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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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vierzehnten Abschlag, den die Architekten Jake Harps irrtümlich mitten in die San Carlos Bay gelegt hatten.
    In der Kaffeebar erklärte Francis X. Kingsbury, daß er es eilig habe, denn er hätte später noch einen Termin. Je eher, desto besser, dachte Jake Harp.
    Während er am ersten Abschlag stand, bemerkte Kingsbury zwei Mitglieder des Ocean-Reef-Vorstands, die in einem Vierer hinter ihnen warteten. Die Männer lächelten sparsam und begrüßten ihn mit einem Kopfnicken. Kingsbury zeigte ihnen gemütlich den Finger. Jake Harp verzog das Gesicht und griff nach seinem Driver.
    »Das gefällt mir«, sagte Kingsbury. »Sie denken, sie wären ganz große Nummern.«
    Jake Harp schlug seinen Ball knapp zweihundertvierzig Meter auf die linke Seite des Fairways. Kingsbury kam vielleicht halb so weit und hob die Schultern, als wäre es ihm eigentlich egal. Sobald er im Golfwagen saß, fuhr er damit wie ein Irrer und fluchte bitterlich.
    »Unser Club wird diesen Platz aussehen lassen wie eine Büffellatrine.« Der Wagen tanzte unbekümmert über den Asphaltweg.
    Jake Harp, der einen schlimmen Kater hatte, sagte: »Immer mit der Ruhe, Frank.«
    »Sie würden zu gerne wissen, wie ich es geschafft habe«, fuhr Kingsbury mit Volldampf fort. »Diese Insel ist praktisch ein gottverdammtes Naturschutzgebiet. Ich meine, man kann ja kaum mehr seinen Rasen ohne Erlaubnis der Umweltschutzbehörde schneiden.«
    Er trat auf die Bremse, stieg aus und bereitete seinen zweiten Schlag vor. Jake Harp fragte: »Nehmen Sie wieder den Driver?«
    Kingsbury holte aus wie ein Zuckerrohrschneider und toppte den Ball ziemlich geräuschvoll. Er legte vielleicht siebzig Meter zurück und pflückte eine bläuliche Schneise durch das mit Tau bedeckte Gras.
    »Lassen Sie den Kopf unten«, riet Jake Harp ihm.
    Kingsbury sprang zurück in den Wagen und sagte: »Ich habe mir einiges übertragen lassen, so habe ich es geschafft. Der Typ, von dem ich gekauft habe, der hatte seine Genehmigungen seit ’74. Der Staat – nun ja, das war ein Problem. Um das zu lösen, mußte ich hier und da ein wenig verteilen. Und Monroe County, das kann man vergessen.«
    Er schwieg lange genug, um auszusteigen und wieder einen Schlag zu machen. Diesmal nahm er ein Vierer-Holz, womit er es bis in einen leberförmigen Bunker schaffte. »Scheiße«, murmelte Francis Kingsbury. Er blieb still, als Jake Harp seinen zweiten Schlag lässig zehn Meter an die Fahne legte.
    »Was war das? Ein Fünfer-Eisen? Eine Sechs?«
    »Eine Sechs«, antwortete Jake Harp und massierte seinen Nasenrücken. Er dachte, wenn er einfach den Kreislauf abschnürte, dann würde der Schmerz hinter seinen Augen ausgehungert und sein Kater würde verschwinden.
    Kingsbury trat aufs Gaspedal, und sie waren wieder unterwegs. »Wissen Sie, wie ich die Jungs vom County rumgekriegt habe? Denjenigen, die mir Schwierigkeiten machten, hab ich Einheiten versprochen. Keine freien Grundstücke, nichts zu machen-nur Stadthäuser, mehr nicht, Einzimmerapartments ohne Garagenplatz.«
    »Oh«, sagte Jake Harp und fühlte sich privilegiert. Er hatte eine Doppeleinheit, direkt am Ufer, sowie eine erste Option auf die Luxushäuser.
    »Stadthäuser«, wiederholte Kingsbury mit einem Lachen. »Und sie waren selig wie die Fische im Wasser. Was ich tun mußte, nun, das war leicht, nämlich einfach im Grundbuch stehenbleiben und warten, bis Phase eins gebaut ist. Sie wissen schon, das Ganze für ein paar Monate nicht der Steuer nennen. Für den Fall, irgendein verdammter Reporter erscheint im Gerichtsgebäude und sucht sich ein paar Namen raus.«
    Jake Harp verstand die Feinheiten von Francis X. Kingsburys Plan nicht. Der Mann war stolz auf sich, soviel war offensichtlich.
    Als sie zum Bunker kamen, sahen sie, daß Kingsburys Ball unter der Kante steckte. Er schien mit der Geschwindigkeit und der Flugbahn einer Mörsergranate eingedrungen zu sein.
    Kingsbury stand lange vor dem Ball, als wartete er darauf, daß er sich bewegte. Schließlich sagte er zu Jake Harp: »Sie sind der Profi. Was jetzt, zum Teufel? Die Wedge? Eine Neun vielleicht?«
    »Ihre einzige Hoffnung«, sagte Jake und zwang sich zu einem trüben Kichern, »ist eine Stange Dynamit.« Wunderbarerweise brauchte Kingsbury nur drei Schläge, um aus dem Bunker herauszukommen, und zwei Putts, um den Ball zu lochen.
    Während er am nächsten Abschlag wartete, sagte Jake Harp, er glaube, es sähe weitaus besser aus, wenn er für Falcon Trace keine Reden mehr halten

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