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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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gestützt und rührt mit einer Hand träge in der blassorangeroten Flüssigkeit in ihrem Glas. Auf ihrem Teller liegen durchscheinende Krabbenpanzer und glänzende schwarze Muscheln, Obstreste und Olivenkerne, ein halbgegessener, mit öligem Dressing übergossener Salat. »Es ist deine Entscheidung. Und natürlich auch die von Tim. Aber du kannst mich zu einer sehr glücklichen Frau machen, Schätzchen, denn ich bin mehr als bereit, eine Großmutter zu sein, das sage ich dir klipp und klar. Janis hat’s nicht geschafft und die von The Mamas and the Papas auch nicht, aber ich schon. Ich würde es am liebsten in die Welt hinausschreien.« Grinsend und leicht schwankend fängt sie die Blicke der beiden Frauen am Nachbartisch auf, zwinkert ihnen zu und formt mit den Lippen die Worte: »Ich werde Großmutter.«
    Zu jeder anderen Zeit wäre so etwas extrem peinlich gewesen, zumal die beiden Frauen einfach durch sie hindurchsehen und ihre Unterhaltung fortsetzen, doch heute, an diesem späten, herrlichen, von Herbstsonne und dem reinlichen Geruch des Meeres erfüllten Morgen, gibt Alma sich ganz dieser Stimmung hin. Sie befindet sich in einem Anpassungsprozess, das versteht sie: Hormone werden ausgeschüttet und überwinden, noch während ihr Kopf die Oberhand behalten, argumentieren und die Optionen abwägen will, ihren Widerstand, bis sie schließlich nachgibt. Sie zuckt die Schultern. Schenkt ihrer Mutter ein Lächeln. Hebt ihr Glas. »Ja«, sagt sie, als ihre Mutter sich vorbeugt, um mit ihr anzustoßen, »ja, das wirst du wohl.«
    Genau. Klar. Und dann ist da noch Tim.
    Sie erwartet ihn an der Helling, als das Park-Service-Boot hinter dem Wellenbrecher erscheint und mit südlichem Kurs in den Hafen von Ventura einfährt. Der hochgewölbte Nachmittagshimmel ist von einem blass gefiederten Blau, und die milde, wohltuende Sonne hängt knapp über den Palmwipfeln, so golden und sanft und fett, dass sie aussieht wie gemalt. Alles, sogar die Demonstranten, die ununterbrochen das Gebäude hinter ihr umrunden, scheint von einem inneren Licht durchdrungen, das die Farben intensiver leuchten und die Schatten weicher werden lässt, während die selbstgemalten Spruchbänder und Plakate – Stoppt das Schlachten! – zu etwas Abstraktem verblassen. Seit dem ersten Test hat sie sich noch dreimal getestet; sie hat eine zweite Packung gekauft, um sicher zu sein, dass das Ergebnis nicht die Folge eines Produktionsfehlers war, und gestern morgen hat sie, kurz bevor ihre Mutter Ed eingepackt hat und wieder nach Arizona gefahren ist, für nächste Woche Montag einen Termin bei der Gynäkologin gemacht. Für eine Blutuntersuchung. Um ganz sicher zu sein, absolut und unwiderleglich.
    Nur fünf Leute gehen von Bord: zwei der Studentinnen, die die gefangenen Füchse versorgen, ein Archäologe, der die Relikte der Chumash untersucht, der Botaniker, der ein Gewächshaus für einheimische Pflanzen eingerichtet hat, die er aussetzen will, sobald Fenchel und Flockenblumen entfernt oder wenigstens dezimiert worden sind, und Tim. Als er auf der Gangway ist, winkt er ihr zu und wirkt dünner, müde und erschöpft, ein paar Strähnen hängen ihm in die Stirn und verbergen das lange, schmale Gesicht, und er geht gebeugt unter der Last seines vollgepackten Rucksacks. Er trägt eine Sonnenbrille, die sie noch nie gesehen hat – ein Siebziger-Jahre-Modell mit riesigen Gläsern und einem vergoldeten Rahmen –, und wie lange ist es jetzt her? Zehn Tage erst. Es kommt ihr vor, als wären es Jahre. Er verzieht den Mund zu einem Grinsen, das sein Gesicht aufleuchten lässt, und dann steht er vor ihr, wirft den Rucksack ab und breitet die Arme aus. Und als sie sich an ihn drückt, seine Wärme spürt, die vertrauten Konturen seines Körpers, seine Lippen auf ihren, kann sie ihn gar nicht loslassen – oder vielmehr noch nicht. Erst muss sie ihm ihre Freude in der Sprache mitteilen, die der gesprochenen Sprache vorausgeht: von Körper zu Körper.
    »Wow«, sagt er und löst sich von ihr, um den Rucksack aufzuheben, »mir scheint, du hast mich vermisst.«
    Sie lächelt zu ihm auf, ihr Blick geht von dem getrockneten Schlamm an den Säumen und Knien seiner Jeans bis zu den glatten, seidigen Haaren des Bärtchens, das er beim letztenmal noch nicht hatte. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr«, sagt sie.
    Er hat den Rucksack über eine Schulter gehängt und geht Hand in Hand mit ihr den Weg entlang. »Nach deiner Körpersprache zu schließen willst du

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