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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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Symbol benutzen. Das sieht doch so aus, als käme es von irgendwelchen Hasch-Rebellen. Cannabis-Konsumenten ticken eigentlich anders …«
    »Wie denn? Also, nach deinen persönlichen Erfahrungen?« Grosser konnte es einfach nicht lassen.
    »Jedenfalls nicht so rational – und auch nicht so brutal«, sagte Mondrian nachdenklich. Er ignorierte die Anspielung und kratzte sich am stoppligen Kinn. »Kiffer sind vielleicht ein bisschen verrückt, aber normalerweise alles andere als Killer. Dazu sind sie meistens viel zu verplant.«
    Der Cop hatte eine weitere Datei angeklickt, auf der eine Landkarte zu sehen war. Sie zeigte das Gelände der GKSS mit den Waldstücken und Wegen im gesamten Bereich zwischen der Elbe und der Bundesstraße auf dem Geestrücken. In der Mitte lief eine gestrichelte Linie, die vor dem Forschungszentrum begann und durch den Forst führte. Rolfes folgte ihr mit seinem Leuchtpfeil bis zu der Stelle, die mit einem »X« markiert war.
    »Sieht so aus, als wäre das die Piste unseres Joggers gewesen.«
    Er drückte auf eine Taste, und ein Foto erschien. »Und das dürfte er sein.«
    Die Aufnahme zeigte einen massigen Mann, der mit einer stark blutenden Kopfwunde am Boden lag, offenbar bewusstlos, Arme und Beine gefesselt.
    »Es kommt noch besser«, sagte Rolfes und projizierte weitere Bilder an die Wand. Ein aufgerissener Mund, mit Gras vollgestopft. Verzerrte Gesichtszüge, als würde das Opfer gleich ersticken. Maskierte Gestalten, die Kanister über dem Liegenden entleerten.
    »Und jetzt das Finale.«
    Ein Körper in einem Feuerball, in lodernde Flammen eingehüllt.
    »Mein Gott, das kann man ja gar nicht veröffentlichen«, stöhnte Bruno Wunder.
    »Moment mal«, sagte der Cop und schaltete das Deckenlicht ein. »Das müssen wir uns gut überlegen. Natürlich sieht das krass aus, aber ist das nicht einfach die Realität? Wenn wir das nicht bringen, dann tun es eben andere, so ist das Geschäft heute. Die Chance sollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Wir können ja das Gesicht des Mannes unkenntlich machen. Wollen wir mit dem Material nicht so schnell wie möglich online gehen?«
    »Sofort«, entschied Grosser, »es könnte leicht sein, dass noch andere Medien diese CD bekommen. Wer schreibt dazu eine knackige Meldung fürs Netz?«
    »Kein Problem, kann ich machen.«
    Noch ehe Mondrian reagieren konnte, hatte Nadja Polanski sich gemeldet. Die schlanke Frau mit dem Sommersprossengesicht und den leuchtend roten Haaren, die gern enge Strenesse-Tops unter ihrem Blazer trug, besaß in der Redaktion einen Ruf als Schnellschreiberin, galt aber auch als härteste Rechercheurin der Task-Force. Mit einer speziellen Mischung aus Charme und Schärfe konnte die Mittdreißigerin Informanten zum Reden bringen, wenn andere längst kapitulierten. Allerdings wurde hinter ihrem Rücken getuschelt, dass sie diese Härte auch gegen Kollegen einsetzte, wenn sie ihnen eine attraktive Story abjagen wollte. Sie verzog ihre kräftig geschminkten Lippen zu einem Lächeln, das ihrem Spitznamen »Piranha« alle Ehre machte, und blickte den Chefredakteur erwartungsvoll an.
    Mondrian merkte, wie Ärger in ihm hochschoss. Ehe Bedenken überhaupt diskutiert waren, hatte Grosser sein Okay gegeben. So war dieser Laden, dachte er wieder einmal: Wer am schnellsten zuschnappte, biss die anderen aus dem Weg. Aber er hatte jetzt keine Lust auf Konkurrenzkämpfe. Etwas mürrisch murmelte er im Hinausgehen: »Wir sollten auf keinen Fall alle Fotos und Dateien rausgeben, finde ich, sondern etwas Munition trocken halten. Die Recherche muss doch erst richtig losgehen. Ich klär mal, wer Pereira war.«
     
    Das Notebook in seinem Büro brauchte nur wenige Sekunden, um hochzufahren und ihn mit dem vertrauten Akkord zu begrüßen. Es fragte ihn nach seinem Kennwort.
    Er tippte »nirvana66« ein.
    Der Desktop füllte sich mit den Icons. Wie immer scrollte er zuerst durch die Mails.
    Ein Aufruf von Attac, den »Wahnsinn Biosprit« endgültig zu stoppen.
    Ein Manifest von Pro Asyl mit der Warnung, dass Klimawandel und Hunger fünfundzwanzig Millionen Flüchtlinge aus Afrika nach Europa treiben könnten.
    Ein Rundbrief der Internationalen Liga für Menschenrechte, die gegen »Big Brother Überwachungsstaat« zu Felde zog, und ein Protest von ».ausgestrahlt«, der zum Kampf gegen weitere Castor-Transporte aufrief.
    Post von den üblichen Verdächtigen, sinnierte er, während er die Mails wegdrückte, von allen möglichen Gutmenschen. Und

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