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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Metzner
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gemacht?«
    »Hausfriedensbruch. Sachbeschädigung. Ich habe ein Feld besetzt. So heißt das wohl.« Seitenblick auf Ricarda, die lächelte.
    »Sag mal, bist du auf Droge?«, bellte Rolfes. »Ich hoffe, du weißt, was du tust.«
    »Ja, das hoffe ich auch«, erwiderte Mondrian leise. So leise, dass es in den Fahrtgeräuschen unterging.

23
    Kommune, Schanzenviertel
     
    Siegesgeheul.
    Die schlammverkrusteten Stiefel trampelten die Treppe hoch. Gleich hinter der Wohnungstür flogen sie in eine Ecke, wo schon ein Berg von Sportschuhen lag.
    »Shit, hier ist ja mehr Dreck, als die Polizei erlaubt.« Die moppelige Frau mit den rot-grünen Haaren wäre fast über eine Mülltüte gestolpert. Kopfschüttelnd musterte sie die dicken Erdbrocken, die um den Schuhhaufen verteilt lagen.
    Keine Antwort, sondern ein Wettrennen zum Bad. »Du siehst ja auch wie so ‘n Schmuddelkind aus«, sagte sie zu Mondrian, als sie dessen verschmierte Finger bemerkte, und grinste. »Hi, ich bin übrigens Edda. Willkommen im Club!«
    Mit kräftigen Griffen streifte sie ihre Springerstiefel ab und ließ sie auf den Boden plumpsen. Auf miefenden Wollsocken führte sie ihn an dem Zimmer mit dem Che-Plakat vorbei durch einen langen Flur, der mit einem grellbunten Regenbogen bemalt war, in einen großen Eckraum mit einem niedrigen Tisch. Darum herum standen Sessel, die aussahen, als seien sie vor längerer Zeit beim Sperrmüll erbeutet worden. Der Boden war mit einem ausgeblichenen Sisalteppich bedeckt.
    Mondrian ließ sich neben dem Glatzkopf in einen zerknautschten Sitzsack sinken. Der Mann mit dem tätowierten Schädel hatte Kopfhörer über die Ohren geschoben und bewegte rhythmisch einen Kaugummi zwischen den Kiefern. Während Speedy eine ganze Flasche Mineralwasser in sich hineingluckern ließ, fluchte Edda in der Küche herum, weil sie keinen Möhrensaft fand. Dann kreuzte das blonde Mädchen auf, diesmal ohne Stirnband und ohne jede Scheu, splitternackt durch den Raum zu laufen. Sie hatte als Erste die Dusche erobert und suchte jetzt nach irgendetwas, was sie irgendwo in einem Wäschehaufen vermutete. Als sie ein weites Trägershirt herausgekramt und übergestreift hatte, hockte sie sich mit einem Joghurt neben Mondrian und reichte ihm einen Becher Kaffee.
    »Na, gehörst du jetzt auch zur family ?«
    Er kratzte verklebten Zucker in einer Tüte zusammen, die sie auf den Boden gestellt hatte, und rührte ihn in den Kaffee. »Wie lange bist du schon dabei?«, fragte er.
    »Ein paar Monate erst.« Sie gab sich keine Mühe, ihren skandinavischen Akzent zu verbergen. Im Gegenteil, er hatte den Eindruck, dass sie stolz darauf war. »Angel«, wie sie von den anderen genannt wurde, erzählte, sie sei einundzwanzig, aus Kopenhagen, Tochter einer geschiedenen Schauspielerin. Vor zwei Jahren, nach Abbruch der Schule, sei sie in Grönland gewesen, für ein Hotel-Praktikum in einer Lodge. »Dort hab ich gesehen, wie die Gletscher schmelzen. Große Flächen, so riesig. Wirklich ein Schock.«
    »Und wie bist du hierhergekommen, zur Familie ?«
    »Daran ist der schuld.« Sie zeigte auf den Kahlschädel, der fragend die Stirn in Falten zog und seinen Kopfhörer abnahm.
    »Karsten hat mich bei einem Klimacamp getroffen, in Hamburg. Kennst du so was? Da gab es eine Aktion gegen das neue Kohlekraftwerk in Moorburg. Mit ein paar hundert Leuten haben wir den Bauplatz gestürmt. Ein Mann vom Werkschutz, so ein brutaler Typ, hat mich vom Kran gezerrt. Da hat Karsten ihn k.o. gehauen.«
    Der muskulöse Mann nickte zufrieden. Erst jetzt sah Mondrian, dass auch seine Unterarme tätowiert waren, mit einem Batman und einem zerbrochenen Hakenkreuz.
    »Danach sind wir zurück ins Zeltlager«, sagte sie, »und haben noch mehr lustige Aktionen gemacht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Atommüllfässer in die S-Bahn gebracht. Spazieren gefahren. Keine echten natürlich, leere Tonnen.«
    »Dafür ohne Ticket«, mischte sich Karsten ein. »Und später haben ein paar Leute mit einem falschen Feueralarm einen VIP-Empfang von Vattenfall gesprengt.«
    »Natürlich wart ihr auch beim letzten Castor-Transport?«
    »Logo, alle hier«, sagte der Glatzkopf, »nicht nur zum Schottern. Als die Scheißdinger zum Schluss vorbeikamen, haben wir ›The Final Castor‹ gebrüllt. Nach dem Song ›The Final Countdown‹. Kennst du den?«
    »Klar. Von Europe, dieser schwedischen Rockgruppe«, antwortete Mondrian und wandte sich wieder Angel zu. »Und was willst du jetzt machen?«
    »Ach, irgendwas

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