Großvater 02 - und die Schmuggler
Buch gekauft und wollte meine Unterschrift darin, weil ich es geschrieben habe … Aber warum …? Wie …?«
»Weißt du nicht, wem du deinen Namen ins Buch schreibst?«, sagte Marcus.
»Nein, nicht in diesem Fall.«
»Das ist aber unvorsichtig! Dass du es nicht weißt!«
»Ich wünschte, ich wüsste es.«
Sie standen beide da und starrten auf das ziemlich dünne Buch, das von jenen Wochen in ihrem Leben handelte, die sie nie vergessen würden. Dann bückte sich Marcus und hob das Papier auf, das auf dem Boden gelandet war.
»Eine handgezeichnete Karte«, sagte er.
»Aber die ist nicht von mir«, sagte Großvater. »Unangenehm.«
»Warum denn?«, fragte Marcus.
Großvater ging auf die Knie, legte das Papier auf die Erde und das Buch daneben. Er schlug das Buch auf.
Eine Karte. Sie war auf den Seiten 36 und 37 abgedruckt.
»Hast du die Karte gezeichnet?«, fragte Marcus.
»Weil sie eine wollten«, sagte Großvater. »Der Verlag in Litauen wollte sie. Sie fanden, es sollte ein bisschen was hermachen. Wie die Karten in Der Herr der Ringe . Also habe ich eine Zeichnung vom Berg und vom Weg hinauf und vom Dorf gemacht … und …«
Marcus beugte sich vor und zeigte auf die Karte. »Und von den drei Höhlen«, sagte er nachdenklich.
Er nahm den losen Bogen, der auch eine Karte war, und hielt sie neben die andere. Kein Zweifel, es war die gleiche Landschaft: das Dorf Helgeboda, der Dreihöhlenberg, der Wald, die Schluchten, die Häuser. Das Folkets Hus war auf Großvaters Karte als Denkmal gekennzeichnet.
»Aber sie unterscheiden sich«, sagte Marcus. »Sie weichen ein wenig voneinander ab. Ist deine oder ihre die …«
»Was meinst du?«
»Eine ist wahr, und eine lügt ein bisschen!«, sagte Marcus. Und im selben Moment fing Pelle an zu knurren, wenn auch leise.
»Du hast recht«, sagte Großvater. »Eine ist richtig, und eine ist falsch. Jetzt kommt es darauf an zu begreifen, warum. Und warum dieses litauische Buch …«
Plötzlich hörten sie Pelle sehr laut und eindeutig warnend knurren. Er stand auf steifen Beinen da und hatte die Schnauze nach Westen gerichtet, zur norwegischen Grenze hin und zum westlichen Ende des Sees, das noch in einen weichen Dunstschleier gehüllt war. Und er knurrte.
»Pelle sendet eine Warnungsstrahlung «, sagte Marcus beinahe atemlos. »Ich fühle es.«
»Was ist Strahlung?«, fragte Gabriel ängstlich. Er saß noch im Boot und wartete darauf, dass etwas Beunruhigendes eintreten würde, das er melden konnte.
»Das sind lautlose Worte, die nur Pelle und ich verstehen«, flüsterte Marcus. »Still, Pelle versucht, etwas zu sagen!«
Großvater sah zuerst Marcus an, dann Pelle, dann blickte er zum westlichen Ende des Sees hinüber. Dann stand er schnell auf, ungewöhnlich schnell, man konnte fast nicht glauben, dass er fünfundsiebzig Jahre alt war; aber jetzt war da etwas mit dieser Strahlung von drohender Gefahr, die Pelle von der hochempfindlichen Kommandozentrale in seinem Kopf ausgesendet hatte und die Großvater große Angst machte, ihn aber zugleich fast jugendlich schnell werden ließ. Er tauchte ins Zelt ein, steckte die Karte ins Buch und legte es zurück, warf noch einen raschen Blick auf den unordentlichen Boden im Zeltinneren und kam wieder heraus.
»Wir müssen abhauen«, sagte er. »Schnell!«
»Warum denn?«, fragte Marcus. Aber in dem Moment sprang Pelle mit einem Riesensatz ins Boot und setzte sich auf die Achterbank, hob die Schnauze in Richtung Westen und sah dem entgegen, was vielleicht der Feind war. Man hörte ein dumpfes und sehr bedrohliches gurgelndes Geräusch aus seiner Kehle, das Geräusch, das man sonst nie von ihm hörte, wenn die Kinder mit ihm spielten und Ringkämpfe mit ihm austrugen und herumrollten: Nein, dies war das furchterregende tiefe Knurren, das ganz deutlich sagte: Ihr da am Horizont Richtung Norwegen, deren bevorstehenden Angriff ich durchschaut habe, ihr seid meine verrotteten falschen Feinde und ihr seid entlarvt! Von mir! Und meinen empfindlichen Hundesinnen! Und wenn ihr es wagt, die Kinder anzugreifen, die ich zu verteidigen geschworen habe, werde ich Arme und Beine von euren wertlosen Körpern reißen, dass das Blut nur so spritzt, und mich in eure hässlichen ungewaschenen Ohren hineinkauen, und eure zerfetzten Körper werfe ich ins Klo und spüle sie zusammen mit anderen wertlosen Kackwürsten hinunter!
»Still, Pelle!«, sagte Marcus. »Ich habe die Botschaft verstanden.«
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* Auf Deutsch heißt das Buch
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