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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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reckte sich hinter Verbie wie der Vertreter einer fremden Spezies, lauter Knochen und Sehnen, seine weißen Beine blitzten unter den Frackschößen, und auf seiner stattlich gewölbten Kinderunterhose grinste Donald Duck in endloser Wiederholung, »nur möchten wir alle hier, also, ich meine, um der Gemeinschaft willen ...«
    Das Ganze lief zäh ab, viel zu zäh, und Star konnte sich nicht länger zurückhalten. »Ihr habt diese Frau vergewaltigt«, sagte sie, und es war, als hätte sie die Stereoanlage zerschmettert oder die Kerzen mit rauchenden Colts ausgeschossen. Im ganzen Raum wurde es still. Sie sah Lester an, und Lester, dessen Hände über seinen spitzen Knien baumelten, sah zu ihr hin. Hier ging es weder um Frieden und Liebe noch um Brüder und Schwestern. Das hier war scheußlich, und wenn Scheußlichkeit ihr Ding gewesen wäre, hätte sie auch zu Hause in Peterskill, New York, bleiben können.
    »Komm schon, Star«, rief Ronnie sie zur Ordnung, aber Lester unterbrach ihn. »Ich habe niemanden vergewaltigt «, sagte er, »schließlich beruhte alles, was hier gestern abend ablief, total auf Gegenseitigkeit . Scheiße, Mann, du warst doch dabei, Pan – du weißt genau, wie’s gewesen ist!«
    »Scheiß drauf«, sagte Marco. »Ihr verschwindet jetzt von hier, ihr alle.«
    »Genau«, sekundierte ihm Jiminy. »Hört zu, es tut mir leid, aber wir alle haben ...«
    »Ihr habt was?« fauchte Lester zurück. »Das I Ging befragt? Darüber abgestimmt, daß ihr jetzt die Nigger rausschmeißen wollt? Geht’s darum?« Seine Stimme klang wie das leise Bullern eines Lastwagens, der einen Berg hinauffuhr. »Scheiße, ihr erzählt mir doch nicht mehr, als ich ohnehin schon weiß: Friede und Liebe, Bruder, und mach ruhig dein Ding, Baby, aber nur, wenn dein Arsch weiß ist!«

5

    Die Spitzhacke ging auf und nieder, auf und nieder. Marco war in der größten Mittagshitze draußen – vierzig Grad, mindestens –, nur in Jeans und seinen Stiefeln, er schwitzte, er arbeitete und spürte es in den Oberarmen und den Schultern. Jiminy hatte den ganzen Vormittag an seiner Seite geschuftet und die oberste Erdschicht abgetragen, wo die Sickergräben für das Rieselfeld verlaufen sollten, doch als die Sonne direkt über ihnen stand, hatte er die Schaufel so behutsam niedergelegt, als wäre es eine Keramikfigur, und war in Richtung Swimmingpool davongewackelt. Es war nett gewesen, mit ihm zu arbeiten, er hatte über Bücher und Platten und alle möglichen Reiseziele geplaudert – Benares, Rio, Nairobi, irgendeine Stadt in Wisconsin, wo angeblich der größte Käselaib der Welt zu sehen war, und falls der schon verschimmelt sein sollte, bis er es dorthin schaffte, würden sie bestimmt einen neuen ansetzen –, aber Marco hatte auch nichts dagegen, allein zu sein. Alle Kommunen, in denen er gelebt oder zu leben versucht hatte, waren unter dem Druck von Kleinkram zerbröselt, Kochen oder Saubermachen oder Instandhalten, und obwohl es eine schöne Idee war, daß in einer Krise jeder seinen Teil beitragen würde, funktionierte es leider nicht immer.
    Doch das hier war wirklich eine Krise, ob es den Leuten klar war oder nicht – die Toiletten im großen Haus quollen über, und hinter jedem Stein, Baum oder auch nur kniehohen Strauch auf dem Grundstück lag Scheiße herum, und das war primitiv, allerdings. Ungewollt primitiv. Aber keiner kam auf die Idee, seinen Dreck mit Erde zu bedecken, geschweige denn eine Latrine zu graben. Sie dachten nicht nach, wollten sich einfach nicht auf die Einzelheiten einlassen. Sie waren ausgestiegen. Sie waren gut drauf . Das reichte ihnen, und je weniger darüber geredet wurde, desto besser. Doch es würde nicht lange dauern, das wußte Marco aus Erfahrung, da könnte der Gesundheitsinspektor des County hier etwas mitzureden haben, und das würde kaum von erweitertem Bewußtsein zeugen.
    Er stand unten im Graben, hüfthoch in der Erde, als sich Alfredo näherte, einen Krug Limonade in der einen Hand und einen Spaten in der anderen. Marco sah ihn kommen, doch er grub verbissen weiter, denn zumindest momentan war das Graben sein Elixier, der Antrieb, der sein Blut zum Strömen brachte und seinen Verstand betäubte. Die einfachste Sache der Welt: Spitzhacke hebt sich, Spitzhacke senkt sich, Schaufel stößt hinein, Erde kommt heraus.
    »Hey!« rief Alfredo, dabei zeigte er seine spitzen Zähne in einem Grinsen, das eine horizontale Bresche in den drahtigen Überbau seines schwarzen Barts schlug. »Ich

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