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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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früher Leute bei Greenpeace ausgestiegen, weil ihnen alles zu brav war?« Mondrian erinnerte sich an ein Interview mit einem kanadischen Mitbegründer.
    »Ja, das hat es gegeben. Paul Watson zum Beispiel, er hat jetzt seine eigene Truppe, Sea Shepherd. Damit versucht er, japanische Walfangschiffe zu rammen. Nach unserer Meinung ist das reiner Aktionismus, der nichts bringt. Im Gegenteil. Politisch höchst gefährlich. Weil man Gewalt gegen Sachen nicht von Gewalt gegen Menschen trennen kann.«
    »Kommt mir irgendwie bekannt vor, dieses Argument. Das wird sonst eher von staatlicher Seite benutzt.« Mondrian schaute aus dem halb geöffneten Fenster. Im Dock gegenüber konnte man den blauen Schein von Schweißgeräten sehen und hören, wie Metallplatten bearbeitet wurden. Heavy-Metal-Sound am Spätnachmittag.
    Im Büro trat Stille ein.
    »Und Sie kennen niemanden, der sich in letzter Zeit mit Fernando Pereira beschäftigt hat?« Mondrian wusste selbst, dass er im Dunkeln stocherte. Aber er musste es probieren. »Sie haben keine Idee, wie sein Name auf ein Bekennerschreiben zu dem Mord an dem GKSS-Mann kommt?«
    »Ein Bekennerschreiben?« Reitmeyer sah Mondrian ungläubig an und schob seine Tasse so heftig von sich, dass der Kaffee überschwappte.
    »Und Sie haben auch keine Ahnung, warum sogar das Todeskommando nach ihm benannt ist?«
    »Absurd.« Reitmeyers Gesicht war inzwischen rot angelaufen, feine Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. »Ich weiß bloß, dass es Greenpeace furchtbar schaden könnte, wenn das bekannt wird. Ist das schon in den Medien?«
    »Das dürfte bald so weit sein«, sagte Mondrian und stand auf.
    Stumm, als hätte es ihm die Sprache verschlagen, brachte Reitmeyer ihn zum Empfang zurück, wo Mondrian seinen »Besucher«-Button gegen ein weiteres Lächeln mit Migrationshintergrund tauschte.
    Auf der Straße vor dem Speicher bauten gerade n-tv und sky NEWS die Masten ihrer Übertragungswagen auf.
    Jetzt geht sie wieder los, dachte Mondrian, die Jagd nach dem schnellsten O-Ton. Jeder Sender wollte der Erste sein, der irgendein Originalzitat zu einem Kriminalfall oder einer Katastrophe brachte.
    Offenbar hatten schon mehrere die Fährte zu Greenpeace aufgenommen. Vermutlich war die CD mit dem Kommandonamen »Pereira« auch bei anderen Medien eingegangen, oder Nadja Polanskis Meldung war bereits online.
    Mondrian stieg über Kabelstränge vor dem Greenpeace-Gebäude und startete sein Auto.
    Als er in die St.-Pauli-Hafenstraße einbog, meldete sich das Handy. Noch immer hatte er keine Freisprechanlage in seinem Wagen. Umständlich jonglierte er das Mobiltelefon aus der Jackentasche an sein Ohr.
    »Ich glaube, ihr habt etwas, was wir gerne hätten …«
    Mondrian hatte Mühe, im Verkehrslärm die Stimme zu erkennen. Und der Mann vom Bundeskriminalamt meldete sich nie mit Namen.
    »Verdammt, Daffner, du bist es«, sagte Mondrian, »ich hab mich gerade gefragt, ob dieses Gespräch ein Bußgeld wert ist. Falls deine uniformierten Kollegen mich jetzt erwischen.«
    »Das wird meine Dienststelle dann für dich regeln. Ich finde, du solltest morgen früh nach Wiesbaden kommen.«
    »Warum?«
    »Der Generalbundesanwalt hat ein Verfahren wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung eröffnet. Und das BKA mit den Ermittlungen beauftragt …«
    Mondrian musste das Mobiltelefon einen Moment vom Ohr nehmen, als er an einer Polizeistreife vorbeifuhr. Die Beamten starrten ihm hinterher.
    »… und vergiss nicht die CD, die ihr bekommen habt.«

8
    Donnerstag, Abend
     
    Betreff: countdown 2
     
    Empfangen: 20:18 uhr
     
     
     
    greenpeace in deep shit. kann uns nur recht sein. und ein paar fotos von niemann sind im netz. sieht nicht schön aus, muss aber sein. damit die leute begreifen, was auf dem spiel steht.
    jetzt müssen wir nachsetzen. nächste aktion vorbereiten, noch mal fahrzeiten und fluchtwege abklären. countdown nach plan. befehl zum go zwei stunden vor kollision.
     

9
    Bundeskriminalamt, Wiesbaden
     
    Flug LH 005 aus Hamburg landete mit zwanzig Minuten Verspätung in Frankfurt. Wie so oft bei dieser Frühmaschine, dachte Mondrian, als der Airbus nach einer Warteschleife über dem Vogelsberg zwischen Nebelfetzen zum Sinkflug überging und mit einem Ruck auf der Piste des Rhein-Main-Airports aufsetzte. Er hatte sich wie üblich einen Platz am Fenster geben lassen. So konnte er auch an trüben Tagen wie diesem wenigstens eine Weile in einen blauen Himmel über den Wolken schauen. Nachdem die

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