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Große Tiere: Roman (German Edition)

Große Tiere: Roman (German Edition)

Titel: Große Tiere: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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ganzen weiten Weg bis nach Homestead zu fahren.
    Nina fragte: »Hast du denn keine Taschenlampe bei dir?«
    »Wir haben noch eine gute Stunde bis zum Einbruch der Dämmerung. Komm schon.«
    »Heute ist mein freier Abend«, sagte sie. »Ich wollte richtig ausgehen.«
    Winder zog sie zwischen den Bäumen hinter sich her. »Warte ab«, sagte er.
    Sie trafen Skink ohne Hemd in seinem Camp an, während er gerade einen Waschbären abhäutete. Er knurrte knapp, als Winder ihn begrüßte. Nina fragte sich, ob er den Plastikkragen um seinen Hals von einem Gefängnis oder irgendeiner anderen Strafvollzugsbehörde verpaßt bekommen hatte. Sie kam einen Schritt näher, um einen Blick auf den toten Waschbären zu werfen.
    »Den hat ein Importmodell erwischt«, sagte Skink, als er ihren Blick spürte. »Oben auf der 905, vor etwa zwei Stunden. Der kleine Kerl ist noch warm.«
    Winder machte eine Stelle auf dem Erdboden frei, damit Nina sich setzen konnte. »Woher wissen Sie, daß es ein Importwagen war?« fragte er. Es interessierte ihn wirklich.
    »Die niedrige Stoßstange hat ihm das Genick gebrochen, daher weiß ich es. Normalerweise werden sie von den Reifen erwischt. Das liegt daran, daß die Verleihfirmen gewöhnlich amerikanische Mittelklassemodelle anbieten. Fords und Chevys. Wir haben in dieser Gegend Tausende von Mietwagen.«
    Er zog dem Tier das Fell ab und legte es zur Seite. Zu Nina gewandt sagte er: »Man nennt mich Skink.«
    Sie machte einen kleinen Atemzug. »Ich bin Nina. Joe sagte, Sie seien der Gouverneur von Florida.«
    »Das ist schon lange her.« Skink musterte Winder mit einem Stirnrunzeln. »Es war nicht nötig, das zu erwähnen.«
    Die Stimme des Mannes war ein tiefes, sanftes Rumpeln. Nina fragte sich, warum die Typen, die die Sex-Zentrale anriefen, niemals so klangen. Sie erschauerte und sagte: »Joe erzählte mir, Sie wären einfach verschwunden. Sie hätten einfach Ihren Job hingeworfen. Es hätte in allen Zeitungen gestanden.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Hat er Ihnen auch erzählt, daß ich seinen Dadd y kannte?«
    »Das ist alles längst Geschichte«, warf Winder ein. »Nina, ich wollte dir diesen Mann vorstellen, weil er mir in der Nacht neulich das Leben gerettet hat.«
    Skink schnitt von dem toten Waschbären die Hinterschenkel ab und legte sie in eine große Bratpfanne. Er sagte zu Nina: »Glauben Sie ihm kein Wort, Schätzchen. Er wollte nur, daß Sie mich kennenlernen, damit Sie alles verstehen.«
    »Was verstehen?«
    »Was bald passieren wird.«
    Nina schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen. Mit einer Hand begann sie, die Enden ihrer Haare zu winzigen Zöpfchen zu flechten.
    »Du brauchst nicht nervös zu sein«, sagte Joe Winder und tätschelte ihr Knie.
    »Na ja, wovon redet er denn?«
    Skink beendete seine Arbeit mit dem Waschbärkadaver und stopfte die Innereien in eine Einkaufstüte, die er vergrub. Nachdem er das Feuer angezündet hatte, wischte er sich die Hände am Gesäß seiner neuen Leinenhose ab, die er Mr. Spearmint abgenommen hatte. Er verfolgte mit zufriedener Miene, wie das graue Fleisch in der Pfanne zu brutzeln und sich dunkel zu färben begann.
    »Ich nehme an, daß Sie keinen Hunger haben«, sagte Skink.
    »Wir haben heute abend noch einiges vor.« Nina war freundlich, aber standhaft.
    Skink suchte in dem Durcheinander alter Kisten und Hummerfallen herum, murmelte etwas, stampfte ins Dickicht. Er kehrte mit einem schmutzigblauen Igloo-Kühlbehälter zurück. Er holte drei Dosen Bier heraus, öffnete eine und reichte die beiden anderen Nina und Joe Winder.
    Ehe sie einen Schluck nahm, wischte Nina den oberen Rand ihrer Bierdose am Ärmel von Winders Oberhemd ab. Sie zeigte mit einer Hand auf ihren Hals und fragte: »Und was hat es mit diesem Kragen auf sich?«
    »Telemetrie.« Skink wies mit einem Finger zum Himmel. »Ungefähr jede Woche kommt ein Flugzeug vorbei.«
    »Sie glauben, es ist ein Panther«, erklärte Joe Winder. »Verstehst du, das ist ein Funkkragen. Er hat ihn einem toten Panther abgenommen.«
    Skink fügte eilig hinzu: »Aber nicht ich habe ihn getötet. Das war ein Schnapstransporter aus Marathon. Er hat noch nicht mal angehalten.«
    Nina war nicht bereit, sich am Gespräch zu beteiligen. Nach einer Pause sagte sie: »Joe, vergiß nicht unseren Film.«
    Winder nickte. Manchmal spürte er, daß zwischen ihnen Welten lagen. »Dieser Panther ist fast völlig ausgestorben«, sagte er. »Etwa zwei Dutzend leben noch. Das Amt für Wild- und

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