Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
Vom Netzwerk:
Strömung zu halten, Premstar und ich. Sobald die Häuser stehen. Warum denn auch nicht? Das ist bares Geld , Leute, und jeder kann’s sich nehmen, genau wie die Beeren und die fetten silbrigen Lachse, die den Fluß raufwandern, und muß ich denn irgendwen hier noch daran erinnern , wozu wir hergefahren sind?«
    Jiminy meinte, er hätte absolut nichts gegen Gold. Vielleicht könnte sich Harmony irgendeine Methode ausdenken, es zu schmelzen und Ornamente und Figuren und so was daraus zu machen – vielleicht ließe es sich auch einfach verkaufen, dann könnten sie das Geld in Sachen wie einen Generator stecken, um öfter als einmal pro Woche ein bißchen Musik zu hören. Und Lampen, wie wär’s mit Lampen? Wäre nicht elektrisches Licht ganz nett?
    Die Leute ließen die Idee eine Zeitlang um den Tisch gehen: die Goldkörnchen, die sich unweigerlich als Eisenpyrit erweisen würden, zeigten in jedem Drop-City-Kopf beachtliches Wachstum, bis der gegenüber einmündende Bach gelb zu schimmern begann und die Bäume auf den Hügeln ihren Halt verloren und umstürzten, weil sie nicht mehr in Erde wurzelten, sondern in kantigen Nuggets. Marco blendete die Unterhaltung aus. Noch nie im Leben war er so müde gewesen. Und hätte er nicht diesen gewaltigen Schwung verspürt – das Versammlungsgebäude stand, die Wände waren verkittet, das Dach war gedeckt, und wer hätte das vor einem Monat geglaubt? –, wäre er längst in seinen Schlafsack gekrochen. Doch er blieb sitzen, streichelte mit der Spitze eines sehr entspannten Fingers Stars nackten Arm und ließ das Marihuana das Blut in seinen Adern in Sirup verwandeln.
    Sie hatten das Versammlungsgebäude zweistöckig gebaut, innere Querbalken schufen ein Loft, in dem auch Leute schlafen konnten, sollte das einmal nötig werden, und das war eine sehr gute Idee gewesen, glückliches Ergebnis einer vorgeschalteten Sitzung mit Papier und Bleistift, auf der Tom, Alfredo, Norm und er alles besprochen hatten. Norm wußte durchaus, was er tat, meistens jedenfalls, und Sess Harder, der eine Viertelstunde den Fluß runter wohnte, war die reinste Enzyklopädie – von ihm stammte der Hinweis, sie sollten als erstes Kartonpappe über die Dachlatten legen, damit keine Erdklumpen aus den Soden durch die Zwischenräume rieseln konnten –, und Norms Onkel hatte ein hervorragend erhaltenes Exemplar von Alles Wissenswerte zum Blockhausbau (©1910) vererbt, in dem sie jederzeit etwas nachschlagen konnten, aber im Grunde war Marco geradezu erstaunt darüber, wie unkompliziert das alles war. Man fällte und entrindete die Baumstämme, sägte sie auf gleiche Länge, verpaßte den Enden ein paar Kerben, so daß sie sich außer im Maßstab kein bißchen von den Dingern unterschieden, mit denen jeder Zehnjährige in den USA seine Spielzeugforts und Palisadenbauten konstruierte, grub an den vier Ecken in den Permafrostboden sechzig Zentimeter tiefe Löcher, die mit Steinen gefüllt wurden und als Auflagepunkte für das erste Quadrat dienten, und von da baute man einfach in die Höhe. Dann zog man noch den Boden ein – Dielen aus Fichtenholzstämmen, mit der Kettensäge zurechtgeschnitten –, später kamen die Löcher für Türen und Fenster und ein fünfzehn Zentimeter großer Schlitz für das Ofenrohr, und das war’s schon. Im Prinzip war man damit fertig. Und wenn sie alle mit anpacken und so ein Haus bauen konnten – zwei Stockwerke hoch, sechs Meter lang und fünfeinhalb Meter breit –, dann dürften die restlichen Blockhütten doch nur noch ein Klacks sein.
    »Was ist mit Harmony und Alice?« Die Frage stellte Norm, der sich über den Tisch vorbeugte und Sky Dog und Dale Murray über seine Brillengläser hinweg anstarrte. »Und Lydia, was ist denn mit der?«
    »Ihr kennt doch Harmony«, sagte Sky Dog. »Der hat sich neben dem Bus einen Brennofen gebastelt, und er meint, er plant da ein paar Experimente, deshalb ist er noch nicht bereit, den Fluß raufzufahren, jedenfalls hat er das zu mir und Dale gesagt. Außerdem ist sein Käfer kaputt.«
    »Er läßt sich eine neue Benzinpumpe kommen«, warf Verbie ein. »Von einer Firma in Anchorage.«
    Norm vergrub die Finger in seinen Bart und schob die Brille wieder ein Stück hinauf. »Und Lydia?«
    Bisher hatte sich Joe Bosky weitgehend zurückgehalten – sein Kommentar über das Goldwaschen war das einzige, was er an diesem Abend zu sagen gehabt hatte. Er hatte sich seit dem Morgen hinter seiner verspiegelten Sonnenbrille verschanzt und war wohl

Weitere Kostenlose Bücher