauf zu den Sternen. »Manchmal denke ich an dieses Schwein im Gefängnis, wie er sich über die Publicity gefreut hat. Erst war er ein Nichts, und dann ist er plötzlich der Mann, der John Lennon erschoß. Manchmal kommen mir da ganz schlimme Gedanken.«
    »Es war ein übler Tag«, pflichtete Joe Winder ihm bei. Er wußte nicht, ob der Mann gleich einschlief oder explodierte.
    Plötzlich setzte Skink sich auf. Mit einem schwarzen Fingernagel tippte er gegen den Funkkragen um seinen Hals. »Hören Sie, wir sollten lieber in Bewegung bleiben. Wenn man sich nicht ab und zu mal vom Fleck rührt, dann wird ein besonderes Signal ausgesendet. Dann glauben sie nämlich, daß der Panther tot ist, und kommen ihn suchen.«
    »Wer sind sie?«
    »Wildhüter«, erwiderte Skink. »Wild und Fische.«
    »Aber der Panther ist doch tot.«
    »Sie begreifen gar nicht, worauf es ankommt.«
    Wie üblich fragte Joe Winder sich, wie er das auffassen sollte, und entschied, daß er eigentlich nichts zu verlieren hatte. »Was genau tun Sie eigentlich hier draußen?« fragte er.
    Skink lächelte. Es war ein phantastisches, strahlendes Filmstargrinsen. »Ich warte«, sagte er.

12
    Am Morgen des 12. Juli, einem Samstag, fuhr Molly McNamara Bud Schwartz und Danny Pogue zum Wunderland der Abenteuer, um in das Büro von Francis X. Kingsbury einzubrechen.
    »Sie wollen nur Akten?« fragte Bud Schwartz.
    »So viele, wie ihr in diese Fototasche stopfen könnt«, sagte Molly. »Alles, was mit Falcon Trace zu tun hat.«
    Danny Pogue, der auf dem Rücksitz des El Dorado saß, lehnte sich vor und sagte: »Angenommen, dort steht noch irgendwelches gutes Zeug herum. Ein Kassettendeck oder ein Videorecorder oder wertvolles Glas. Können wir das mitnehmen?«
    »Nein«, erwiderte Molly. »Nicht wenn ihr für mich arbeitet.«
    Sie parkte auf dem Cindy-die-Sonnenkönigin-Platz und ließ den Motor laufen. Im Radio war eine Station mit klassischer Musik eingestellt, und Bud Schwartz fragte, ob Molly es nicht etwas leiser drehen könnte. Sie wühlte in ihrer riesigen Handtasche herum und holte eine Polaroidkamerä heraus. Ohne ein Wort zu sagen, schoß sie ein Foto von Bud Schwartz, drehte sich dann in ihrem Sitz und machte eine Aufnahme von Danny Pogue. Der Blitz ließ ihn zusammenzucken und das Gesicht verziehen. Molly pflückte die feuchten Negative aus dem Schlitz im Kameraboden und versenkte sie in ihrer Handtasche.
    »Was soll das?« fragte Danny Pogue.
    »Für den Fall, daß es euch juckt wegzulaufen«, sagte Molly McNamara, »würde ich mich genötigt sehen, eure Fotos an die Behörden zu schicken. Soweit ich weiß, ermitteln sie noch immer

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