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Großstadt-Dschungel

Großstadt-Dschungel

Titel: Großstadt-Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Mlynowski
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definiert haben. Da ich mich nie auf ihn als meinen Freund bezogen habe (ihm gegenüber jedenfalls, und darauf kommt es an) und er mich nie seine Freundin nannte, sind wir theoretisch betrachtet gar kein Paar. Theoretisch muss ich mich also auch nicht trennen.
    Bestens. Wir sind nicht mehr zusammen.

14. KAPITEL
    W arum ist ein Wurm in meinem Big Apple?
    Das Erste, was ich sehe, als ich aus dem Zug aussteige, ist Wendys frenetisches Winken.
    „Hallo Fremde.” Ich umarme sie herzlich und trete dann einen Schritt zurück. „Du siehst fantastisch aus!” Ich sage es und meine es auch so. Sie hat ihr braunes Haar hochgesteckt und trägt einen eleganten Nadelstreifenanzug, dazu schicke schwarze Lederschuhe. Sehr klasse. Und sehr blass. Warum ist sie so blass? „Hast du Ally McBeals Kleiderschrank geplündert?”
    „Hi!” ruft sie. „Da ich kein Leben habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als mein Geld in sündhaft teure Klamotten zu stecken. Nur eine Tasche?”
    „Ich bin nur für fünf Tage hier. Wie viele Taschen soll ich denn dabei haben?” Eventuell mehr als fünf Tage. Cupid hat zwischen den Feiertagen zu, also habe ich bis zum dritten frei. Wenn zwischen Jer und mir etwas läuft, ließe ich mich vielleicht davon überzeugen, über Neujahr zu bleiben …
    „Okay, hier ist mein Plan. Jetzt ist es drei. Ich nehme deine Tasche mit ins Büro, und du läufst ein paar Stunden durch die Stadt. Dann holst du mich so gegen neun im Büro ab. Danach hängt es von dir ab. Willst du heute Abend ausgehen? Was ist mit morgen? Morgen ist Heiligabend. Möchtest du etwas Schönes unternehmen? Ich muss vormittags wahrscheinlich arbeiten, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass das Büro für den Rest der Feiertage geschlossen wird.”
    „Ich weiß nicht.”
    Hm. Ich frage mich, wo Jeremy steckt. Wie soll ich ihn denn finden? Warum habe ich nicht vorher angerufen? Was, wenn er über die Feiertage gar nicht in der Stadt ist? Aber wenn er gerade erst angekommen ist, wird er sicher nicht sofort wieder verschwinden. Und wenn doch?
    Ich bin so eine Idiotin. Wer macht sich schon auf den Weg bis nach New York, ohne zu wissen, ob der Typ überhaupt in der Stadt ist? Soll ich ihn anrufen und ihn nach seinen heutigen Plänen fragen? Aber dann wüsste er sofort, dass ich ausschließlich hier bin, um ihn zu treffen. Ich muss zufällig-mit-Absicht auf ihn stoßen. Eine meiner leichtesten Übungen!
    Ich werde ihn nicht anrufen. Nein, ich werde ihn nicht anrufen. Ich werde heute Nachmittag einen kleinen Schaufensterbummel machen. Ich liebe New York. Ich sollte nach New York ziehen. Obwohl es mich auch etwas einschüchtert. Wer hat schon Lust, jedes Mal bei Verlassen des Hauses zu fürchten, ausgeraubt oder umgebracht zu werden? Meinen leblosen Körper würden sie vermutlich im Central Park liegen lassen, ohne Papiere und ohne Kleider – ich darf noch nicht einmal über einen Umzug nach New York nachdenken, bevor ich nicht ein paar Pfunde verloren habe –, und die Polizei würde Wochen brauchen, um meine Identität zu klären.
    Ich sehe definitiv zu viel „Law and Order”.
    Da wir gerade beim Thema Gewichtsabnahme sind, warum ist Wendy so dünn? Läuft sie so viel durch die Gegend? Der hektische Lebensstil? Keine Zeit zum Essen? Mit dieser Stadt lässt sich meine Kohlenhydrate-reduzierte Diät gut vereinbaren. Kein Brot, keine Nudeln, kein Obst. Ich hab in der „City Girls” davon gelesen. Das Problem an der Sache ist, sobald man mit der Diät aufhört und wieder normal isst, kommen die Pfunde zurück. Was aber auch nicht so schlimm ist, weil es für mich ja in erster Linie eine Ich-habe-Jer-eine-Ewigkeit-nicht-gesehen-und-muss-deshalb-echt-scharf-aussehen zeitlich begrenzte Diät sein soll. Bislang läuft es jedenfalls ganz gut. Denke ich. Schwer zu sagen. Ich mach sie ja erst einen Tag. Seit dem Frühstück, um genau zu sein. Seit nach dem Frühstück. Und zum Mittag hatte ich einen Salat. Ohne Croutons.
    Meine Hände sind kalt. Warum habe ich keine Handschuhe? Was ist aus dem Paar vom letzten Jahr geworden? Ich glaube, ich habe sie verloren. Das nächste Mal, wenn ich mir Handschuhe kaufe, sollte ich sie an den Ärmeln meiner Jacke festnähen.
    Als ich zu Wendy ins Büro gehe, tun mir die Füße weh, sterbe ich vor Hunger, und meine Finger sind rissig und rot. Ich habe mich umgezogen und ein passenderes Ausgeh-Outfit gewählt – meine hohen Stiefel und ein kurzes schwarzes Kleid –, weil wir in einem schicken japanischen

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