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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Olov Enquist
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an ihnen hochsprang und beinahe ihre Gesichter leckte. Jetzt, erklärte Großvater, fühle er sich schon viel besser.
    Ein Hubschrauber sollte zwei Stunden später zurückkommen und die Kinder und Großvater und Gunilla und Pelle abholen. Alle hatten sich in die Arme genommen, und alle weinten, und auf einmal konnten die Kinder spüren, wie furchtbar müde und erschöpft sie waren.
    Doch es blieb noch etwas zu tun. Etwas ganz, ganz Wichtiges. Sie hatten es irgendwie die ganze Zeit gewusst, dass dies vielleicht das Wichtigste war.
    Es ging um die Wolfsmutter.
    Sie suchten und fanden sehr schnell die genau passende Stelle.
    Es war exakt auf dem Gipfel des Dreihöhlenbergs, da gab es eine Felsenkuhle von ungefähr sechzig Zentimetern Tiefe, und genau daneben lagen reichlich mittelgroße Steine, die sich gut dafür eigneten, einen Steinhaufen aufzuschichten oder einen Grabhügel.
    »Hier«, sagte Großvater, »bauen wir einen Apfelbaum für die Wolfsmutter. Hier soll sie ruhen.«
    Sie gingen in die Höhle. Die Wolfsmutter war ja nicht so schwer, wog jetzt vielleicht dreißig Kilo, und Mina und Gabriel beschlossen, sie gemeinsam zu tragen. Sie gingen dicht nebeneinander, Seite an Seite, da war es nicht so schwer, und sie trugen sie aus der Höhle und auf die abgeflachte Spitze; dort legten sie die Wolfsmutter in die Felsenkuhle und standen eine Weile da und sahen sie an.
    Sie schlief so schön, fanden sie, obwohl sie ja tot war, aber sie sah freundlich aus, und sie hatten sie so hingelegt, dass die Schusswunde nicht zu sehen sein sollte.
    »Dann decken wir sie jetzt zu«, sagte Großvater.
    In gemeinsamer Arbeit errichteten sie ein Steinmal über ihr. Als sie nach einer halben Stunde fertig waren, legten sie einen größeren flachen Stein obendrauf.
    »Ist das ein Apfelbaum?«, sagte Gabriel.
    »Ja, das ist es«, sagte Großvater, »weil wir, die wir sie mögen, beschlossen haben, dass sie unter einem Apfelbaum begraben liegen soll. Also haben wir einen Apfelbaum gebaut. Das kann man selbst bestimmen.«
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte Gabriel.
    »Jetzt ist sie verdampft«, sagte Marcus, »ihr Geist ist verdampft, wie bei Mischa. Und sie läuft in dem blauen Tal mit Preiselbeeren und Wasserfällen umher.«
    »Zusammen? Mit Mischa?«
    »Zusammen mit Mischa«, sagte Marcus.
    Gerade als die Morgensonne im Osten heraufkam und einen scharfen gelben Rand auf die norwegischen Berge warf und sie fast fertig waren mit dem Steinmal, da sahen sie den Wolf und den Bären.
    Nicht dass die beiden zusammen waren. Aber der Bär saß vierhundert Meter entfernt inmitten eines Kahlschlags südöstlich von ihnen, saß ruhig auf seinem breiten Hinterteil und schien sie zu betrachten. Er hatte einen Hubschrauber kaputt gemacht und einen Fluchtweg abgeschnitten und war Sieger, und er wusste es, fand aber vielleicht, dass es unnötig war, Hochmut oder Siegesfreude zu zeigen. So erklärte Marcus es den anderen.
    Und da wies Gabriel darauf hin, dass es in Wirklichkeit Pethrus’ beherztes Eingreifen gewesen war, das sie gerettet hatte, dass es die Schlange Pethrus gewesen war, die den russischen oder vielleicht litauischen Gangster so erschreckt hatte, dass Gabriel sich die Waffe schnappen konnte.
    »Was für ein unfassbarer Mut!«, hatte Großvater mit leiser Stimme gesagt, die ein wenig zitterte. Diese schöne schwarze Ringelnatter, die nicht giftig und nicht gefährlich war, die hatte sie gerettet! Vielleicht lag die schwarze Schlange jetzt irgendwo auf einem Felsen und beobachtete sie.
    Es war Gabriels Schlange. So wie der Bär Marcus’ Bär war und das Wolfsjunge, das jetzt groß war, Minas Wolf. Und sie nickten alle, denn sie wussten, dass der Bär, der Wolf und nicht zuletzt die Schlange sich zusammengetan und sie gerettet hatten.
    Der Wolf stand am oberen Rand des Kahlschlags. Reglos. Und auf einmal waren sie alle ganz sicher, dass er verstand und dass er sie mochte und dass er wusste, dass sie jetzt einen Apfelbaum aus Steinen über seiner Mutter, der Wölfin, errichteten.
    Der Wolf stand still. Er heulte nicht. Das war nicht nötig.
    Er hatte vor bald einer Woche geheult, in zwei Nächten.
    Pelle hatte verstanden. So waren sie dem Wolf zu Hilfe gekommen, und jetzt wurde seine Mutter begraben, und alles war, wie es sein sollte.
    Sie beendeten die Errichtung des Grabmals, das ein Apfelbaum war, und wussten, dass die Tiere bei ihnen waren. Der Bär, der Wolf, die Schlange.
    Dann sangen sie Herrlich ist die Erde , und Großvater richtete ein

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