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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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großen roten Lettern auf die verdammte Stirn?«
    Danny Pogue hatte keine Ahnung, warum sein Partner in einer so lausigen Stimmung war. Das Wunderland war überwältigend, phantastisch, sensationell. Überall, wo sie entlanggingen, winkten Elfen, Kobolde und Feen und fröhliche Tierfiguren, schüttelten einem die Hand oder umarmten einen.
    »Ich habe noch nie soviel Freundlichkeit auf einem Haufen gesehen«, stellte er fest.
    »Das liegt nur an der Krücke«, sagte Bud Schwartz.
    »Bestimmt nicht.«
    »Es ist die verdammte Krücke, ich sag’s dir. Sie sind nur nett, weil sie es sein müssen, Danny. Sobald ein Kunde auf Krücken erscheint, geben sie sich besondere Mühe. Du weißt schon, für den Fall, daß er an irgendeiner tödlichen Krankheit leidet und bald stirbt.«
    Danny Pogue sagte: »Geh doch zur Hölle.«
    »Zehn Bucks, daß es im Handbuch für Parkangestellte steht.«
    »Bud, bei Gott, das gibt’s doch nicht!«
    »Gib mir die Krücke, und ich beweise es dir.«
    Danny Pogue sagte: »Du machst mich dauernd an von wegen meiner Einstellung. Hör dir doch mal selbst zu – alles nur, weil es Leute gibt, die zu mir nett sind und nicht zu dir.«
    »Darum geht es doch gar nicht«, sagte Bud Schwartz, doch als er sich umdrehte, war sein Partner verschwunden. Er entdeckte ihn in einer Schlange am Wild-Bill-Hiccup-Rodeoritt; Danny Pogue hatte seine Krücke in der Herrentoilette deponiert und war entschlossen, sein Glück bei Wild Bill Hiccup zu versuchen.
    Die Reitbahn war in einem überdachten Corral angelegt, der sorgfältig hergerichtet worden war, vom braun gefärbten Staub bis hin zu den Zaunpfählen aus Balsaholz und der Kuhscheiße aus Polyethylen, die in adretten gleichmäßigen Haufen und völlig fliegenfrei herumlag. Fünfundzwanzig mechanische Bullen (nur die Hörner waren echt) sprangen und bockten auf versteckten Schienen, während ein nachgemachter Rodeoansager das Geschehen durch ein realistisch blechern klingendes Megaphon kommentierte.
    In dieser speziellen Runde saßen auf den fünfundzwanzig Bullen dreiundzwanzig Touristen und zwei professionelle Gauner. Ehe der Ritt begann, lehnte Bud Schwartz sich zu Danny Pogue hinüber und riet ihm, sich einfach fallen zu lassen.
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich gehört. Und sieh zu, daß es echt aussieht.«
    Als die Glocke ertönte, hielt Bud Schwartz sich mit seiner heilen Hand fest und wurde etwa eine Minute lang hin und her geworfen, ohne auch nur die Andeutung von Vergnügen oder Aufregung zu verspüren. Danny Pogue hingegen wurde fast augenblicklich von dem schwammigen Rücken seines motorisierten Brahmabullen himmelwärts geschickt – ein Sturz, der so spektakulär ausfiel, daß gleich drei der Filmcowboys aus dem Pferdetor herbeistürmten. Sie umringten Danny Pogue, nahmen seinen Blutdruck, tasteten seine Rippen und seinen Bauch ab, lauschten seinem Herzschlag, leuchteten mit einer Lampe in seine Augen und hielten ihm anschließend einen Bogen Papier unter die Nase.
    »Warum unterschreiben Sie nicht da unten, Partner?« sagte einer der Cowboys.
    Danny Pogue studierte das Dokument, schüttelte den Kopf und reichte es zur Erklärung an Bud Schwartz weiter.
    »Verzicht auf Schadenersatz«, sagte Bud Schwartz. Er blickte mit einem spöttischen Lächeln hoch. »Das heißt, daß wir nicht klagen können, stimmt’s?«
    »Nee«, sagte der besorgte Cowboy. »Daß heißt nur, daß Ihr Kumpel nicht verletzt ist.«
    »Wer sagt das?« fragte Bud Schwartz. »Ein Haufen dämlicher Cowboyscheißer. Danke, aber ich glaube, wir versuchen es lieber mit einem echten Doktor.«
    Die Cowboys sahen jetzt nicht mehr so freundlich oder wildwestlich aus. Tatsächlich sahen sie nun aus wie verärgerte Versicherungsleute aus Miami. Danny Pogue stand auf, klopfte sich den Staub von der Figur und sagte: »Zum Teufel, Bud, es ist sowieso meine Schuld -«
    »Kein Wort mehr.« Bud Schwartz packte seinen Partner am Ellbogen, als wollte er ihn hochheben. Dann erklärte er den Cowboys: »Wir möchten wegen dieses Ritts eine Beschwerde einreichen. Wo genau ist das Verwaltungsbüro?«
    Der Cowboy, der für die Blutdruckmanschette verantwortlich war, sagte: »Es ist heute geschlossen.«
    »Dann kommen wir am Montag wieder her«, sagte Bud Schwartz. »Wo ist das Büro, bitte?«
    »Über Sally’s Saloon«, antwortete der Cowboy. »Zweiter Stock, fragen Sie nach Mr. Dexter vom Risikomanagement.«
    »Und er ist am Montag da?«
    »Um Punkt neun«, murmelte der Cowboy.
    Die anderen Touristen

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