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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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besonders dem kleinen Gabriel zuliebe.
    Jetzt lagen die beiden Boote fast still da, vielleicht dreißig Meter vom Ufer entfernt. Und da, genau in dem Augenblick, schrie Gabriel auf, besser gesagt, er brüllte:
    »Ich hab einen! Er hat angebissen. Ich hab einen dran! «
    4. Es war ungefähr 12 Uhr 30, als Gabriels wilde Schreie durch die Gegend schallten.
    Pelle begann plötzlich, wild und beinahe ein bisschen verwirrt zu bellen, denn jetzt passierten so unglaublich viele widersprüchliche Sachen auf einmal. Besonders das mit dem Fisch, der angebissen hatte, war sehr überraschend. Alle blickten schräg nach hinten zum Heck des Bootes. Fünf Meter dahinter kämpfte ein Fisch an der Leine. Sie sahen eine Schwanzflosse, die die Wasseroberfläche peitschte.
    Kein Zweifel. Ein Fisch. Ein Hecht?
    Es folgte ein Augenblick der Ungewissheit; es war, als wären die Feinde in dem bedrohlichen Motorboot überrumpelt worden. Vielleicht war es ja so, dass der alte weißhaarige Mann und seine zwei kleinen Kinder wirklich nur Angler waren. Vielleicht hatten sie nichts gesehen. Das Zelt nicht gesehen. Auf jeden Fall nichts begriffen.
    »Winken, Marcus!«, sagte Großvater. »Winken, damit wir glaubwürdig werden.«
    Marcus winkte dem Feind zu. Aber der Feind winkte nicht zurück. Und plötzlich wusste Großvater ganz klar: So war es, von der litauisch-russischen Mafia betrachtet zu werden. Das gefiel ihm nicht, und er wusste nicht, wohin auf Erden er sich wenden sollte. Genau dieses Kirchenlied begann in diesem Augenblick in Großvaters Kopf zu kreisen: »Als die litauisch-russische Mafia mich mit ihren eiskalten Augen betrachtete, begann ich innerlich zu singen: Wohin auf Erden ich mich wende, ich leg mein Glück in Gottes Hände , und das war ganz und gar nicht spaßig.«
    Sie warteten. Der Schweiß rann. Der Hecht kämpfte.
    Die Besatzung des fremden Bootes, durchtrainierte litauische Verbrecher, oder vielleicht waren es auch Norweger, jedenfalls schien plötzlich einer von ihnen einen Entschluss zu fassen: Sie rissen mit einem abgründigen Brüllen des Motors das Gas hoch, pflügten durchs Wasser und stoppten abrupt vor dem Uferwäldchen, in dem das Zelt versteckt war.
    »Ich hab ihn noch dran! Er hat nicht losgelassen!«, brüllte Gabriel vollkommen hysterisch. »Es ist ein Hecht, er ist ein paar Meter lang!«
    »Rudern!!!«, schrie Marcus, und seine Stimme hörte sich ganz verschwitzt an.
    »Ja, nach Hause!«, schrie Großvater und begann mit gewaltigen Ruderschlägen loszurudern, als wäre es ihm völlig egal, ob sie glaubwürdig waren oder nicht.
    »Ich hab ihn!«, brüllte Gabriel. »Ich kann ihn fast nicht halten! Hilf mir, ihn rauszuholen! Das ist ein Fünfzig-Kilo-Hecht!«
    »Schrei nicht so!«, zischte Marcus. »Du musst glaubwürdig sein.«
    Großvater ruderte wie ein Verrückter. Gabriel schrie. Marcus lag auf dem Rücken auf dem Boden des Ruderboots und versteckte sich vor etwas, von dem er selbst nicht wusste, was es war. Pelle wiederum hatte sich auf seinen Bauch gesetzt und knurrte eine etwas weniger blutrünstige Mitteilung in Richtung des Feindes, der jetzt beim Zelt an Land gegangen war und sich daran zu schaffen machte.
    Pelle knurrte jetzt eine hundgestrahlte Mitteilung. Sie lautete ungefähr: Lasst euch das eine Lehre sein, dass ihr für immer bedient seid, ihr habt eine Lektion erteilt bekommen, zieht euch zurück und klemmt die Schwänze zwischen eure wertlosen Beine, verschwindet, ich bin der Herrscher, der …
    »Pelle, geh da runter!«, stöhnte Marcus. »Du brichst mir die Rippen.«
    Großvater ruderte, als ginge es ums Leben. Er war nicht sicher, ob sein frisch operiertes Herz halten würde, aber das war ihm egal. Er musste die Kinder nach Hause schaffen. Er ruderte mit wahnsinnigen Schlägen, dass es nur so spritzte, und auf der Achterbank brüllte Gabriel etwas von seinem riesigen Hecht und davon, dass Großvater aufhören solle zu rudern, damit man das Monster herausholen könne. Er brüllte und hielt die Angelrute mit beiden Händen, und auf dem Boden des Kahns lag Marcus mit Pelle auf dem Bauch. So ist es, wenn man stirbt, dachte Großvater.
    Als sie endlich beim Anlegesteg angekommen waren, vertäuten sie das Boot, dann holten sie zu dritt mit vereinten Kräften den Hecht an Land. Es zeigte sich, dass er 4,2 Kilo wog.
    Es war der erste Fisch, den Gabriel je geangelt hatte.
    Er sei ganz ruhig gewesen, erzählte er später den andächtig Lauschenden, die einen ausführlichen Bericht des Geschehens

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