Große Tiere
eingekniffen.«
»O ja, sie wollen gegen Falcon Trace demonstrieren und natürlich eine Petition unterschreiben. In Petitionen sind sie ganz groß.« Molly seufzte und legte den Kopf auf die Seite. Der herannahende Donner ließ den Holzboden unter ihren Füßen vibrieren.
Sie stützte sich auf die Armlehnen ihres Sessels und stemmte sich hoch. »Wahrscheinlich bekommen wir bald Besuch«, sagte sie. »Den großen Burschen mit dem Ring um den Hals.«
»Super«, murmelte Bud Schwartz. Seine Rippen schmerzten noch vom letztenmal.
»Vor ihm braucht man keine Angst zu haben«, sagte Molly McNamara. »Wir sollten uns lieber anhören, was er zu sagen hat.«
Und das sollte lieber was Gutes sein, dachte Bud Schwartz. Es müßte schon absolut genial sein.
25
Am frühen Morgen des 29. Juli, ein Sonntag, kam im Telefaxgerät im Nachrichtensaal des Miami Herald folgende Meldung an:
SCHLANGENINVASION IN VERGNÜGUNGSPARK HOCHWASSER ALS URSACHE GENANNT
Aufgrund einer Giftschlangenplage, hervorgerufen durch heftige Sommerregen und Überflutungen, ist das Wunderland der Abenteuer am Sonntag, dem 29. Juli, geschlossen. Laut Charles Chelsea, Chef der Presseabteilung, suchten »knapp 200« Cottonmouth Mokassins während des Wochenendes den bekannten Vergnügungspark in Süd-Florida heim.
Mehrere Arbeiter und Besucher wurden am Samstag bereits gebissen, jedoch wurde bisher kein Todesfall gemeldet. »Unser ärztlicher Notdienst reagierte auf die Krise mit geradezu heroischer Effizienz«, stellte Chelsea fest.
Schlangenexperten erklären, daß Schlangen in Zeiten starker Regenfälle erhöhte Aktivität zeigen und weite Strecken überwinden, um auf höhergelegenes Gelände zu gelangen. Sogar die sogenannte Wassermokassin, die als Lebensraum schmale Wasserarme und seichte Lagunen bevorzugt, wird während Überschwemmungen ungewöhnlich unruhig und aggressiv.
Die Cottonmouth ist eine Erdviper, die man an ihren gekrümmten Eckzähnen und dem weißlichen Maul erkennt. Wenngleich außerordentlich schmerzhaft, ist der Biß dieser Schlange nur selten tödlich, falls eine umgehende medizinische Versorgung gewährleistet ist. Jedoch kommt es häufig zu bleibenden Schäden an Gewebe und Muskulatur.
Die Mokassin kommt in ganz Süd-Florida vor, obgleich man nur selten mehr als zwei oder drei Exemplare zusammen findet. Wanderungen in größerer Anzahl sind in der Natur äußerst selten. »Sie waren anscheinend auf Krötenjagd«, erklärte Chelsea.
Die Behörden ordneten die vorübergehende Schließung des Vergnügungsparks an, während Trupps bewaffneter Jäger die Reptilien einfingen und von dem Gelände entfernten. Einige Exemplare maßen nahezu zwei Meter.
Chelsea ließ verlauten, daß das Wunderland bereits am Dienstagmorgen wieder seine Tore öffnet und daß das Tagesprogramm in keinem Punkt geändert wurde. Er fügte hinzu: »Während wir einerseits davon ausgehen, daß auf dem gesamten Gelände keinerlei Gefahr mehr droht, empfehlen wir gleichzeitig als Vorsichtsmaßnahme, daß unsere Besucher schwere Gummistiefel tragen. Diese sind in allen Größen vorrätig und können gegen ein geringes Entgelt ausgeliehen werden.«
Noch vor acht Uhr riefen die ersten Reporter an. Charles Chelsea wurde aus dem Bett geholt; er traf mit verquollenen Augen und ohne Krawatte ein. Einen Plastikbecher Kaffee mit beiden Händen umklammernd, saß er vornübergebeugt am Schreibtisch, um Joe Winders neueste Gemeinheit in Augenschein zu nehmen.
»Dieser abgefeimte Schurke«, sagte er, nachdem er die letzte Zeile gelesen hatte.
Eine Sekretärin meldete ihm das Erscheinen von Hubschraubern der Fernsehsender. »Bisher haben wir fünf gezählt«, berichtete sie. »Sie wollen Luftaufnahmen von den Schlangen machen.«
»Von den Schlangen!« Chelsea lachte freudlos.
Um seinen Kampfgeist zu wecken, sagte die Sekretärin: »Ich kann nicht glauben, daß sie auf so eine dämliche Story hereinfallen.«
»Machen Sie Scherze?« Charles Chelsea wühlte mit den Händen in seinem Haar. »Schlangen sind der absolute Hit. Wenn eine Schlange dabei ist, dann stürzen die Medien sich sofort darauf.« Ein Gesetz des Journalismus, das Joe Winder, dieser skrupellose Hurensohn, genau kannte.
Chelsea schluckte den letzten Kaffeerest und griff dann nach dem Telefon. Francis X. Kingsbury nahm nach dem siebzehnten Klingeln ab.
»Ich habe außerordentlich schlechte Nachrichten«, sagte Chelsea.
»Blödsinn, Charlie, wenn Sie mir folgen können.« Es klang, als würde
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