Großvater 02 - und die Schmuggler
zu hören wünschten. Er fing den Hecht ganz allein, obwohl das feindliche Boot sie in Unruhe versetzt hatte, er behielt die Ruhe, seine Schreie waren beherrscht und angemessen; es war ihm gewissermaßen gelungen, gleichzeitig einen Hecht zu fangen und die angreifenden rätselhaften Männer in dem schwarzen Schnellboot zu verscheuchen.
Aber er schwitzte gewaltig dabei. Das taten sie alle.
Sie trugen den Hecht zum Haus hinauf.
Mina und Moa waren die Ersten, die die kleine Prozession zum Haus heraufkommen sahen, sie liefen ihnen überrascht und jubelnd entgegen und wollten den riesigen Hecht halten, den Gabriel allein trug, danach kamen die anderen, und alle wollten wissen, wie es zugegangen war, und gratulierten Gabriel zu dem riesigen Monsterfisch, den er aus dem Wasser gezogen hatte. Gabriel zeigte nur ein blasses Lächeln, und komischerweise war er erst ziemlich schweigsam, weil Großvater und Marcus sich auch nicht erklären oder gar jubeln wollten.
Aber dann kam Gunilla und schlug die Hände zusammen und schrie einfach drauflos, denn das machte sie so, wenn sie jubelte. Und Gabriel habe ja noch nie einen Fisch gefangen, schrie sie. Und jubelte. Es war sehr nervig. Und Gabriel wollte den Versammelten nicht danken, sondern machte nur abwehrende Handbewegungen; er wollte aber nicht näher eingehen auf das, was passiert war.
»Was ist denn los?«, sagte Gunilla. »Richtig begeistert seht ihr ja nicht aus.«
»Nein«, sagte Großvater. »Wir haben vielleicht ein Problem.«
»Wieso Problem?«, sagte Gunilla.
»Ein großes Problem. Ich habe die Kinder in etwas hineingezogen.«
Es wurde auf einmal ganz still. Was sollten sie auch sagen? Dass sie ein Zelt gefunden hatten? Eine litauische Übersetzung von Großvaters Buch über das Abenteuer am Dreihöhlenberg? Ein komisches Pulver, das weder Zucker noch Mehl war? Zwei Karten, von denen eine richtig war und eine falsch? Sollten sie das sagen?
»Ich nehme an, wir müssen mit der Polizei in Arvika sprechen«, sagte Großvater.
»Du bist nicht gescheit«, sagte Gunilla. »Ihr habt doch einen Angelschein! Ihr habt ja nicht unerlaubt geangelt.«
»Mit der Polizei«, sagte Großvater.
Er hörte sich nicht froh an. Das Schlimmste von allem war, dass auch der Hund Pelle, der Mittelschnauzer, nicht froh war. Er war eher düster, in sich gekehrt, beinahe nachdenklich, als wüsste er nicht, welche Botschaft er den Kindern, für die auch er verantwortlich war, vermitteln sollte.
Vielleicht roch er mit seiner feinen Hundenase, dass die richtigen Probleme jetzt erst anfangen würden. Dass sich jetzt eine Situation entwickeln würde, in der eine große Gefahr drohte. Vielleicht eine Lebensgefahr für viele. Und dass diese Vielen die Bewohner des Hauses Söderås waren, das am Fuß des Dreihöhlenbergs lag.
Der Feind ist verschwunden
1. In der Nacht lag Marcus wach und grübelte.
Großvater hatte trotz allem die Polizei in Arvika angerufen; es war nur schwierig, jemanden zu fassen zu kriegen, weil fast überall geschlossen war wegen der Sommerferien, doch es gab eine Verkehrsstreife, die in Grimsmark auf der Lauer lag, um Raser zu fangen. Die Streife hatte mit belegter Stimme gesprochen, wie eben erst aufgestanden, und Großvater hatte sie nicht überzeugen können; sie hatten gesagt, wenn es russische Kriminelle seien, solle er mit Karlstad Kontakt aufnehmen, die hätten eine Homepage für Wirtschaftskriminalität .
Aber Großvater verstand sich schlecht auf Computer und telefonierte lieber weiter.
Und in Torsby gab es eine Polizeiwache, aber die hatten nur einen Anrufbeantworter laufen, der Värmländisch sprach und sich ablehnend anhörte, wenn man es übersetzte. Großvater hatte um Rückruf gebeten, aber nichts war passiert. Und man konnte ja nicht dasitzen und ein Telefon anstarren, das nicht klingeln wollte.
»Wir überschlafen die Sache«, hatte Großvater schließlich gesagt.
Gunilla war ernst und besorgt, sagte aber immerhin, wie schön es sei für Gabriel, das mit dem Hecht.
»Der achtköpfige Kinderhaufen«, sagte sie und hörte sich dabei ein wenig müde an, »kann auf jeden Fall nicht die Polizeiarbeit im westlichen Värmland übernehmen.«
Wenn denn überhaupt etwas war und Großvater sich nicht alles nur eingebildet hatte.
Marcus lag wach und grübelte. Pelle lag wie gewöhnlich, wenn sie in Söderås waren, im selben Bett wie Marcus. Er rollte sich zu einer grauen Wurst zusammen und schnarchte, und es ging ihm prima.
Marcus überlegte. Wie konnte
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