Große Tiere
sagte: »Bekommen Sie Schwierigkeiten?«
Lous Brust hüpfte, als er lachte. »Mit meiner Frau oder mit den Jungs? Fragen Sie mich, was schlimmer ist.«
Er griff nach seiner Flugtasche und seinem blauen Regenschirm und watschelte zur Sperre.
Bud Schwartz winkte ihm zu. »Tut mir leid, daß es schiefgegangen ist.«
»Was soll’s«, sagte Lou immer noch lachend. »Dafür bin ich wenigstens zu einer hübschen Bootsfahrt gekommen.«
Joe Winder und Carrie Lanier trafen Jim Tile im Snapper Creek Plaza am Turnpike. Sie suchten sich eine Nische im Roy Rogers und bestellten Hamburger und Milkshakes. Winder fand die Atmosphäre angenehmer als im Ocean Reef. Carrie erkundigte sich, ob Jim Tile mit Rikers Island telefoniert habe.
»Ja, ich hab dort angerufen«, sagte der Polizist. »Sie meinten, es sei verrückt, aber sie haben versprochen, auf alles zu achten, das aus dem Rahmen fällt.«
»Aus dem Rahmen reicht wohl kaum aus, um ihn zu beschreiben.«
»Die New Yorker«, sagte Jim Tile, »meinen, sie hätten das Monopol für Psychopathen. Sie kennen Florida nicht.«
Joe Winder sagte: »Ich glaube nicht, daß er nach Rikers Island fährt. Ich bin überzeugt, daß er noch hier ist.«
»Ich habe von Harp gehört«, sagte Jim Tile, »und meine Meinung ist nein, das war nicht der Gouverneur. Darauf würde ich mein ganzes Geld wetten.«
»Wie können Sie so sicher sein?« fragte Carrie.
»Weil es, erstens, nicht sein Stil ist, und weil er, zweitens, nicht danebengeschossen hätte.«
Winder nickte. »Das Ziel war Mr. X.«
»Auf jeden Fall«, sagte Jim Tile. »Wer würde schon eine gute Kugel an einen Golfspieler vergeuden?«
Carrie spekulierte, daß es auch ein enttäuschter Fan gewesen sein konnte. Joe Winder legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie liebevoll an sich. Er war bester Laune, seit er Pedro Luz’ Anabolikastudio verwüstet hatte.
Carrie drückte seine Hand und sagte: »Joe ist der Meinung, wir sollten losschlagen. Er hat einen Plan entwickelt.«
Jim Tile hob abwehrend eine Hand. »Erzählen Sie mir nichts, bitte. Ich will nichts darüber hören.«
»Kann ich verstehen«, sagte Winder, »aber ich muß Sie um einen kleinen Gefallen bitten.«
»Die Antwort ist nein.«
»Aber es ist nichts Illegales.«
»Bitte«, sagte Carrie, »hören Sie einfach mal zu.«
»Was soll ich denn tun?«
»Ihre Arbeit«, erwiderte Joe Winder. »Mehr nicht.«
Später, in dem gemieteten Boot, sagte Joe Winder, daß Charles Chelsea ihm fast leid tue. »Sich seinen Sportprominenten abschießen zu lassen, während die Presse zusieht, das ist schon hart.«
Carrie Lanier pflichtete ihm bei, daß Chelsea sein Geld wirklich verdiente. Sie saß am Heck des Außenboarders und steuerte gekonnt einen Kurs zum Strand von North Key Largo. Ein junger Mann namens Oscar saß mit nacktem Oberkörper am Bug, ließ seine braunen Beine über den Rand baumeln und trank eine Limonade.
Carrie sagte zu Joe, er habe schon seltsame Freunde.
»Oscar meint, er sei mir was schuldig, mehr nicht. Vor Jahren habe ich seinen Namen aus einem Zeitungsartikel herausgehalten, und das hat sein Leben gerettet.«
Carrie musterte ihn zweifelnd, sagte aber nichts.
»Er denkt, ich habe es ihm zuliebe getan«, sagte Winder flüsternd zu Carrie, »aber in Wirklichkeit habe ich seinen Namen in dem Artikel genannt. Er ist aus Platzgründen gestrichen worden.«
»Und wovon handelte der Artikel?«
»Vom Waffenschmuggel.«
Im Bug drehte Oscar sich um und gab ihnen ein Zeichen, daß sie nun nahe genug waren. Er kniete sich aufs Deck, öffnete einen Leinensack und begann, seltsame Stahlteile auf einem Ledertuch auszubreiten. Das erste Teil, das Carrie zu Gesicht bekam, war ein langes braunes Rohr.
»Oscar stammt aus Kolumbien«, erklärte Winder. »Sein Bruder gehört zur M-19. Das ist eine Organisation linker Rebellen.«
»Vielen Dank, Professor Kissinger.« Carrie beschmierte ihren Nasenrücken mit malvenfarbener Zinkoxidsalbe. »Sag mir noch mal, was das für ein Apparat ist.«
»Eine Rakete. Eine Granate mit Raketenantrieb.«
»Und du bist sicher, daß niemand verletzt wird?«
»Es ist Mittagspause, Carrie. Du hast die Sirene gehört.«
Er holte ein wasserdichtes Zeissfernglas hervor und suchte die Küstenlinie ab, bis er die Gruppe Pflaumenbäume fand, die Molly McNamara ihm beschrieben hatte. Die verhaßten Planierraupen hatten sich von zwei auf fünf vermehrt; sie waren in einem Halbkreis geparkt, bereit zum Einsatz gegen die
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